Blasen, mein erstes mal
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Johanna hat ausserirdische Erlebnisse (Mystere)

Der Sicherheitsmann starrte sie an und dann ihren Ausweis. Er wiederholte ihren Namen mit der eigenartigen Betonung eines Chinesen, der nur sporadisch englisch spricht: „Joenna Noel?“

Es war nicht das erste Mal, dass sie sich wünschte, ihre Eltern hätten einen anderen Namen für sie gewählt. Ein deutscher Vorname und der afrikanisch anmutende Nachname machten ihr das Leben nicht leicht. In einer von Chinesen dominierten Welt waren weder eine europäische Herkunft noch afrikanische Wurzeln etwas, was Vorteile brachte. Andererseits war es wichtig ihren Namen korrekt auszusprechen, damit sie durch automatische Sicherheitsschleusen kam. Der interstellare Teil des Weltraumbahnhofes, der die Erde umkreiste, war perfekt abgesichert. Erst kam die normale Personenkontrolle durch das Bodenpersonal auf der Erde, dann die automatische Kontrolle per Scanning und elektronischer Identifikation durch die Datenbank im Weltraumbahnhof selber, sowie zuletzt eine Befragung durch spezialisierte Sicherheitsoffiziere vor Betreten des interstellaren Bereiches, die mit den angegebenen Herkunftsregionen der Bewerbern vertraut waren.

Sie wiederholte geduldig ihren Namen, das zweite Mal mit betont deutlicher Aussprache: „Johanna Noire. Jo-han-na No- arrrr.“ Der Mann mit den militärischen Abzeichen eines Unteroffiziers starrte sie noch einmal an und drückte eine Taste, worauf eine elektronische Stimme ihren Namen plärrend wiederholte. Es war nicht perfekt, aber deutlich genug erkennbar. Er winkte sie durch zu dem Raumgleiter, der sie in die Raumstation befördern würde. Seine riesigen Tragflächen waren mit Solarelementen komplett bedeckt. Es war ihr ein Rätsel, wie dieses Fahrzeug damit wieder unbeschädigt in die Atmosphäre eintauchen konnte, aber die Chinesen hatten nach den massiven Umweltproblemen auch für die Weltraumfahrt erneuerbare Energien durchgesetzt. Sie nahm in dem bequemen Sitz ihren Platz ein, der keine Aussicht bot und schnallte sich nach den Anweisungen fest. Für einen Augenblick zweifelte sie an der Weisheit ihrer Entscheidung, das hübsche edelbeige Etuikleid mit ausgestelltem Rock für diese Reise gewählt zu haben, aber dann dachte sie daran, dass es ihr auch für den Test in Brasilien als die beste Wahl für eine offizielles Bewerbungsgespräch erschienen war.

Sie mochte die Methoden der diktatorisch agierenden Weltherren nicht, aber angesichts der Weltgeschichte mit dem nur knapp verhinderten dritten Weltkrieg um die fossilen und natürlichen Ressourcen und den zahlreichen lokalen Verteilungskämpfen konnte sie deren grundsätzliche Glaubenssätze nicht wirklich anfechten. Es war nachvollziehbar, dass die Erde nur bei einer reduzierten Erdbevölkerung im Einklang mit der Natur leben konnte. Die strikte Durchsetzung der Ein-Kind-Politik war alles andere als beliebt, aber die meisten Menschen waren inzwischen so kriegsmüde durch die vorher so zahlreichen lokalen Konflikte, dass es nur wenig Auflehnung gegen die militärisch inzwischen so dominierenden Chinesen gab. Und nach der Meinung ihrer ehemaligen Lehrer konnten sie Erfolge vorweisen, die nicht weg zu diskutieren waren. Die Globale Erwärmung war gestoppt und das Artensterben drastisch verlangsamt worden. Gleichzeitig hatte die Reduktion der Erdbevölkerung auf knapp drei Milliarden Menschen eine ausreichende Ernährungsbasis für alle erbracht, der Hunger war ausgerottet worden. Das Fernziel war eine Reduktion auf zwei Milliarden für die Erde und einen Aufbau auf mindestens eine Milliarde Menschen in den Weltraumkolonien. Massenhafte Auswanderung gab es aber nur von der Erde auf den Mars, und das auch nur für die von den Chinesen sorgfältig ausgewählten Personen. Interstellare Raumfahrt war viel zu teuer für die Allgemeinheit. Selbst eine Erlaubnis den interstellaren Teil der Raumstation betreten zu dürfen, war schon eine Auszeichnung an sich, die nur einem verschwindenden geringen Teil der Menschheit vergönnt war. Es war sicherlich nur ein Zufall, dass in diesem Teil mehr als 80% Chinesen vertreten waren…

