Verführung
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Verführung

Es ist heiß. 38 Grad im Schatten. Auf der Liegewiese im Freibad ist er neben ihr eingenickt, kaum dass er den Arm um sie gelegt hatte. Sie spürt die Hitze ganz deutlich, besonders zwischen den Beinen und an der Rundung ihrer Brüste. Der Schatten der alten Kiefer, unter der sie ihre Decke ausgebreitet haben, verschafft ihr keine Kühlung. Sie liegt neben ihm und schaut ihn an, reglos und schweigend, minutenlang. Kaum satt sehen kann sie sich an seinen ausdrucksvollen Zügen und seinem schönen Gesicht. Sie muss an sich halten, um nicht über seine nackte Haut zu streichen oder ihn gar zu küssen. Aber sie will ihn nicht wecken.

Sie erinnert sich noch gut an jene Szene vor einem Jahr, nachts im Ferienhaus im Tessin, als sie nicht schlafen konnte, weil er ihr in jenen Anfangstagen so fern erschien und so fremd, und sie heimlich im Wohnzimmer geweint hatte, bis er davon aufgewacht war und sich ihrem Elend gestellt hatte. Seine Ehrlichkeit hatte ihr gut getan, sie jedoch nicht ermutigt, und am Ende, als alle Worte aufgebraucht waren, saß sie schweigend in ihrem Sessel und ihr Blick irrte verloren über das grellbunte Muster des Teppichs. „Komm!“, sagte er nur und sein Ton war eindeutig, doch sie schüttelte den Kopf: „Ich denke nicht, dass das jetzt eine gute Idee wäre.“ Wortlos stand er auf, packte sie am Handgelenk und führte sie ins Schlafzimmer. Als er schon in ihr war, griff er ihr ins Haar, suchte ihren Blick und hielt ihn fest: „Wenn ich dich will, gibt es kein Nein, hast du mich verstanden?“ Sie nickte nur, die Kehle wie zugeschnürt, und danach wagte sie es nie wieder, ihm einen Wunsch abzuschlagen. Aber was sie tun konnte, wenn sie selbst lichterloh brannte, er indessen keine Anstalten machte, sie zu wollen, das hatte er ihr nicht beigebracht.

Später in der Trambahn, als sich die klimatisierte Luft wie ein Mantel um ihre Schulter legt, wohltuend nach der drückenden Glut über dem Asphalt, nimmt sie seine körperliche Präsenz mit schneidender Deutlichkeit wahr. Seine Hand, die wie beiläufig auf ihrem Oberschenkel liegt. Braun gebrannt seine Haut, die Muskeln konturiert, der Arm von Adern und Sehnen durchzogen. Das weiche, kurz geschnittene Kopfhaar, durch das sie so gerne streicht, und der kühne Schwung seiner Brauen. Seine Augen, die tiefdunkel leuchten, umgeben von leisen Lachfältchen und manchmal explodierend vor Heiterkeit, so wie gestern, als sie ihn im Brustton der Überzeugung einen Schurken nannte. Er spielt so gern den Schurken, liebäugelt munter mit diesem Etikett, obwohl sie beide wissen, dass es nur eine Rolle ist – so wie sie ihm zuliebe das Braverl gibt, die reine Unschuld, sittsam und unverdorben. Nichts liebt er mehr, als sie zu beschämen, sie in Bedrängnis zu bringen und sie erröten zu sehen. Er zelebriert ihren Anstand und ihr Schamgefühl, weil es ihn so sehr erregt, sie darin zu beschmutzen – sie etwa zu zwingen, gegen jeden Widerstand ihre Beine für ihn zu öffnen, mitten in einer gut besuchten Bar, in kurzem Rock und ohne Unterwäsche! Ihr wird ganz heiß vor Scham, wenn sie daran zurückdenkt.

Und jetzt steht er barfuß und mit nacktem Oberkörper im Schlafzimmer, sichtlich unaufgeregt und entspannt, in Gedanken schon bei der Dusche, aus der sie gerade kommt. Bei seinem Anblick wird alles in ihr ganz weich. Das kalte Wasser hat ihr zwar den Schweiß von der Haut gewaschen, nicht jedoch die sündigen Gedanken. Ohne nachzudenken geht sie vor ihm in die Knie, neigt den Kopf tief bis zum Boden und beginnt seine Füße zu küssen, achtsam und konzentriert, so als berühre sie den Rocksaum eines Heiligen. Ihre Lippen streichen über seinen Spann, ihre Zunge tastet sich behutsam vorwärts, liebkost jeden Millimeter des gelobten Landes. Sie versinkt in seiner Nähe, atmet die Wärme seiner Haut, schwelgt in seiner körperlichen Präsenz. Er rührt sich nicht, lässt es einfach geschehen. Erst spät hört sie das vertraute Geräusch des Gürtels, der durch die Schlaufen seiner Hose gleitet. Ein kurzes Zischen, ein grelles Klatschen, das in brennenden Schmerz ausstrahlt. Sie keucht und biegt ihren Rücken noch weiter durch, bietet sich ihm dar in gieriger Fügsamkeit. Als der Gürtel abermals auf sie niedersaust, schluchzt sie. Ihr Schmerz ist seine Antwort. Noch immer kann sie die süße Seligkeit nicht begreifen, die es ihr bereitet, für ihn zu leiden.

