Die WG - Irina (Teil 4)
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Die WG – Irina (Teil 4)

Roland verstaute die Diskette in seinem Kleiderschrank. Sekunden später stand er vor Irinas Tür, an die er klopfte.
„Ja?“ hörte er Irina rufen.
Er öffnete die Tür und erstarrte. Irina lag mit dem Bauch auf dem Boden, die Beine weit gespreizt und im Knie
angewinkelt, so dass die Füße in die Luft zeigten. Zwischen den Beinen sah er nur Haut; sie trug kein Höschen.
Roland hatte schon mehr als eine weibliche Scheide gesehen, aber noch keine, die so blank, fest und frisch aussah
wie die von Irina. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, vor Verlegenheit, vor Verlangen, und vor Scham wegen des
Verlangens.
„Was denn?“ meinte Irina, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. Roland riss sich zusammen, sah ein letztes
Mal auf ihr Geschlechtsteil und den wunderschönen Po und ging dann um sie herum.
„Feierabend für heute!“ meinte er gezwungen fröhlich. „Wollen wir was raus?“
Jubelnd sprang Irina auf die Füße und schaute ihn mit leuchtenden Augen an.
„Echt? Keine Arbeit mehr?“
„Nein. Was ich schaffen wollte, habe ich geschafft. Ähm – Ich habe gerade was gesehen, als ich rein kam, Irina. Tut
mir leid.“
„Was denn? Ach so.“ Unbekümmert winkte sie ab. „Ich lauf im Haus gerne ohne Höschen rum. Seit der Egbert weg
ist, geht das ja auch wieder. Wo gehen wir denn hin?“
„Ich dachte, das könntest du mir zeigen. Immerhin bin ich ja fremd hier.“
„Super!“ quietschte sie. Sie sprang zu ihrem Bett, schnappte sich das Höschen, stieg schnell hinein, wobei Roland ein
weiteres Mal ihre Scheide sah, nur diesmal von vorne, zog sich dann das T-Shirt aus, was Roland einen Blick auf ihre
winzigen, kaum kirschgroßen Brüste gestattete, schlüpfte in das Shirt vom Morgen, zog sich den kurzen Rock an und
stieg schnell in ihre Schuhe.
„Fertig!“
Sie sah so glücklich und hübsch aus, dass Roland lächelnd die Arme ausstreckte. Einen Moment später prallte Irina
gegen ihn und umarmte ihn mit aller Kraft. Roland legte seine Wange auf ihr Haupt, streichelte ihr Haar und den
Rücken und wunderte sich überhaupt nicht mehr, dass er begann, mehr für Irina zu empfinden, als erlaubt war.
„Roland?“ fragte Irina in diesem Moment leise, ohne aufzusehen. „Kannst du mir diesen – diesen Zungenkuss mal
zeigen? Das war irgendwie zu schnell heute Morgen.“
Roland drückte sie fest an sich. „Nur wenn du das wirklich willst, Irina.“
„Sonst würde ich ja nicht fragen!“ lachte sie leise. „Machst du?“
Er fuhr mit beiden Händen durch ihr volles, lockiges, aschblondes Haar. „Nachher. Wenn wir zurück kommen. Ich
muss erst mal meine Hemmungen abbauen.“ Er hob Irinas Kopf am Kinn hoch und schaute in zwei strahlende
graublaue Augen.
„Und ich muss mir klar darüber werden, warum ich das auch möchte. Du bist ganz und gar nicht meine Altersklasse,
junges Fräulein.“
Irina kicherte fröhlich. „Ich bin eine Klasse für mich! Sagt Mutti immer.“
„Da hat sie mehr recht, als sie ahnt. Gehen wir?“
Nachdem sie das Haus verlassen hatten, legte Irina ihren Arm um Rolands Taille, und er im Gegenzug seinen Arm
um ihre schmalen Schultern. Irina strahlte ihn glücklich an.
„Wo führst du mich hin?“
„Zum Spielplatz. Da darf man zwar nur bis zwölf Jahren drauf, aber das bin ich ja noch.“
„Ach ja? Aber sonst bist du schon fast 13?“
„Genau!“ kicherte Irina ausgelassen. „Immer grad so, wie’s passt. Oder möchtest du einfach nur so laufen?“
„Ganz wie du möchtest, Irina. Zeig mir einfach ein paar schöne Ecken.“
„Okay…“ Sie sah sich kurz um, dann deutete sie auf das Haus hinter ihnen.
„Da unten, gleich über dem Gras, das ist eine schöne Ecke.“
„Du Biest!“ Lachend warf Roland sie um, fing sie auf und hob sie mit beiden Armen hoch. Irina warf kichernd ihre
Arme um ihn, dann wurde sie schlagartig ernst.
„Roland?“ sagte sie leise. „Magst du mich wirklich?“
„Ja“, erwiderte Roland ernst. „Ich mag dich sehr, Irina. Du mich auch?“
Das Mädchen lächelte schüchtern. „Ja. Wollen wir richtige Freunde sein?“
„Sind wir das nicht schon?“
„Nein. Richtige. Mit Schmusen und Küssen. Möchtest du?“
Roland nickte zögernd. „An und für sich ja. Aber du bist erst 13, Irina. Das ist Punkt Eins. Punkt Zwei ist, dass ich dich
eigentlich in deinem Zimmer einschließen sollte, weil du noch so jung bist, aber das Merkwürdige ist, dass mich dein
Alter weder stört noch anspricht. Verstehst du?“
„Ja.“ Irina nickte ernst. „Du magst mich nicht deshalb, weil ich ein junges Mädchen bin, und es stört dich auch nicht.