Das erste Mal im Weltraum

Über diesen Gedanken hatte sie den Start doch glatt verpasst. Und nicht nur das, jetzt mussten sie wohl im Weltraum sein, denn ihre plötzlich einsetzende Übelkeit verbunden mit dem Gefühl einer Leichtigkeit des Seins machte ihr klar, dass dies wohl die berühmt-berüchtigte Schwerelosigkeit war. Der Bildschirm an der Stirnwand des Fahrzeuges flammt auch und zeigte das Bild der Erde. Es war ein Eindruck, den sie sicherlich nicht mehr vergessen würde. Allein dies war schon die ganzen Anstrengungen wert, den sie in die Tests und Prüfungen in Brasilien gesteckt hatte. Sie konnte sich nicht sattsehen an dem Anblick der dünnen Erdatmosphäre über dem blauen Planeten. Es war auch schön Europa sehen zu können — und wenn es auch nur aus dieser großen Distanz war.

Dann verlosch der Bildschirm wieder. Im nächsten Moment hatten sie auch schon an der Raumstation angedockt, denn sie wurden aufgefordert den Raumgleiter zu verlassen. Hier war es nicht mehr ganz schwerelos, aber die Rotation der Raumstation bot nur eine schwache Schwerkraft, die das Gehen seltsam und fremd erscheinen ließ. Insbesondere ihr hübsch ausgestelltes Kleid verhielt sich ziemlich anders als sie es gewohnt war. Vielleicht war es doch nicht die beste Wahl gewesen, wenn sie sich bemühen musste den Kleidsaum nicht hochfliegen zu lassen.

Nach dem Passieren einen Ganges mussten alle Passagiere durch eine Sicherheitsschleuse, in der sie mit allen möglichen Systemen gescannt wurden und ihren Namen sagen mussten samt Geburtstag und Geburtsort. Sie konnte passieren. Die Mehrzahl der anderen musste nach links gehen – nur sie und ein junger Mann wurden nach rechts dirigiert zu einem separaten Eingang.

Die darauf folgende Sicherheitsüberprüfung stellte alle bisher auf der Erde erlebten eindeutig in den Schatten. Alleine die Befragung dauerte bald eine Stunde, von den körperlichen Scans durch Maschinen gar nicht zu reden. Die befragende Chinesin war für eine Dame ihres Dienstgrades und Alters – sie war wohl im Range eines Obersten oder ähnlich und hatte sich als stellvertretende Sicherheitschefin der Raumstation vorgestellt – ziemlich höflich, jedenfalls für einen chinesischen Offizier. Und die Frau war wohl aus Nordchina, vielleicht gar Peking und Mitte bis Ende 40 Jahre alt. Jedenfalls war sie relativ korpulent und hatte die undurchdringliche autoritäre Miene einer unangenehmen Vernehmungsspezialistin, trotzdem blieben ihre Fragen sachlich. Auch das hatte sie auf der Erde so noch nicht erlebt. Sonstige chinesische Offiziere hatten sie bislang im besten Fall mit abschätziger Herablassung behandelt, wenn nicht gar mit Verachtung und mit herabsetzenden Anreden. Endlich nickte Frau Chang, wie sie sich vorgestellt hatte und begleitete sie zu dem Korridor für ‚Bewerber‘.

