Spieglein, Spieglein, ... Kapitel 7 von 21
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Spieglein, Spieglein, … Kapitel 7 von 21

Für einen Moment ging ich in die Küche, kochte mir eine Tasse Kaffee und setzte mich damit nachdenklich an den Tisch. Viel war es nicht gewesen, was er erzählt hatte und es brachte mich auch nicht weiter, aber immerhin war es eine Information gewesen, die ich zuvor nicht gehabt hatte.
Kaum hatte ich die Tasse geleert, stand ich auf und ging ins Schlafzimmer zurück. Wenn Werner durch den Spiegel gegangen war, musste er jetzt dort in der Welt sein. Dann konnte ich Klara fragen, ob sie ihn kannte. Wenn er dort war, konnte ich mich mit ihm unterhalten und er würde mir mehr Auskünfte geben können.
Zuerst musste ich auf Klara warten. Da mir die Zeit lang wurde, setzte ich mich auf mein Bett. Ließ meinen Oberkörper zurücksinken und kam in eine halb liegende Position, in der ich es gut aushalten konnte. Es war so angenehm, dass ich leicht einnickte und nicht mitbekam, dass auf der anderen Seite mehr Licht angemacht wurde. Klara war zurückgekommen und stand vor dem Glas.
„Christoph?“, kam ihre Frage und ich erwachte aus meinem Schlummer. Ich wischte mir den Schlaf aus den Augen und sah in ihrer Richtung.
„Entschuldige! Ich bin eingeschlafen. Na, wie ist es dir ergangen?“
„Überhaupt nicht gut. Ich habe mich mehr als geärgert. Der Schneider ist ein Rindvieh. Er hat alles viel zu weit geschnitten. Jetzt hängt das Kleid wie ein nasser Sack an mir. Er hat tatsächlich behauptet, dass ich abgenommen hätte. Als wenn ich jemals wie eine Presswurst ausgesehen hätte. Also wirklich. Der Schneider hat sein Handwerk nicht im Griff. Ich sollte ihn in den Schuldturm werfen lassen!“Wow, Klara war auf hundertachtzig. So hatte ich sie noch nicht gesehen und es war nicht abzusehen, wann sie auf den Boden zurückkommen würde. Trotzdem fand ich sie in ihrer Wut niedlich. Sie griff sich mehrmals in die hoch aufgesteckten Haare, die ihre Form verloren. Wirr hingen sie durcheinander und machten aus Klara, einen zerzausten Besen.
Ich musste lachen, konnte es nicht zurückhalten, denn sie führte sich auf, wie eine wild gewordene Furie.
Klara blieb in ihrer Bewegung stehen, als sie mich lachen hörte. Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und funkelte mich an. „Männer!“, kam es in einem verachtendem Ton, über ihre Lippen. Dabei sah sie aus, als wenn sie mich fressen wollte. Temperamentvoll, dachte ich, behielt es aber für mich.
Dann kam sie auf den Spiegel zu und sah auf eines der Tischchen, dann auf den anderen.
„Wo ist das olle Ding nur?“, fragte sie sich selber. Dann beugte sie sich herunter und sah unter die Tischchen.
„Habt ihr es vielleicht gesehen? Eine kleine silberne Brosche, etwa so groß!“, dabei spreizte sie Zeigefinger und Daumen auseinander, um die Größe anzuzeigen.
Ich wusste, was sie damit meinte, hielt ich die Brosche doch gerade in der Hand.
Was konnte ich anderes als tun als erneut lügen: „Nein, habe ich nicht gesehen!“ Um noch eines darauf zu tun, sagte ich noch herausfordernd: „Man soll seine Sachen nicht überall herumliegen lassen, wo man sie nicht wiederfindet!“
Damit hatte ich den Vogel abgeschossen und war froh darüber, dass ich auf der anderen Seite saß. Wäre ich körperlich anwesend gewesen, dann hätte mir Klara etwas an den Kopf geworfen. Mangels Anwesenheit und Wurfobjekt kam ich glimpflich davon. Klara schnaubte einmal und rannte, ohne mich eines weitern Blickes zu würdigen, aus dem Raum. Kaum war sie gegangen, drückte ich meinen Arm ein weiteres Mal durch das Glas und legte die Brosche mitten auf den Tisch.