Stimmts? Also magst du mich, weil ich ‚ich‘ bin.“
„Genau. Punkte Eins und Zwei sind damit also erledigt. Nun Punkt Drei: deine Mutter.“
„Erledigt!“ kicherte Irina. „Sie sagte, ich darf so schmusen, wie ich das möchte.“
„Aha. Punkt Vier: Katja und all die anderen.“
„Auch erledigt.“ Irina schob sich näher an ihn heran und legte ihre Wange an seine Schulter. „Katja will nur, dass mir
niemand was tut. Mich nicht ausnutzt. Wenn ich jemanden wirklich mag, ist es für sie okay. Für Mutti ja auch. Sonja
und Armin…“ Sie kicherte fröhlich. „Die kriegen sowieso nicht viel mit. Die haben nur Augen für sich. Sonst noch
was?“
„Leider nein“, seufzte Roland. „Mir kommt das irgendwo falsch vor. Ich könnte zwar nicht direkt dein Vater sein, aber
ich bin 27, und du bist 13.“
„Du hast gerade gesagt, das stört dich nicht!“ beschwerte sich Irina. „Was denn nun?“
„Es stört mich auch nicht zwischen uns“, versuchte Roland zu erklären. „Warum nicht, verstehe ich selber nicht. Aber
es könnte Probleme geben, wenn uns andere sehen.“
„Du bist doof!“ sagte Irina aus voller Überzeugung. „Glaubst du, ich renne gleich nach draußen und verrate jedem
alles? Das ist hier die Großstadt, Mann! Hier wissen schon die Neunjährigen, was sie tun müssen und was nicht.“ Sie
schüttelte verständnislos den Kopf.
„Neunjährige, hm?“ grinste Roland. Irina zog eine Schnute, dann musste sie kichern.
„Na gut. Die Elfjährigen. Die aber ganz sicher!“
„Elf?“
„Elf.“ Irinas Blick war fest und bestimmt.
„Mach zwölf draus, und ich glaube dir.“
„Nein, elf.“
„Elfeinhalb?“
„Na gut“, kicherte sie. „Elfeinhalb. Ich mag dich!“
„Ich dich auch.“ Er drückte das Mädchen an sich und stellte sie dann wieder auf die Füße. „Wohin gehen wir?“
„Zurück ins Haus. Und da zeigst du mir den Zungenkuss.“
„Nach dem Laufen“, beharrte Roland. „Und du musst vorher noch eins wissen, Irina.“
„Und was?“
„Dass ein Zungenkuss nur etwas für sehr gute Freunde ist. Für Freunde, die irgendwann einmal Sex miteinander
haben wollen.“
„Dann ist ja alles klar.“ Sie griff grinsend nach seiner Hand. „Gehen wir etwas. Und dann zeigst du mir den
Zungenkuss.“
„Kann ich dir das überhaupt nicht ausreden?“ fragte er halb verzweifelt. Irina sah ihm voll in die Augen und schüttelte
leicht den Kopf.
Kapitel 3
Irina kam ins Wohnzimmer geflogen und landete direkt auf Rolands Schoß. Er erbleichte, als er spürte, dass sie nur
ihr T-Shirt trug, und sonst nichts.
„Jetzt!“ verlangte Irina mit schimmernden Augen. „Zeigen!“
„Das geht nicht gut!“ jammerte Roland. „Irina, ein – ein solcher Kuss lässt… bestimmte Gefühle entstehen, und -„
„Will ich auch hoffen! Langeweile hab ich hier genug. Mach.“ Sie schloss die Augen und legte ihr Köpfchen etwas
schräg. Roland stieß einen gequälten Laut aus, worauf Irina kicherte, und legte schließlich seine Hände an ihre
Wangen. Irina lächelte voller Erwartung, ließ die Augen jedoch zu.
Roland strich sanft über ihre warme, weiche Haut, näherte seinen Mund ihren Lippen und berührte sie schließlich.
In diesem Moment durchfuhr ihr ein sanfter Schock. Irinas Lippen waren ganz weich, ganz entspannt. Er drückte
seinen Mund etwas stärker darauf, begann sanft zu kauen und schob seine Zunge an ihre Lippen.
„Ich auch?“ murmelte Irina, ohne den Kuss zu unterbrechen. Roland nickte leicht. Im nächsten Moment spürte er
Irinas Zunge an seiner. Er leckte sie behutsam ab, um ihr zu zeigen, wie ein Zungenkuss ging. An der Spitze, an den
Seiten, unten, oben.
„Hmm!“ machte Irina überrascht. „Schön!“ Sie rutschte näher an ihn heran, schlang ihre Arme um seinen Hals und
drückte ihn kräftig.
Roland intensivierte den Kuss. Er leckte über ihre Zähne, den Gaumen, die Wangen, und wieder über die Zunge.
Irina machte mit und seufzte zwischendurch immer wieder leise. Plötzlich riss sie ihren Kopf zurück, starrte Roland
eine Sekunde lang verstört an, sprang dann auf und rannte wie gehetzt in ihr Zimmer. Roland hörte noch, wie sie den
Schlüssel herum drehte, dann war Stille.
Nur nicht in seinem Kopf; dort spielten die Gedanken Chaos.
Roland sah Irina erst zum Abendessen wieder. Das Mädchen saß totenstill am Tisch, aß bedrückt und sah überhaupt
nicht auf. Irene und Katja warfen immer wieder Blicke auf Roland, der sich zwar einer gewissen Schuld bewusst war,
jedoch keiner so großen, dass sie eine Rechtfertigung für Irinas Verhalten gewesen wäre. Dennoch war ihm
anzusehen, dass er etwas verbarg.
„Also schön.“ Irene knallte das Messer, mit dem sie sich gerade ihr Brot bestreichen wollte, auf den Tisch. „Wenn
keiner den Anfang macht, dann eben ich. Was ist passiert, Krümel?“
Armin und Sonja wechselten einen schnellen Blick und huschten wie Schatten nach draußen.
„Perfekt.“ Katjas Stimme war grimmig und kalt. „Rede, Irina. Was ist passiert?“
Irina machte eine Grimasse, sah kurz und entschuldigend zu Roland und dann zu ihrer Mutter.