In dem Zimmer, zu dem sie geführt wurde, saß zu ihrer Überraschung eine Person, die eindeutig nicht asiatischer Herkunft war. Noch überraschender war es zu erleben, wie die chinesische Frau trotz ihres hohen Ranges diesen offensichtlichen Europäer, der zudem noch nicht einmal Offizier und wohl auch noch jünger als die Dame war, demütig als Master Snow begrüßte.

Der Mann mittleren Alters musste schon eine beeindruckende Position haben, dass ihn ein Mitglied der üblicherweise arroganten Stabsoffiziersgemeinschaft so zuvorkommend behandelte. Er sah ihr die Überraschung wohl an und lächelte amüsiert. Er sprach sie in exzellentem Englisch an:

„Johanna Noire, es freut mich Sie zu treffen. Es gibt nicht viele Menschen auf der Erde, die wir zu einem Interview einladen – pro Jahr sind es nicht mehr als zwanzig. Dabei akzeptieren wir in normalen Jahren bis zu sechs Kandidaten von allen Welten und vielleicht die gute Hälfte davon stammt dann von der Erde. Und mit ‚Wir‘ meine ich die M-Loge der Drogenmeister, der ich angehöre. Mein Name ist Jonathan Snow. Alleine diese Einladung wird Ihnen die Tür zu großen Kosmetikfirmen öffnen, die insbesondere unseren Kandidatinnen gerne interessante Positionen in ihren Entwicklungsabteilungen offerieren.“

Johanna war perplex, sie hatte sich in einem Zentrum auf der Erde für interstellare Aufgeben testen lassen. Es war für eine junge Studentin aus Südamerika eine der wenigen Chancen, sich ein Leben aufzubauen, das ihr annähernde Chancengleichheit bot: „Kosmetik? Ich dachte, es wäre eine Bewerbung für Kolonien außerhalb unseres Solarsystems?“

Er nickte: „Bei Ihren Tests haben Sie laut Prüfungsergebnis eine außerordentliche Begabung für einen intuitiven Geruchsinn bewiesen. Selbst wenn Sie unsere speziellen Tests nicht bestehen, werden Sie sicherlich Jobofferten auf der Erde und auf dem Mars bekommen, wo dieser Geruchssinn geschätzt wird. Und selbst wenn Sie unseren Test bestehen, heißt das noch nicht, dass Sie unsere Offerte annehmen. Mitglied der M-Loge zu werden, ist nicht ohne Risiken. Alle Mitglieder der M-Loge müssen einen jahrelangen, risikoreichen Aufenthalt auf einem eigenartigen Mond zwölf Lichtjahre von der Erde durchstehen — und das ist nicht für jeden. Wenn Sie zurückkommen sollten von dieser Welt zur Erde, dann sind alle Verwandten, Freunde oder Bekannten hier zumindest fünfzwanzig bis wahrscheinlich dreißig Jahre älter als Sie – vielleicht sogar vierzig -, während Sie immer noch nicht dreißig Jahre alt sind. Das ist auch nicht einfach zu akzeptieren.“

Er wartete, wohl bis er sicher war, dass sie sich ausgerechnet hatte, wie alt wohl ihre Eltern sein würden. Jedenfalls nahm sie das an, als sie unwillkürlich überschlug, dass ihr Vater weit über siebzig sein würde. Irgendwie schlimmer war noch die Vorstellung, dass ihre liebe Cousine Nicole und ihr frecher Cousin Harry zumindest fünfzig sein würden und eventuell sogar schon Großeltern sein konnten, wenn sie zurückkam. Das war ebenso abstrus wie erschreckend.