Gespannt wartend, setzte sich mich auf meinen Stuhl. Klara würde bald wiederkommen und darauf freute ich mich. Kaum fünf Minuten später war es soweit. Klara stürmte erneut in das Zimmer und starrte wie gebannt auf das Tischchen.
„Da ist das olle Ding ja. Eigentlich schade. Es hätte mich gefreut, wenn es verschwunden wäre!“„Tja, man muss halt besser schauen, dann übersieht man nicht so viel!“, kam von mir und ich grinste in mich hinein.
Um es kurz zu sagen, Klara würdigte mich die nächste Zeit keines Blickes mehr. Sie war eingeschnappt und lies es mich spüren. Sie behandelte mich wie Luft, als wenn ich nicht da gewesen wäre. Also sprach ich sie nicht mehr an, verhielt mich ruhig und sah ihr zu, was sie gerade tat. Das war nichts Besonderes. Um es genauer zu sagen, las sie ein Buch. Was für eines konnte ich nicht erkennen. Dafür war sie zu weit weg.
Erst zwei Stunden später klappte sie das Buch zu und kam zu mir herüber. Ohne auf das Vorherige einzugehen, sagte sie: „Die blöde Brosche ist von der Großmutter meines Zukünftigen. Ich soll sie auf der Hochzeit tragen. Dabei finde ich sie kitschig und albern. Sie passt nicht zu mir!“
Das fand ich nicht. Es war ein schönes Stück. Aber wahrscheinlich war es nicht wegen der Brosche selber, sondern weil sie von ihrem nicht geliebten Zukünftigen stammte.
Da kam mir ein Einfall, was ich fragen könnte.
„Du hast gesagt, dass dein zukünftiger Mann reich ist. Wir reich ist er denn? Ich meine, kannst du mir sagen, was Reichtum bei euch bedeutet?“
Sie sah mich an, als wenn sie gerade eine dumme Frage zu hören bekommen hatte.
„Ihr wisst, was Geld ist?“, fragte sie mich.
Da ich es aber nicht umrechnen konnte, hätte mir jede Summe nichts gesagt.
„Natürlich weiß ich, was Geld ist, aber ich möchte wissen, dass du mir sagst, was er alles hat. Hat er zum Beispiel ein Haus?“
„Was für eine Frage? Natürlich hat er ein Schloss, kein Haus, sonst würde ich ihn nicht heiraten müssen. Was dachtet ihr denn. Ein Graf in einem Schweinestall? Woher seid ihr gekommen, dass ihr das nicht wisst. Außerdem besitzt er große verpachtete Ländereien. Finanzielle ist er sehr gut ausgestattet, man sagt, dass alles zusammen einen ganzen Haufen Gold wert sei. Aber das ist auch alles, reicht mir nicht. Ich will dazu einen Mann. Nicht so einen Wicht, wie er einer ist!“
Jetzt war ich im Bilde und wusste, dass ich ihm nicht das Wasser reichen konnte. Mein erspartes würde nur blass wirken. Um es in ihrer Währung zu bringen, müsste ich alles in Gold umtauschen und das wäre bedenklich wenige gewesen. Ich konnte mir also jede Art von Gedanken aus dem Gedächtnis streichen. Auch wenn sie noch so abenteuerlich klangen.
Weiter unterhielten wir uns nicht, denn Klara musste noch weg, würde erst spät wiederkommen. Sehr schade, denn ich verbrachte meine Zeit gerne mit ihr. Vielleicht jeden Tag noch etwas lieber.
Klara war gerade erst ein paar Minuten weg, als die Tür wieder aufging und wenige Augenblicke später stand Marie vor mir. Sie sah noch genauso krank aus wie zuletzt, doch hatte sie einen anderen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Sie sah entschlossen aus, nicht so erschrocken wie sonst.
„Herr Christoph, ihr habt gesagt, dass ich nicht wie eine hässliche Ratte aussehe. Bitte sagt mir, was euch am besten an mir gefällt? Ich würde es zu gerne hören!“, fing sie ohne Einleitung an.
Dafür musste ich nicht einmal lügen, denn vor mir stand eine wunderbare junge Frau.
Ich konnte es mir nicht verkneifen und fing mit einem bestimmten Tonfall an, den ich mir geschworen hatte, einmal anzuwenden, denn immerhin gab es jemanden, der immer mit diesen Worten anfing.