„Roland hat mich heute morgen an die Scheide gefasst, und -“ Roland wurde feuerrot im Gesicht.
„Reicht!“ Katja sprang auf. „Roland, wir beide -„
„Nein!“ Irina sprang ebenfalls auf. „Katja, so war es nicht! Nicht so!“
„Bitte?“ Katja setzte sich wieder hin, mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck. Irene saß blass in ihrem Stuhl. Irina holte
tief Luft.
„Also… Heute Morgen, als ihr alle weg wart, war mir langweilig. Ich bin zu Roland, aber der schlief noch. Ich bin in
sein Bett, hab mich an ihn gekuschelt und gedöst, bis er wach wurde. Das wurde er aber nicht. Also nicht richtig
wach. Nur so halb. Er meinte, dass er nicht wüsste, wer ich bin, und dass er wohl einen Filmriss hat. Ich hab gesagt,
ich bin die Irina, und er sagte, er ist der Roland. Dann hat er mich umarmt, richtig mit Zunge geküsst und meinen Po
und die Scheide gestreichelt. Einen Moment später wurde er richtig wach. Da wusste er plötzlich, wer ich bin, und
sprang so schnell aus dem Bett, dass er sich ganz doll das Knie gestoßen hat. Er hat da einen richtig großen blauen
Fleck.“ Irina sah zu ihrer Mutter, die sich langsam wieder sammelte.
„Er hat dann gesagt, dass es keine Absicht gewesen war, Mutti. Das glaube ich ihm auch. Er ist so rot geworden wie
jetzt gerade. Er meinte, als er gespürt hätte, dass ich – dass ich noch keine Schamhaare habe, hätte er gewusst, dass
was faul ist, und er hat auch sofort seine Hand da weg genommen.“
„Stimmt die Version?“ fragte Katja kalt. Roland nickte bekümmert.
„Ja“, sagte er leise. „Genauso war es. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, aber wie ich Irina dann erklärt habe, bin ich
davon ausgegangen, dass eine Frau die Nacht mit mir verbracht hätte. Ich war in Gedanken noch mehr in meiner
alten Heimat als hier. Und ich bin auch nur wegen Irina wach geworden. Weil sie in meinem Bett lag. Sonst hätte ich
bis zum Mittag geschlafen, so kaputt war ich.“
„Dann verstehe ich allerdings, warum du so daneben bist.“ Irene griff nach Irinas Hand. „Was -„
„Nicht deswegen!“ Irina schüttelte unwillig den Kopf. „Sondern weil Roland beim Küssen so viel Spucke in meinen
Mund gemacht hat, dass es – dass es mir zwischen den Beinen wieder heraus lief.“
„Bitte?“ Katja konnte das Lachen nur mühsam zurück halten. „Er hat was getan?“ Ihr Blick flog zu Roland. „Was hast
du getan? Ich kenne ja einiges, aber das ist mir neu.“ Irene fand das hingegen überhaupt nicht lustig.
„Ich möchte jetzt ganz genau wissen, was mit meiner Tochter passiert ist“, sagte sie leise, doch voller Wut. „Und zwar
jedes Detail. Wieso hast du sie angespuckt?“
Roland hob verzweifelt die Hände. „Das habe ich nicht! Irina ist mir den ganzen Tag auf – Sie wollte unbedingt
wissen, wie ein Zungenkuss geht. Ich habe versucht, es ihr auszureden, aber sie hatte es sich nun mal in den Kopf
gesetzt. Wir sind etwas spazieren gegangen, wobei ich ihr erklärt habe, dass ein solcher Kuss nur etwas für sehr gute
Freunde ist, aber sie meinte, das wären wir ja auch. Dann sagte ich, dass ein Kuss – dieser Kuss schon auf Sex
vorbereitet, und sie erwiderte, dass sie das auch hoffte.“
„Stimmt das?“ fragte Irene. Irina nickte leicht. „Hat Roland es dir wirklich ausreden wollen?“ Wieder nickte Irina, wobei
sie diesmal ihre Mutter ansah.
„Hat er. Aber ich wollte das wirklich wissen, Mutti.“
Irene seufzte. „Und dann?“
„Als wir dann zu Hause waren, hat sie sich umgezogen. Sie kam nur im T-Shirt ins Wohnzimmer. Ohne – ohne
Unterwäsche. Sie sprang auf meinen Schoß und wollte küssen. Ich habe noch mal versucht, es ihr auszureden, aber
ohne Erfolg. Schließlich haben wir uns geküsst, und plötzlich sprang sie völlig verstört auf und rannte raus.“
„Ja!“ fuhr Irina ihn an. „Weil du meinen ganzen Mund vollgespuckt hast! So viel, dass ich vier Tempos brauchte, weil
es schon nach draußen lief. Das war so eklig!“
„Ich krieg die Motten!“ Katja brüllte vor Lachen und schlug auf den Tisch, dann fiel sie in ihren Stuhl, ließ den Kopf in
den Nacken fallen und lachte nur noch herzhaft. Irene konnte das nicht ganz verstehen.
„Das findest du lustig?“ fuhr sie Katja an, als sich ihr Lachen etwas gelegt hatte. Katja nickte, griff nach der Serviette
und wischte sich die nassen Augen trocken.
„So etwas Köstliches habe ich seit Jahren nicht mehr gehört. Irene, und du behauptest allen Ernstes, du hast Irina
aufgeklärt? Du hast wohl nach der Bestäubung durch die Bienen plötzlich einen wichtigen Termin gehabt und bist
abgehauen.“
„Mutti hat mich gründlich aufgeklärt!“ fauchte Irina.