Er bückt sich und fasst ihr zwischen die Beine. „Du bist ja ganz nass!“, stellt er fest. „Wie kommt das denn?“ Sie birgt ihr Gesicht an seinem rechten Fuß, doch er packt ihre Haare, zieht ihren Kopf in die Höhe und hält ihr seine feucht schimmernden Finger vor die Nase. „Erklär mir das! Warum ist deine Spalte so nass?“ Das Blut schießt ihr in die Wangen. „Ich weiß nicht… bitte…“, fleht sie bang. Er geht in die Knie, zieht ihren Kopf noch weiter in den Nacken. „Bist du etwa geil, du kleine Schlampe?“ Sie hasst es, wenn er sie so nennt. Nach all den Monaten hasst sie es immer noch. „Antworte, wenn du etwas gefragt wirst!“ Die Hand, die eben noch in ihr war, trifft ihre Wange, nicht allzu fest, aber doch mit Nachdruck. Sie weiß, dass sie sich jetzt kein Zögern mehr erlauben kann. „Ja…“, flüstert sie tonlos. „Ja, was?“ „Ja, ich bin erregt.“ „Du bist was?“ Sie windet sich. „Sag es!“ Der Gürtel verleiht seinen Worten Gewicht. „Ich sag es ja“, wimmert sie unter Stöhnen, „bitte, hör auf damit! Ich sage es! Ich sage es ja: Ich bin geil.“ Er lässt den Arm sinken. „Und was in aller Welt habe ich damit zu schaffen?“ Oh Gott, kann er es nicht einfach gut sein lassen? „Was ich damit zu schaffen habe, frage ich dich!“ Warum fällt ihr das nur so schwer? „Rede endlich, du Miststück!“ Er zieht den Gürtel zwei-, dreimal über ihre nackten Brüste. „Bitte fick mich!“, heult sie auf. „Wie war das? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich recht verstanden habe.“ Sie schaut zu ihm auf, sieht sein vertrautes Gesicht, spürt das Pochen zwischen ihren Beinen. Die Wölbung in seiner Hose bezeugt, wie sehr ihre Not ihn erregt. Sie beugt sich vor, küsst seine nackten Füße. „Bitte, mein Herr, fick mich! Ich verzehre mich schon den ganzen Nachmittag nach dir. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du mich fickst.“

Seine Finger wühlen sich erneut in ihre Scham, gleiten mühelos bis in ihre Tiefe. „Du gieriges Stück möchtest also von mir gefickt werden?“ „Ja, mein Herr.“ „Hart und tief, nehme ich an?“ „Ja, mein Herr, hart und tief!“ Ohne Vorwarnung bohren sich seine Finger in ihren Anus. Sie jault auf, ihr Körper macht einen Satz nach vorn. Auf diesen Vorstoß war sie nicht gefasst. „Stirn auf den Boden, Arsch in die Höhe”, befiehlt er, „spreiz deine Hinterbacken für mich!” Sie wimmert. Wenn er jetzt in sie eindringt, wird ihr das höllische Schmerzen bereiten. Natürlich hat sie sich danach gesehnt, gefickt zu werden, aber doch nicht so!

Also sie nicht sofort reagiert, schlägt er sie wieder, schlägt sie so lange, bis sie sich ihm auf die gewünschte Weise präsentiert. „Und jetzt sag: Bitte, mein Herr, fick mich in den Arsch! Bitte fick mich hart und tief in den Arsch! Ich bin so geil, ich brauche dringend einen ordentlichen Arschfick.“ Sie schluchzt. Sie hat Angst vor dem, was jetzt kommt. Doch es braucht nur einen gezielten Schlag in die Vertiefung, die sie ihm so ungeschützt darbietet, damit sie die Worte herausgellt.

Seine Hose fällt zu Boden. Er nimmt sich ihren Körper mit Gewalt. Sie schreit auf. Nein, sie brüllt. Ihre Knie schmerzen, als die Wucht seiner Stöße sie gegen das Parkett presst. Er zwingt sie aufs Bett, wirft sie auf den Rücken und schlägt ihr ins Gesicht, während er sie weiter fickt. Hart. In schnellem, unerbittlichen Rhythmus. Sie weint. Er dringt mit seiner Zunge in ihren Mund. Küsst sie. Stöhnt. Schlägt sie wieder. „Es erregt mich so, wenn du weinst!” Sie schaut ihn an. Widersteht dem Impuls, ihr Gesicht wegzudrehen und sich vor seinen Ohrfeigen zu schützen. Die Tränen laufen ihr über die Wangen. Er hält ihren Blick fest. „Ich liebe dich”, sagt er. Der Schmerz in ihrem Unterleib löst sich, weicht einem schmelzenden Feuer, das sich langsam durch ihre Organe frisst. Sie weint jetzt noch mehr, drängt ihr Becken näher gegen seine Hüften, schlingt ihre Arme und Beine um seinen Leib, leckt ihm das Salz von der Haut, erwidert seine Küsse, hungrig, haltlos, wollüstig. Er verfällt in wilde Raserei, beschleunigt seine Bewegungen, verausgabt sich. Mit einem tiefen, kehligen Keuchen entlädt er sich in sie, sackt über ihr zusammen, sein Körper schweißnass und schwer.

Sie spürt seinen Brustkorb, den erschöpften Rhythmus seines Atems, spürt seine Wärme und sein ermattendes Glied an ihrem Po. Ein zufriedenes Schnurren dringt aus ihrer Kehle. Er hebt den Kopf und lächelt sie an, zärtlich, mit diesem schelmischen, spitzbübischen Ausdruck, der sein Gesicht unsagbar jung wirken lässt. „Und das bei 40 Grad im Schatten! Kennst du denn gar keine Gnade?”

Wäre sie eine Katze, sie würde sich jetzt wohl die Sahne aus dem Bart lecken.

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