„Hallo erstmal!“, kam von mir und ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen. Doch als ich sah, dass es bei Marie auf wenige Gegenliebe stieß, ließ ich es, weiterhin in der Art mit ihr zu sprechen.
Um es kurz zu machen, zählte ich also auf: „Du hast wunderschöne Augen, einen freundlich wirkenden, roten Mund, eine süße Nase und ein gleichförmiges Gesicht, was sehr hübsch ist. Dazu umrahmen dein Gesicht schöne, braune Haare und geben dir ein niedliches Äußeres!“
„Niedlich?“, kam es zurück und ich wusste sofort, dass ich das falsche Wort gewählt hatte. Sie wollte nicht niedlich sein. Ganz und gar nicht. Niedlich hatte was von Kind oder Baby und gerade das wollte sie nicht sein.
„Ist das alles, was euch zu mir einfällt? Ich bestehe doch nicht nur aus Kopf. Was ist mit dem Rest von mir?“
Während sie das sagte, drehte sie sich langsam um die eigene Achse und blieb zum Schluss frontal vor mir stehen.
„Nun? Was habt ihr zu sagen?“
Ich räusperte mich leise und setzte erneut an. Dabei besann ich mich darauf, die richtigen Worte zu wählen.
„Soweit ich das sehen kann, ist alles am richtigen Fleck. Du bist schlank, hast eine schmale Taille und das Kleid steht dir ausgezeichnet!“
Ihr Gesichtsausdruck hatte sich ins Positive verändert und ein schmales Lächeln ging über ihre Lippen.
„Dann heißt das, dass ihr mich als Mann mögen würdet? Ich meine, könnte ich euch gefallen? Sind meine Brüste groß genug für euch?“
Ich sah Marie einen Moment länger an und sie kam mir vor wie eine Puppe, eine große attraktive Puppe, die gerade dabei war, sich erneut vor mir zu drehen. Sie stellte sich seitlich hin, damit ich sie so betrachten konnte. Dabei streckte sie ihren Brustkorb absichtlich weiter hervor, damit es nach mehr aussah, als es war. So gut wie Klara, war sie nicht bestückt, das konnte ich sogar mit Kleid sehen, aber das konnte genauso gut sein, wie größere. Es musste passen und bei ihrer eher zierlichen Figur, war es ausreichend.
Einmal schluckte ich, dann sagte ich aus voller Überzeugung: „Du hast Brüste, die zu dir passen, nicht zu klein, nicht zu groß. Zumindest soweit ich das sagen kann. Kleider verdecken natürlich viel und man kann es nur richtig beurteilen, ohne dass der Stoff darüber ist!“
Marie sah mit großen, leuchtenden Augen in meine Richtung und schien etwas zu überlegen, dann schaute sie nach rechts und nach links, als wenn sie sich über etwas vergewissern wollte. Es beunruhigte sie etwas und sie suchte nach einem Ausweg. Um dies abzustellen, ging sie auf einmal aus meinem Sichtfeld. Was sie tat, konnte ich nicht sehen, hörte jedoch etwas knacken. Sofort kam sie zurück ins Bild und legte einen alt wirkenden Schlüssel auf einen der Tischchen. Wahrscheinlich hatte sie die Tür abgeschlossen. Sie wollte, dass sie alleine blieb. Bei Klara hatte ich das noch nicht erkennen können. Vielleicht machte sie es, wenn ich es nicht mitbekam oder sie war sich sicher, wenn sie in ihrem Zimmer war, dass niemand hereinkam.
Kaum stand sie vor mir, nestelte sie an den Bändern herum, die den oberen Teil des Kleides zusammenschnürte. Ähnlich wie bei Klara und mir wurde klar, was ich gleich zu sehen bekam. Ich starrte gespannt auf ihre Finger, wie sie die Bänder lösten und weiter durch die Ösen führte, damit sie sich lockerten. Doch nicht so weit wie bei Klara. Stattdessen weitete sie diese nur, griff sich an die Schulter und zog den Stoff langsam auf die Oberarme. Dabei konnte ich sehen, wie sie zu zittern begann, was nicht daher rührte, dass sie fror. Weiter ließ sie den Stoff heruntergleiten und entblößte ihre Brüste immer weiter. Kurz bevor der Rand des Stoffes die Brustwarzen erreichte, sah Marie auf und direkt dorthin, wo sie mich vermutete. Entschlossenheit war in ihrem Blick zu lesen.