„Das sehe ich. Hach, ist das herrlich. Roland, du bist entschuldigt. Alles verziehen. Es fällt mir zwar schwer, es zu
sagen, aber du bist unschuldig. Zumindest in diesem Punkt. Irene, Klappe. Jetzt rede ich. Irina, pass auf: Was aus
deiner Scheide lief, war nicht Rolands Spucke. Das geht nämlich überhaupt nicht. Nicht so. Es wurde bei dem Kuss
plötzlich feucht dort. Richtig?“
Irina nickte bekümmert.
„Dachte ich mir. Krümel, du wirst eine Frau. Die Feuchtigkeit dort bedeutet nichts anderes, als dass sich die Scheide
darauf vorbereitet, das männliche Glied aufzunehmen. Es wird feucht, damit es leichter hinein geht.“
Irina riss die Augen auf, ihr Kopf fuhr zu ihrer Mutter herum. „Stimmt! Das hast du mir damals gesagt! Also war das
gar nicht Rolands Spucke?“
Irene stieß den Atem aus. Ihre ganze Wut konzentrierte sich auf ihre Tochter.
„Was um alles in der Welt fällt dir ein, in sein Bett zu gehen, wenn er schläft? Bist du komplett übergeschnappt? Und
wieso lässt du dich küssen?“
Katja wollte vermittelnd eingreifen, doch Irina war schneller.
„Weil du mir das gesagt hast!“ fuhr sie ihre Mutter hitzig an. „Du hast gesagt, ich kann so mit ihm schmusen, wie ich
das will!“
„Schmusen!“ rief Irene aufgebracht. „Aber von Küssen war nie die Rede!“
„Doch!“ Irina haute auf den Tisch. „Schmusen und Küssen ist das gleiche! Wenn wir schmusen, gibst du mir auch
Küsschen!“
„Aber keinen Zungenkuss!“ Irene zitterte vor Wut. „Geh in unser Zimmer. Sofort!“
Irina sprang schluchzend auf und rannte hinaus. Irene wandte sich voller Hass an Roland.
„Du kommst mir auch besser nicht mehr unter die Augen.“
„Ist jetzt bitte Schluss?“ Katjas Augen waren wie Eis. „Roland, lass uns alleine. Ich muss mit Irene reden.“
Von Herzen dankbar machte sich Roland aus dem Staub. Katja sah Irenes zitternden Finger, mit denen sie sich eine
Zigarette nahm, und wartete geduldig, bis sie brannte und Irene einen tiefen Zug genommen hatte.
„In aller Ruhe“, sagte sie dann sanft. „Was genau regt dich jetzt so auf?“
„Alles!“ Irene stand das Wasser in den Augen. „Er ist gerade mal einen Tag hier, und -„
„Und fingert an deiner Tochter herum?“
Irene nickte mit zusammen gekniffenen Lippen.
„Das buche ich auf die Dummheit deiner Tochter. Wenn ich einen Mann im Bett spüre, greife ich auch ins volle
Leben. Da hat Roland mein vollstes Verständnis. Und der blaue Fleck an seinem Knie ist nun wirklich nicht zu
übersehen. Hast du ihr wirklich gesagt, dass sie so mit ihm schmusen kann, wie sie es möchte?“
„Ja.“
„Dann darfst du dich auch nicht wundern.“ Katja trank einen Schluck Kaffee, ließ die Augen jedoch nicht von Irene.
„Deine Tochter wird erwachsen“, sagte sie dann sanft. „Sie vermisst ihren Vater. Zwei Punkte auf einmal. Roland ist
für sie eine Vaterfigur, und gleichzeitig ein Freund. Ein Freund, mit dem sie die ersten Schritte in Richtung Frau
probiert. Erinnerst du dich an unser Gespräch gestern Abend? Oder waren das alles nur Lippenbekenntnisse?“
„Scheint so.“ Irene trank ebenfalls von ihrem Kaffee. „Darüber zu reden, und plötzlich damit konfrontiert zu werden…
Das ist ein himmelweiter Unterschied.“
„Sollte es eigentlich nicht sein. Gehen wir es noch mal durch. Irina krabbelt zu ihm in die Falle; er denkt, sie wäre eine
Zufallsbekanntschaft vom vorherigen Abend und geht ran. Als er wach wird, nimmt er sofort Reißaus und entschuldigt
sich. In meinen Augen war das ein Unfall. Höchstens. Und so, wie Irina darüber geredet hat, hat es sie nicht im
Geringsten belastet.“
„Aber er hat sie an der Scheide berührt! Ein nicht mal 13 jähriges Mädchen!“
„Das ohne Vorwarnung zu ihm ins Bett kam und mit ihm schmuste, während er noch schlief. Wie gesagt: er hat in
diesem Punkt mein vollstes Verständnis. Das war seine erste Nacht hier, und niemand kann erwarten, dass er schon
alle Leute hier so verinnerlicht hat, dass er sich selbst im Schlaf daran erinnert, wer sie sind. Und wie alt sie sind.
Wenn ich schlafe, erinnere ich mich auch nicht daran, wie alt der Mann neben mir ist. Alles, was ich weiß, ist, dass er
ein Mann ist. War es bei dir und Dieter anders?“
Irene schüttelte unmerklich den Kopf.
„Dachte ich mir“, meinte Katja seelenruhig. „Ist es nämlich bei keinem Paar, das gemeinsam im Bett liegt. Wenn
überhaupt, ist Irina hier ein Vorwurf zu machen. Doch selbst das würde ich lassen. Sie hat gemerkt, was passieren
kann, es hat ihr nicht geschadet, und damit ist gut. Okay, er hat sie berührt, aber das war im Schlaf. Oder kurz vorm
Aufwachen. Wenn er wach gewesen wäre, wäre er jetzt schon kein Mann mehr, aber so…“
Katjas ruhige Stimme und die Logik in ihren Sätzen stimmten Irene allmählich friedlich. Sie nickte leicht.