Er hatte anscheinend ihre Gesichtszüge beobachtet: „Es gibt auch die andere Seite der Medaille. Für angenommene Kandidaten gibt es die Regelung, dass deren nächste Verwandte sofort in ein VIP-Programm für nahe Angehörige von M-Loge-Mitgliedern aufgenommen werden. Falls gewünscht, erhalten Sie eine moderate finanzielle Unterstützung und nach dreizehn Jahren, wenn Sie auf dem Mond Mystère angekommen sind, dieselbe lebensverlängernde Behandlung wie wichtige Regierungsmitglieder oder erfahrene interstellare Raumstationskommandanten. Kein ‚normale ‚ Person kann so gut für seine Angehörigen sorgen wie ein M-Logenmitglied. Und als M-Logenmitglied nach dem Aufenthalt auf dem Mond werden Sie reich und mächtig sein. Jedes besiedelte Sonnensystem braucht zumindest zwei oder mehr M-Logenmitglieder mit ihrer vollen Schaffenskraft, die sehr geschätzt werden. Und diejenigen, die schon etwas älter sind und nicht mehr die vollen Sinnesfähigkeiten aufweisen, bekommen andere Aufgaben.“

Er lächelte auf einmal plötzlich: „Für wie alt halten Sie mich, Johanna Noire?“

Sie sah ihn prüfend an. Er sah eigentlich jünger als ihr Vater aus, eher sogar wie ein Enddreißiger, aber er musste doch weit älter sein, wenn er so fragte. „Master Snow, ich schätze Sie auf bald fünfzig Jahre.“

Er lachte leise auf: „Ich habe gut achtzig Lebensjahre nach subjektiver Zeit auf dem Buckel, wobei mein Geburtsjahr sogar gut 120 Jahre in der Vergangenheit liegt. Deshalb darf ich nur noch Bewerber testen und beraten. Aktive tätige M-Logenmitglieder in Sonnensystemen bekommen diese zweite Behandlung in den aktivsten Jahren angeboten und haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie keine Krebskrankheiten bekommen können. Auch Raumschiffskapitäne gehören der M-Loge an.“

Sie war perplex als sie sich ausrechnete, dass er rund einhundert! Jahre vor ihr geboren war und trotzdem so aussah, als ob er noch nicht einmal zwanzig Jahre älter als sie aussah: „Unglaublich!“

Er nickte. „Jeder, der eine lebensverlängernde Behandlung Mal bekommt, ist wegen der potentiell gefährlichen Nebenwirkungen auf die unentbehrliche Beratung durch M-Logenmitglieder angewiesen. Die meisten können sich eine solche Behandlung erst in höherem Lebensalter erlauben. Und nur sehr ausgewählte Personen bekommen überhaupt die zweite Behandlung angeboten, von der dritten ganz zu schweigen, und das erfordert eine noch eingehendere Beratung und Behandlung durch M-Logenmitglieder. Und wer sich die zweite oder dritte leisten möchte, ist auf ein positives Gutachten eines Logenmitgliedes und die entsprechende Behandlung angewiesen. Die Effekte können sonst aus dem Ruder laufen. So kann bei falscher Anwendung der zweiten Behandlung nach der ersten Verjüngung ein plötzlicher Alterungsprozess einsetzen, der äußerlich so wirkt, als ob man innerhalb von fünf Jahre um 20 bis 30 Jahre altern würde. Bei der dritten mag dies innerhalb eines Jahres passieren. Stellen Sie sich die Wirkung vor.“

Er brauchte es nicht aus zu buchstabieren. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass nur die ganz Mächtigen und Reichen sich das leisten konnten – und dass dies umgekehrt auch Macht für diejenigen bedeutete, von deren Gutachten eine Lebensverlängerung für diese Einflussreichen abhing.