Jetzt gab es für sie kein zurück mehr. Sie zog die Ärmel weiter herunter und es zeigte sich, was zuvor unter dem Stoff verborgen war.
Viel war gepuscht worden und das, was jetzt zur Ansicht bereitstand, war kleiner als vermutet. Trotzdem fand ich, dass es zu ihre passte. Ihr Oberkörper war sehr schmal und so hätten große Brüste grotesk ausgesehen. Ihren waren klein, aber größer als die berühmten Bienenstiche. Dafür waren sie fest und standen kegelförmig gerade von ihr ab. Spitz liefen sie zu und endeten exakt in den langen Nippel, die sich auf vorwölbenden Vorhöfen befanden. Keine Handvoll, vorausgesetzt man hatte Hände wie ich. Einfach niedlich. Allerdings vermied ich das Wort und verbot es mir.
„Sehr schön. Du kannst stolz auf sie sein. Sie sehen sehr fest aus und das kann wirklich nicht jede Frau von ihren sagen!“
„Findet ihr wirklich?“, fragte Marie mit zitternder Stimme. „Ich habe gehört, wie zwei von den Stallknechten gesagt haben, dass ich Mäusetitten hätte!“
Das Wort bereitete ihr Schwierigkeiten. Fast nur gehaucht hörte es sich an und ich musste mich zurückhalten. So etwas konnte eine Frau aus der Bahn werfen. Besonders eine Frau wie Marie. Ich war mir sicher, dass sie leicht darüber stolperte und sich sehr unwohl fühlte.
„Ach, lass sie reden. Sie wissen nicht, was sie sagen. Man soll nicht auf einfältige Menschen hören. Mir gefallen sie sehr gut!“
Maries Gesichtsausdruck änderte sich langsam. Sie fing an, von innen heraus zu strahlen. Ich schien ihr Mut zu machen, sie aufzurichten. Genau das war mein Ansinnen, wobei ich eigentlich nur die Wahrheit sagen musste.
Plötzlich beugte sich Marie herunter, griff an den Saum ihres Kleides und hob es langsam an.
„Und was haltet ihr von meinen Beinen?“, fragte sie und zog das Kleid so weit herauf, dass es weit über die Knie hinaus rutschte.
Sie hatte schlanke Beine, eigentlich zu dünn, aber wenn man vom Rest ausging, passte es.
„Ich weiß nicht, was du hast. Es ist alles, wie es sein soll. Höre nicht auf die anderen. Sie wissen überhaupt nichts. Wenn sie dich so gesehen hätten, wie ich jetzt, würden sie schnell ihre Meinung ändern!“
Marie schien ein wenige zu wachsen. Sie richtete sich stocksteif auf, und ließ das Kleid fallen.
„Danke euch, ihr seid mir ein wirklicher Freund. Ich hoffe, ich kann euch auch weiterhin mit meinen Fragen belästigen?“, fragte sie, während sie zu meinem Leidwesen, ihr Oberteil zurechtrückte. Sofort verschwand der interessante Ausblick auf ihre Rundungen. Alles war so schnell und überraschend über die Bühne gegangen, dass ich keine Zeit mehr dafür hatte, darauf zu reagieren.
Als sie den Schlüssel schnappte und aus dem Zimmer ging, war es zu spät dazu. Ich schüttelte einmal mit dem Kopf, dann setzte ich mich mit enger Hose auf meinen Stuhl, um auf Klara zu warten.
Sie kam erst spät zurück, war mehr als müde und ging nach einer kurzen Begrüßung ins Bett. Sie sagte noch, dass sie früh aufstehen müsste, und den Tag über weg sein würde. Dabei hoffte sie, dass sie bald mehr Zeit für mich hätte. Ich hoffte es ebenso und ging ins Bett.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich sofort zum Spiegel und musste feststellen, dass Klara bereits weg war. Da ich davon ausging, dass sie viele Stunden nicht da sein würde, machte ich mit meinen Experimenten weiter. Durch das Glas zu greifen, war eine Sache, den Kopf hindurch zu stecken, eine vollkommen andere. Mein Innerstes sträubte sich vor diesem Schritt, hieß es doch, dass mein Ich in die andere Welt transportiert wurde. Doch ohne einen Versuch, würde ich nicht erfahren, wie das war. Der Spiegelverkäufer war mehrfach durch den Spiegel gegangen und hatte es überlebt. Also konnte es nicht schlimm sein. Ich holte tief Luft, als wenn ich tauchen wollte, machte die Augen zu und schob meinen Kopf vor.