„Okay“, meinte sie mit nur noch leicht angespannter Stimme. „Dann zum Kuss.“
„Den Klein Irina wollte. Mit aller Macht. Ich habe Roland angesehen, dass er es ihr auszureden versucht hat. Ich
weiß, wenn ein Mann lügt, aber er hat wirklich die Wahrheit gesagt. Andererseits mag er Irina sehr, und nur
deswegen hat er ihr diesen Gefallen getan. Hätte er den ersten Schritt gemacht… Siehe oben. Aber so mache ich ihm
keinen Vorwurf.“ Sie grinste plötzlich breit.
„So viel Spucke, dass es ihr zwischen den Beinen wieder heraus läuft. Hast du das schon mal gehört?“
Irene kniff die Lippen zusammen und schwieg. Dann zog allmählich ein ganz feines Lächeln über ihr Gesicht. Katja
hakte sofort nach.
„Stell dir das mal vor“, meinte sie mit angeekelter Stimme. „Da pumpt der Mann seine ganze Spucke in dich rein,
überschwemmt Speiseröhre, Magen und Nieren und pumpt immer mehr in dich rein, bis die Blase es nicht mehr
halten kann. Ist doch widerlich, oder? Buah!“
Irenes Schultern zuckten verdächtig, als sie nickte.
„Die arme Irina muss ja wirklich einen Schock bekommen haben“, überlegte Katja laut. „Dank der hervorragenden
und immer präsenten Aufklärung ihrer Mutter weiß sie absolut genau, was da in ihrem Körper passiert, und so bleibt
nur die eine Erklärung. O Schreck! Da läuft Rolands Spucke aus ihrer Scheide! Direkt von oben nach unten durch,
ohne Pause. Wirklich gut gemacht, Irene. Glückwunsch. Das ist genau die Aufklärung, die unsere Jugend braucht,
um jederzeit sicher und bewusst zu küssen.“
„Halt doch die Klappe!“ Irenes Augen waren feucht, doch das Lachen in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. Katja
überging es jedoch.
„Was wird sie machen, wenn sie einen Samenerguss sieht?“ überlegte sie mit kritischem Gesicht. „Kuchen holen,
weil sie denkt, das wäre ein Sahnespender? Oder was hast du ihr in diesem Punkt erklärt?“
Irene hob lachend die Hände. „Okay! Es reicht! Ist gut! Hab verstanden.“
„Hoffentlich.“ Katja schaute sie mitfühlend an. „Es ist natürlich ein Schock, Irene. Das will ich gar nicht abstreiten.
Aber erstens ging die Initiative von Irina aus, und zweitens hat sich Roland – was ich nur ungern zugebe – wie ein
richtiger Kavalier verhalten. Zwar auf ihre Wünsche eingegangen, die nun weiß Gott nicht gerade harmlos waren, sich
aber so verhalten, wie ich mir das von einem Freund meiner Tochter nur wünschen würde.“
Irene seufzte laut. „Du hast ja irgendwo recht. Was soll ich jetzt tun?“
„Drei Dinge.“ Katja beugte sich vor. „Erstens: bei Irina entschuldigen.“ Irene nickte sofort.
„Zweitens: bei Roland entschuldigen.“
Das kostete etwas Überlegung und Kraft, doch schließlich nickte Irene auch hier.
„Hast recht“, sagte sie leise. „Ich habe ihm viel zu viel unterstellt und einfach nur noch wütend reagiert.“
„Was ich auch verstehe. Aber das bringt uns zu Drittens: mach dir bitte – bitte! – Gedanken um deine Einstellung.
Erlaubst du Irina nun, mit ihm zu schmusen, oder nicht? Darf sie das tun, was sie möchte, oder nicht? Vertraust du
ihr, oder nicht? Warst du 13 bei deinem ersten Sex oder nicht?“
„Fast 14“, erinnerte Irene sie.
„Fast 14. Und das war vor 16 Jahren. Mach dir da bitte Gedanken drum, Kind.“
Irene zog eine Grimasse. „Ja, Mutti.“
„So ist brav.“ Katja zwinkerte ihr zu. „Jetzt sammle die Leute zum Abendessen ein, sonst verhungern sie uns noch.“
Irene stand auf. „Kann ich mich bei der Gelegenheit ja gleich per Rundumschlag entschuldigen.“
„Genau deswegen sollst du gehen.“
Seufzend trollte sich Irene zu ihrem Zimmer. Irina hockte schmollend auf dem Bett. Sie sah ihre Mutter nicht an, als
diese sich neben sie setzte.
„Ich bitte dich um Entschuldigung“, begann sie. „Ich habe dich angegriffen, obwohl du keine – nur sehr wenig Schuld
hattest.“
Irinas Kopf fuhr herum. „Sehr wenig?“
„Ja. Etwas schon. Dass du zu ihm ins Bett gegangen bist, hätte böse ausgehen können.“
Irina zog eine Grimasse. „Hat Roland auch gesagt. Aber mir war doch so langweilig!“
„Wirklich?“ Irene zog sie lächelnd an sich, was Irina auch mit sich machen ließ. „Oder suchtest du einfach nur einen
Grund, zu ihm gehen zu können?“
Irina schob die Unterlippe vor und senkte den Kopf. Irene fuhr ihr leise lachend über das Haar.
„Du magst ihn wirklich, nicht wahr?“
„Ja.“
„Vertraust du ihm denn auch?“
„Ja.“ Ihr Kopf kam wieder nach oben. „Heute Morgen… Gut, er hat mich angefasst, aber er war ja auch noch voll am
Pennen. Als er wach wurde, ist er aufgesprungen, als hätte ich ihn gebissen. Und dann… Dann hat er wirklich gesagt,
dass wir uns nicht so küssen sollten, aber ich wollte das doch wissen!“
„Möchtest du noch mehr wissen?“ Sie sah ihre Tochter beunruhigt an. Irina schüttelte langsam den Kopf.