Jetzt fing er aber an, sein Werbetrommel etwas gedämpfter klingen zu lassen: „Andererseits will ich ehrlich sein — erstens ist der Umgang mit den magischen Drogen von Mystère auf Dauer nicht ungefährlich und führt mitunter zu tödlichen Zwischenfällen. Die Risiken auf dem Mond Mystère sind insgesamt hoch. Deshalb brauchen wir alle geeigneten Kandidaten, nur die Eignung zählt.“

Sie begriff den letzten Satz sofort, als sich die Augenbrauen von Frau Chang etwas zusammenzogen. Hier wurde Kandidaten von nicht-asiatischer Herkunft eine Aufstiegschance geboten, die es auf der Erde einfach nicht gab. Rein auf dem Papier gab es keine Benachteiligung, aber die Realität war eine andere. Ihr war klar, dass die Macht-Eliten für eine Lebensverlängerung von der M-Loge abhängig waren und daher der M-Loge einen Freiraum gaben, den es anderswo so nicht gab. Und so sah sie auch die ungewöhnliche Höflichkeit der Chinesin in einem anderen Licht. Diese war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass sie jetzt schon in deren Augen ein potentielles M-Logenmitglied war, obwohl sie noch nicht einmal die Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Master Snow unterstrich noch einmal den Status der Loge: „Nach Rückkehr von Mystère und dem erfolgtem Vollstatus können die Mitglieder wählen. So lehnen manche Logenmitglieder die risikoreiche Aufgabe des fortgesetzten Umganges mit den so starken Drogen ab und ziehen sich in reine Beratungsaufgaben zurück.“

Sie hatte Risiko und Belohnung der Mitgliedschaft begriffen und nickte dem Master zu: „Ich werde gerne meine Eignung prüfen lassen.“

Er nickte als ob er nichts anderes erwartet hätte. „Wir haben noch einen anderen Kandidaten hier. Den werde ich jetzt für den ersten Teil des Testes in gewisser Weise hinzuziehen.“

Er drückte eine Taste an dem Telefon vor ihm und die vorher anscheinend solide Wand neben ihm wurde ganz transparent. Das Zimmer nebenan war genauso aufgebaut. Aber hinter dem Schreibtisch saß eine anscheinend gut dreißigjährige Dame in einem eleganten Hosenanzug und vor dem Schreibtisch stand der junge Mann in seinem Sakko und der Cordhose, den sie vorher auch in diesen Trakt hineingehen sah. In der hinteren Ecke saß ein uniformierter Mann auf einem Stuhl, wohl der Offizier, der den jungen Mann befragt hatte. Er winkte herüber und der junge Mann wurde von dem Leutnant hereingebracht.

Master Snow lächelte verbindlich: „Sie wollen auch am Test teilnehmen, nicht wahr? Sind sie auch bereit dafür?“

Der nervöse Bursche nickte eifrig. Er sah so aus, als ob er gerade erst sein Examen bestanden hatte. Sein englischer Akzent wies ihn als Europäer aus und seine Kleidung als jemand, der aus einem relativ wohlhabenden Haushalt stammen musste, was für das verarmte England schon ungewöhnlich war.

Dann fügte Snow ganz locker und beiläufig hinzu: „Vorher brauchen wir noch eine Art von spezieller Freigabe. Joanna Noir, ziehen Sie Ihr Kleid hoch und Sie, Peter Brown, ziehen ihre Cordhose runter.“

Sie blickte ihn komplett überrascht an und errötete heftig: „Was…? Wieso?? Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“ Sofort hatte sie den spontanen Verdacht, dass sexuelle Gefallen Teil des Testes sein könnten.

Frau Chang runzelte sofort die Stirn. Sie wurde rot im Gesicht und raunzte Johanna sofort an: „Du hast gehört, was er gesagt hat. Du willst doch wohl nicht die Anweisung eines Mitgliedes der M-Loge bezweifeln!“

Der Jüngling war sofort eingeschüchtert gewesen und hatte sofort ohne ein einziges Wort der Widerrede seine Hose herabgelassen. Johanna war in einer perversen Weise beruhigt über den rauen Ton, den sie eher von chinesischen Offizieren gewohnt war, aber sie leistete passiven Widerstand. Sie war auch nicht überrascht, als die Frau weiterzeterte: „Was denkst Du wer du bist? Du, — mit deinem Pass aus Brasilien und der milchkaffeefarbenen Haut?“