Als meine Nase das Glas berührte, wusste ich, dass es soweit war. Ganz leicht flutschte mein Kopf hindurch und ich spürte wo gut wie nichts davon. Nur ein warmes Gefühl an der Stelle, wo sich gerade das Glas befand. Als ich dieses an meinem Hals fühlte, öffnete ich meine Augen und ließ den Atem heraus. Tief sog ich die andere Luft ein und war über den Duft überrascht, der mir in die Nase stieg. Zuvor noch der Geruch meines Schlafzimmers in der Nase, sog ich jetzt den typischen Duft eines Frauenzimmers ein. So kannte ich es jedenfalls. Leicht süßlich, eine Mischung verschiedener Duftwässerchen, die sich in dem Raum, den Tapeten und Vorhängen verfangen hatten.
Mehrmals zog ich die Luft tief durch meine Nase, konnte mir jetzt gut vorstellen, wie Klara roch. Betörend.
Da ich jetzt so weit war, konnte ich auch gleich den Rest überwinden. Meine Aufregung war so groß, dass meine Beine leicht zitterten, als ich sie hob und mitsamt meinem restlichen Körper durch die Scheibe schob. Nur wenige Sekunden später stand ich ganz in Klaras Zimmer und sah an mir herunter. Alles war noch, wie es sein sollte. Es hatte sich nichts verändert.
Um nicht entdeckt zu werden, schlich ich zur Tür, fand den Schlüssel und schloss ab. Jetzt fühlte ich mich sicherer. Wenn jetzt jemand kam, musste er die Tür aufbrechen, um mich zu entdecken. Das gab mir genug Zeit zu verschwinden. Hoffte ich zumindest. Deswegen wandte ich mich dem Gegenstück von meinem Spiegel zu. Er sah genauso aus wie meiner, nur die Teufelsfratze war anders. Bei mir hatte sie etwas von einem qualvollen Schrei, hier waren ihre Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen nach oben gezogen. Sie schien denjenigen zu verspotten, der sie ansah. Vollkommen gegensätzlich zu meinem Abbild auf der anderen Seite.
Mit starkem Herzklopfen drückte ich jetzt von dieser Seite meine Hand gegen die Glasfläche und erwartete das Schlimmste. Manchmal war ich ein kleiner Pessimist, was sich hier nicht bewahrheitete. Genauso wie auf meiner Seite konnte ich meine Hand hindurchschieben. Da dies funktionierte, ging ich davon aus, dass der Rest auch machbar war. Also zog ich meine Hand zurück und drehte mich um. Ich wollte den Raum erkunden, wenn ich schon hier war. Auch wenn es nicht viel gab, dass zu entdecken sich lohnte, was es aufregend, hier zu laufen. Immerhin kannte ich es nur vom Sehen. Zuerst ging ich zu Klaras Bett herüber und testete es aus alter Gewohnheit, ob es weich war. Das war es. Fast zu weich. Aber dafür fühlte sich die dicke Decke wunderbar flauschig und warm an. Ich hob sie an und drückte meine Nase hinein.
Der Duft, der mein Riechorgan reizte, musste der von Klara sein, so wie jeder Mensch einen Eigenduft hatte. Sie roch ungemein gut. Wenn dieser Duft etwas zu essen gewesen wäre, hätte ich gemeint, an einer Zuckerstange zu lecken. Wirklich lecker. Dann setzte ich mich auf die Decke und sah mich weite im Raum um. Dabei fiel mein Blick auf das Buch, was Klara zuvor gelesen hatte. Ich nahm es in die Hand und sah mir den Titel an. Zuerst konnte ich es nicht lesen, was auf der einen Seite daran lag, dass es alte, verschnörkelte Buchstaben waren. Aber das war nicht, was mich daran hinderte, sondern etwas anderes. Als ich das Buch aufschlug, wurde mir klar das es nicht an den Buchstaben selber lag, sondern daran, dass es in Spiegelschrift geschrieben worden war. Als sprachen sie nicht nur verkehrt herum, sondern schrieben auch so. Wundern tat es mich nicht mehr.