„Im Moment nicht. Darf ich denn wirklich nicht mehr mit ihm schmusen?“
Irene seufzte tief. „Doch. Aber lass dir bitte Zeit. Bitte! Mach einen kleinen Schritt nach dem anderen, ja?“
„Versprochen.“ Irina lächelte leicht. „Ich kann Roland immer so herrlich mit Sex und darüber reden aufziehen. Er wird
wahnsinnig schnell rot. Aber das machen… Nein. Will ich noch nicht. Nur schmusen. Und küssen. Darf ich das?“
„Hörst du auf mich, wenn ich Nein sage?“
Irina kicherte und versteckte sich an ihrer Mutter.
„Dachte ich mir. Lauf in die Küche; du hast ja kaum was gegessen.“
„Kann ich Roland holen?“
„Das mach ich schon. Ich wollte noch ganz kurz mit ihm reden. Nun los.“
Irina lief in die Küche, Irene sammelte Mut und Kraft für das folgende Gespräch. Schließlich klopfte sie an Rolands
Tür.
„Ja?“
Sie trat ein. Roland saß an dem kleinen Tisch und tippte auf seinem Laptop herum. Irene schloss die Tür hinter sich.
Roland sah erstaunt und mit Besorgnis zu ihr. Irene brachte es schnell hinter sich.
„Ich möchte mich entschuldigen“, meinte sie bedauernd. „Ich habe mehr Dinge angenommen als tatsächlich
vorgefallen sind, und die auch noch falsch. Das tut mir leid.“
„Mir auch.“ Er seufzte, drückte ein paar Tasten und stand dann auf. „Mir tut auch einiges leid, Irene. Ich weiß nicht,
warum deine Tochter und ich uns so gut verstehen. Ich habe mit Kindern sonst überhaupt nichts am Hut. Nie gehabt.
Nie mit klar gekommen. Die haben mich immer nur vom Schreiben abgehalten. Und als Freundin… Da müsste sie mir
eigentlich viel zu jung sein, aber wenn ich ihr in die Augen schaue, ist ihr Alter überhaupt nicht mehr da. Dann ist sie
einfach nur noch Mensch. Verstehst du?“
„Halb.“ Sie lächelte schief. „Eigentlich wollte ich mich rechtfertigen. Nimmst du immer die Schuld auf dich?“
„Manchmal.“ Auch er lächelte. „Aber in diesem Fall trifft mich ziemlich viel Schuld. Erst das heute Morgen, dann
dieses Missverständnis… Es hätte erst gar nicht zum Kuss kommen dürfen.“
„Ich habe dich gewarnt, dass sie sehr besitzergreifend sein kann. Aber ich denke – Nein. Ich weiß jetzt, dass dich
kaum Schuld trifft. Jedenfalls weniger als Irina. Und bei ihr von Schuld zu reden, ist so, als würde man ein Karnickel
bestrafen, weil es vom Salat genascht hat.“
„Was?“
„Nichts.“ Irene musste grinsen. „Komm Abendessen.“
Zögernd folgte Roland ihr. Irene holte noch Sonja und Armin auf dem Weg ab. Irina wartete bereits auf Roland, mit
leuchtenden Augen. Als sie ihn sah, sprang sie zu ihm und drückte ihn stürmisch.
„Alles geklärt!“ strahlte sie. „Wir dürfen weiter schmusen!“
Roland schüttelte den Kopf und schob Irina von sich. Nicht fest, aber bestimmt.
„Nein, Irina. Schluss. Es hat schon mehr Ärger gegeben, als du und ich wollen. Das reicht mir. Ich mein es nicht böse,
aber zum Schmusen suchst du dir bitte in Zukunft jemand anderen. Ich verstehe die Reaktion deiner Mutter, aber ich
möchte das nicht noch einmal erleben. Tut mir leid.“
Irina starrte ihn sprachlos an, doch als sie erkannte, dass er keinen Witz machte, schluchzte sie auf und rannte in ihr
Zimmer. Roland sah entschuldigend zu Irene, die ihn ebenfalls anstarrte.
„Bitte entschuldigt mich, ich habe noch zu arbeiten.“ Er drehte sich um und ging in sein Zimmer.
„Mit der Möglichkeit habe ich überhaupt nicht gerechnet.“ Katja schüttelte den Kopf. „Also eins ist mal sicher: auf
Kinder steht der nicht.“
Irene setzte sich seufzend. „Dafür ist Irina jetzt fertig mit den Nerven. Ich auch. Irgendwie.“
„Wir essen erst mal zu Ende“, schlug Katja vor, dann sah sie zu den Turteltauben. „Oder habt ihr eine gute Idee?“
Sonja zuckte mit den Schultern. „Wir wissen ja gar nicht mal, worum es genau geht.“
Das erklärte Katja ihnen in wenigen Sätzen. Armin nickte nachdenklich.
„Ich würde genauso reagieren wie Roland. Ein Schock reicht. Es hat sich zwar alles geklärt, aber der Schock sitzt nun
mal. Und dass er Ärger aus dem Weg geht… Ist doch kein Wunder, oder? Bei den ganzen Meldungen über
Missbrauch… Da nimmt man doch sofort das Schlimmste an und hört erst gar nicht richtig zu. Und der Mann steht in
so einer Situation sowieso in der feindlichen Ecke.“
„Da hast du gar nicht mal unrecht.“ Nachdenklich schüttete sich Katja einen neuen Kaffee ein. Irene sah auch so aus,
als würde sie sich das Gehirn zermartern.
„Genau so sollte man es Irina vielleicht erklären“, meinte Sonja. „Dass er einfach nur unnötigen Stress vermeiden will.