Snow hob nur einfach seine Hand und die Chinesin verstummte sofort. Er lächelte mild, aber Johanna sah den ziemlich ängstlichen Respekt, den die Chinesin trotz seines wohlwollenden Lächelns auf ihrem Gesicht hatte. Und trotz des sanften Tones und der ausgesprochen höflichen Formulierung hatte sie keinen Zweifel daran, dass seine nachfolgenden Worte eine scharfe Rüge der stellvertretenden Sicherheitschefin waren:

„Frau Oberst Chang, wir wollen doch unsere Besucherin nicht in eine Stimmung bringen, die ihrer Konzentration auf die wichtigen Tests abträglich wäre, nicht wahr? Ich bin überzeugt davon, dass Frau Noire die Notwendigkeit dieser Voraussetzung für den Eignungstest viel leichter einsehen wird, wenn Sie Ihre Führungseigenschaften als Offizier nicht vernachlässigen und mit gutem Beispiel vorangehen.“

Diese akzeptierte den Rüffel ohne Widerrede mit einem „Ja, Sir“, auch wenn sie in schneller Folge zunächst erbleichte und dann errötete. Es musste es für sie ein beschämender Gesichtsverlust sein, sich vor Johanna und noch mehr vor dem ihr untergebenen jungen Leutnant ausziehen zu müssen. Trotzdem erhob sie sich nur mit minimaler Verzögerung aus dem Stuhl und öffnete ohne Zögern den Reißverschluss ihres engen, tiefblauen Uniformrockes und begann den Rock über ihre Hüften gleiten zu lassen.

Wieviel Willenskraft es sie kostete, ließ sich nur aus der zunehmenden Rötung ihres Gesichtes ablesen und dem schnellen, leicht ärgerlichen Seitenblick, den sie dem Leutnant zuwarf, als der sein Lächeln nicht ganz verkneifen konnte. Der junge Kandidat hatte hingegen sein Gesicht höflich abgewandt.

Die Chinesin blickte starr geradeaus, als ihr weißer, unten offener Hüftgürtel mehr und mehr entblößt wurde, bis auch die breiten Strumpfhalter auf ihren sehr fleischigen Oberschenkeln voll sichtbar waren. Das Wäschestück hatte eindeutig eher die Eigenschaft die Figur zu formen, als ästhetisch zu wirken. Einer der Strumpfhalter war fleischfarben anstelle von weiß, weil sie ihn wohl hatte austauschen müssen. Ihre knallrote Gesichtsfarbe verriet mehr über das Ausmaß ihrer empfundenen Demütigung, als die sehr disziplinierte Art und Weise wie sie aus dem Uniformrock herausstieg und sich dann kerzengerade hielt.

Master Snow kommentierte im besten Plauderton: „Ohne verhüllenden Rock oder Kleid kann man viel besser beurteilen, ob das Becken breit genug ist für eine Geburt auf Mystère ohne gynäkologischen Beistand…“

Johanna wusste aber auch, was nun von ihr erwartet wurde. Und er hatte Recht, es war für sie weniger beschämend, nachdem die Chinesin halbnackt dastand und nachdem sie eine plausible Begründung hatte. Es war immer noch peinlich, aber sie unterstellte ihm keine sexuellen Motive mehr. Eines der Risiken auf dem Mond war also sicherlich Schwangerschaft ohne ärztlichen Beistand. Also stand sie auf, zog den ausgestellten Teil ihres Kleides bis auf ihre Taille hoch und war zufrieden, dass sie einen simplen, weißen Taillenslip gewählt hatte. Es würde viel frischer und jünger aussehen im Vergleich mit der wesentlich älteren Chinesin. Der Leutnant sah sie an, ihr Bild spiegelte sich in seiner Brille. Sie sah sich selber und den Kontrast der weißen Unterwäsche mit ihrer kaffeebraunen Haut unter der transparent glänzenden Strumpfhose. Vielleicht war dies doch nicht die beste Idee gewesen. Der Kontrast ließ es mehr sexy aussehen, als sie gedacht hatte.
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