Wenn sie will, kann sie ganz vernünftig sein.“
„Guter Punkt.“ Irene nickte. „Das wird sie verstehen. Gerade mit Gastner und Egbert im Hinterkopf. Sie ist ja auch
nicht von gestern.“
„Richtig.“ Katja sah ernst in die Runde. „Trotzdem wird sie es nicht akzeptieren. Gerade weil Roland nicht so ist wie
Gastner und Egbert. Weil sie ihn mag. Sie wird es verstehen, aber nicht akzeptieren. Da würde ich glatt meinen
nächsten Ehemann drauf verwetten.“
Irina kam in diesem Moment bedrückt in die Küche geschlichen.
„Komm her, Krümel.“ Irene streckte ihre Arme aus, doch Irina schüttelte den Kopf und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
Todtraurig griff sie nach dem Brotkorb, fischte sich eine Scheibe Weißbrot heraus, ließ sie achtlos auf den Teller
fallen, zog seufzend Butter und Honig heran und schmierte sich lustlos das Brot.
„Irina.“ Sonja griff über dem Tisch nach ihrer linken Hand. „Sprich mit uns. Was hast du?“
Das Mädchen sah nur kurz auf, ließ alle am Tisch nasse Augen sehen und schaute dann wieder auf ihr Brot. Sie legte
das Messer zur Seite, klappte das Brot mit beiden Händen zusammen, nahm das Messer wieder auf, schnitt das Brot
in der Mitte durch, legte das Messer weg, nahm es einen Moment später wieder auf und säbelte ohne Vorwarnung
wie wild an ihrem linken Handgelenk herum.
„Irina!“
Katja sprang regelrecht über den Tisch, noch bevor die anderen realisierten, was geschah, warf Irina samt Stuhl um,
riss ihr noch im Fallen das Messer aus der Hand, schleuderte es zur Seite und drückte das Mädchen an sich, das
übergangslos begann, heftig zu weinen. Erst jetzt kam Bewegung in die anderen drei. Irene sprang so schnell auf,
dass sie ihren Stuhl umwarf, und ließ sich neben ihrer Tochter auf die Knie fallen. Sonja und Armin standen mit
blassen Gesichtern auf.
„Lasst mich doch sterben!“ schluchzte Irina. „Lasst mich doch einfach sterben!“
„Auf gar keinen Fall, Krümel.“ Katja drückte sie zärtlich an sich. „Dafür haben wir dich alle viel zu sehr lieb. Armin, hol
Roland. Wenn er nicht kommen will, zieh ihn an den Haaren her.“
„Ich bin schon da.“ Roland stand verwundert in der Tür. „Was ist denn los? Ich hab Stühle fallen hören, und bin -„
„Ruhe.“ Katja sah ihn eindringlich an; so eindringlich, dass Roland den Ernst der Situation spürte.
„Roland“, sagte sie dann ganz langsam, mehr für Irinas Ohren als für seine bestimmt. „Irene und ich haben uns noch
einmal unterhalten, und wir sind beide der Meinung, dass es für Irina sehr wichtig ist, dass sie mit dir schmust.
Verstehst du?“ Ein so eindringlicher Blick traf Roland, dass er automatisch nickte.
„Weder Irene noch ich machen euch jemals wieder Ärger. Wenn es Missverständnisse wie die von heute geben
sollte, werden wir die in aller Ruhe besprechen. Ohne Vorurteile, ohne Streit, ohne ungerechte Anschuldigungen. Es
ist nur so, dass Irina dich mag, und du magst sie. Sie ist den ganzen Tag allein zu Hause“ – sie warf dem Messer
einen so deutlichen Seitenblick zu, dass Roland innerhalb von Bruchteilen von Sekunden erkannte, was hier
geschehen war – „und für sie ist es wichtig, jemanden zu haben, der für sie da ist. Mit dem sie reden, lachen und auch
schmusen kann. Verstehst du?“
Roland nickte mit trockenem Mund.
„Gut.“ Katja ließ sich ihre Erleichterung nicht anmerken. „Dann komm jetzt her und sprich mit Irina. Sei lieb und sanft;
sie ist im Moment etwas durcheinander. Sie hat sich nämlich aus Versehen ziemlich böse geschnitten. Sonja, holst du
bitte schnell den Verbandskasten?“
Während Sonja los raste, ließ sich Roland neben Irina auf den Boden fallen. Er sah den tiefen Schnitt am linken
Handgelenk, doch das Blut floss nur langsam, spritzte jedoch nicht.
„Das tut mir so leid“, sagte er leise zu Irina, die seinem Blick auswich. „Habe ich dich so durcheinander gebracht?“
Das Mädchen nickte stumm. Roland legte seine Hand an ihren Kopf und strich ihr leicht über das Haar.
„Ich hab dich wirklich gern, Krümel“, sagte Roland mit einem leichten, sanften Lächeln. „Sehr gern. Ich wollte nur
nicht noch mehr Ärger machen. Aber wenn jetzt alles geklärt ist, würde ich wieder gerne mit dir schmusen. Wir
müssen nur aufpassen, dass so Unfälle wie der heute Morgen nicht mehr passieren, okay?“
Irina nickte kaum wahrnehmbar. Sonja kam mit dem Verbandszeug zurück. Katja nahm ihr den Kasten ab und gab
leise Anweisungen, während sie die Wunde versorgte. Roland redete derweil weiter.
„Ich habe das nur gemacht, damit wir deiner Mutter nicht noch mehr Sorgen bereiten, Krümel. Du haust ihr einfach
um die Ohren, wo ich dich berührt habe, und dabei soll sie auch noch ruhig bleiben? Geht doch nicht.“ Bei diesen
Worten musste Irina ganz leicht lachen.
„Dann erzählst du ihr auch noch, dass du einen langen Kanal von der Kehle bis nach unten hast. Ist doch kein
Wunder, dass sie ausrastet. Du bist doch keine Missgeburt, oder?“
„Nein.“ Irina drehte den Kopf zu ihm. „Ich hab das aber wirklich gedacht.“
„Dann rede doch einfach mit mir.“ Er legte sich halb auf sie; mehr um ihr den Blick auf ihre Wunde zu ersparen, als
aus Nettigkeit oder Gefühl. „Hau nicht gleich ab oder mach sonst etwas Dummes, sondern rede.“
Irina fing wieder an zu weinen. „Ich hab was ganz was Dummes gemacht“, schluchzte sie leise. „Jetzt gerade eben.“
„Pst!“ Roland legte ihr lächelnd einen Finger auf die Lippen. „Das ist alles Vergangenheit. Wir zwei fangen einfach
noch mal von vorne an, okay? Ganz von vorne. Hallo! Du bist aber ein großes Mädchen! Wer bist du, und darf ich
überhaupt noch Du zu dir sagen?“
„Ich bin die Irina!“ Sie warf ihren rechten Arm um seinen Hals. „Und du?“
„Der Roland. Sehr erfreut, dich kennen zu lernen.“
„Ganz meinerseits.“ Sie kuschelte sich an seinen Hals. „Roland? Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?“
„Natürlich, Irina. Ich habe gern fremde Mädchen im Bett. Aber du musst dich schön züchtig anziehen, ja? Ich werde
nämlich schon rot, wenn ich einen nackten Fuß sehe.“
„Spinner!“ Sie drückte ihn kichernd. „Darf ich wirklich bei dir schlafen?“
Roland sah kurz zu Irene, die mit feuchten, jedoch lächelnden Augen nickte.
„Das darfst du, Irina“, sagte er dann. „Aber denk bitte an die züchtige Kleidung, ja? Alles bedecken, was mich rot
machen könnte.“
„Okay. Schon kapiert.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Mach ich.“
„Danke.“ Auch er küsste sie auf die Wange, bevor er kurz fragend nach rechts sah. Katja schüttelte schnell den Kopf;
sie war noch nicht fertig.
„Wann darf ich dich denn erwarten?“ fragte er Irina.
„Wenn sie zurück kommt.“ Katja schob ihn sanft zur Seite. „Krümel, da sind Butter, Honig und Weißbrot in der
Wunde. Wir müssen kurz ins Krankenhaus fahren. Komm hoch.“
„Krankenhaus?“ Irina sah alarmiert zu ihr auf.
„Ja. Ich bin keine Ärztin, Krümel; ich hab den Schnitt nur etwas sauber machen können. Komm bitte, sonst gibt es
noch eine Blutvergiftung.“
„Ich komm mit.“ Irene sprang auf. „Nicht, dass sie Irina…“
„Was denn?“ fragte Irina nervös, während Roland ihr auf half.
„Nichts. Ziehen wir dich eben schnell an.“ Sie zog das Mädchen mit sanftem Nachdruck mit sich fort. Katja lief in ihr
Zimmer, um sich Tasche und Schlüssel zu holen. Roland, Armin und Sonja tauschten besorgte Blicke aus.
Würde der Arzt, der Irina behandelte, erkennen, dass sie versucht hatte, sich umzubringen, und sie zur Beobachtung
da behalten?
Sonja und Armin waren um acht verschwunden, so dass Roland nun ganz alleine in der großen Wohnung war.
Nervös wie ein aufgeschreckter Tiger wanderte er durch die Diele, schaute immer wieder in Irinas und Irenes Zimmer,
das offen stand, genau wie das von Katja, lief bis zur Badezimmertür und machte dort kehrt, um in Gegenrichtung bis
zur Küche zu marschieren, in der er erneut umdrehte und von vorne begann. Zwischendurch räumte er die Küche
auf, machte hier ein Fenster auf, schloss dort ein anderes, rauchte eine Zigarette in der Küche, während eine
angefangene im Wohnzimmer vor sich hin kokelte, und starrte alle paar Sekunden auf die Uhr.
Doch nichts tat sich.
Es wurde halb neun, es wurde neun, es wurde halb zehn. Rolands Nerven waren kurz vor dem Reißen, als er endlich
gegen zehn Uhr bekannte Stimmen auf der Straße hörte. Er stürzte zum Fenster im Wohnzimmer und atmete
erleichtert auf, als er Irina aus dem Wagen steigen sah. Er rannte in die Diele, riss die Tür auf, sprang drei, vier
Stufen auf einmal herunter und fing Irina noch vor der Haustür ab. Das Mädchen klammerte sich an ihn und ließ sich
von ihm tragen.
„Die haben uns das abgenommen!“ strahlte sie Roland an. „Dass ich mich beim Kuchenbacken geschnitten habe.
Schau!“ Sie präsentierte stolz einen frischen, strahlend weißen Verband. Roland drückte sie überglücklich an sich.
„Mach das nie wieder“, flehte er sie an. „Bitte nicht. Ich möchte dich nicht verlieren.“
„Kommt auch nicht mehr vor.“ Sie schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals, während er sie die Treppe hinauf trug. „Hab
ich Mama und Katja schon versprochen. Gehen wir gleich schlafen?“
„Gleich. Ich muss mich erst mal beruhigen.“ Er küsste sie mehrmals auf die Wange, dann sah er fragend zu Irene, die
jedoch nickte.
„Geht in Ordnung“, meinte sie nur. „Irina weiß übrigens, dass du etwas Zeit für dich brauchst. Zum Schreiben.
Immerhin will sie auch, dass du ein berühmter Autor wirst.“
„Mit dem, was ich hier so erlebe, gar kein Problem. Nicht wahr, Krümel?“
Irina kicherte ausgelassen. „Ich sagte doch, ich hab jede Menge Schocks auf Lager!“
„Spar sie dir für deinen Ehemann auf.“ Roland drückte sie an sich, während er sie die Treppe hoch trug. Irina
schmiegte sich glücklich an ihn und warf ihrer Mutter über seine Schulter hinweg einen strahlenden Blick zu.
Roland trug Irina gleich in sein Zimmer, legte sie auf sein Bett und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.

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