Sonst gab es nicht mehr viel zu sehen. Im toten Winkel, dort wo ich normalerweise nicht hinsehen konnte stand noch ein zierlicher Schminktisch mit halbhohem Spiegel darauf. Davor der dazu gehörige Stuhl. Sehr aufgeräumt, fast steril alles, kaum eine persönliche Note, von dem Geruch abgesehen.
Enttäuscht schloss ich die Tür wieder auf, ging sofort zum Spiegel und schlüpfte hindurch, als wenn ich es schon viele Male getan hätte. Trotz alledem taten sich für mich viele Möglichkeiten auf, die ich zuvor nicht bedacht hatte und je mehr ich darüber nachdachte, umso interessanter kam es mir vor. Ich mich grinsend ging ich in die Küche und macht mir etwas zu essen. Als ich damit fertig war, entschloss ich mich dazu einmal gründlich sauber zu machen. Auch in meinem Schlafzimmer musste ich gut lüften. Zu oft und lange blieb das Fenster verschlossen.
Ich öffnete es und sah zufällig zum Spiegel herüber. Als ich den Rahmen genauer betrachtete, war ein kleiner Teil der Vergoldung abgeblättert. Also hatte ich nicht so sorgfältig gearbeitet, wie ich gedacht hatte.
Da es aber mein erstes Mal gewesen war, machte ich mir keine Vorwürfe darüber. Ich ging in den Keller und holte alles Nötige. Wenige später hockte ich auf dem Schlafzimmerfußboden und versuchte die schadhafte Stelle auszubessern. Doch ich konnte machen, was ich wollte. Es wollte nicht haften, so sehr ich mich bemühte. Ich verstand es nicht. Zur Probe versuchte ich es an der Innenseite eines Bettpfostens. Hier hielt es sofort und fest, als wenn nichts gewesen wäre.
Ein erneuter Versuch an dem Rahmen, brachte kein anderes Ergebnis. Es blieb nicht kleben.
Eine Stunde später gab ich es auf, auch wenn es mich gewaltig störte. Es zerstörte den Gesamteindruck des Rahmens.
Da ich Zeit hatte, fuhr ich in die Stadt und kaufte neues Material. Kaum Zuhause kniete ich an alter Stelle und fluchte vor mich hin. Auch damit konnte ich die schadhafte Stelle nicht beseitigen. Es war zum verrückt werden. Einem Mann wie mir, der Präzision am Herzen lag, störte es gewaltig. Aber was sollte ich machen?
Die Zeit war so weit fortgeschritten, dass ich erschrak, als ich neben mir hörte, wie jemand sagte: „Christoph, was macht ihr da?“
Klara war zurückgekommen, und da es bei mir wesentlich heller war als bei ihr, konnte sie mich sehen, wie ich auf dem Boden herum kroch.
„Nichts Besonderes. Ich versuchte, etwas zu reparieren. Klappt aber nicht!“
Ich stand auf und grinste in Klaras Richtung.
„Und wie geht es dir heute?“, fragte ich sie, denn mir fiel nichts anderes ein.
„Schlecht. Ich glaube, Marie hat mich angesteckt. Meine Haut ist heiß, obwohl ich friere. Ich sollte ins Bett gehen!“
„Das tut mir Leid!“, antwortete ich und legte eine besorgte Stimme auf. Die traf Klaras Nerv.
„Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich komme damit zurecht. Ein wenig Ruhe und es wird mir bald besser gehen. Ihr seid ja da, dann könnt ihr mir etwas erzählen. Dann wird es nicht so langweilig. Ich hasse es, nutzlos im Bett zu liegen!“
Ich konnte sie verstehen. Es gab nichts Langweiligeres, als krank im Bett zu liegen. Bei uns ging es noch. Immerhin hatten wir so schöne Sachen wie Fernseher oder Ähnliches. Das gab es bei ihr nicht. Sie hatte höchstens ein Buch. Ansonsten langweilige Ruhe. Gut, wenn man wirklich krank war und hohes Fieber hatte, war es einem Recht. In der Situation war man froh, wenn man in Ruhe gelassen wurde. Aber in der Zeit der Genesung, brauchte man Ablenkung.
Ich brachte nur noch das Material für die Vergoldung weg, dann löschte ich das Licht und konnte Klara sehen, die gerade ins Bett stieg. Selbst auf die Entfernung konnte man gut sehen, dass es ihr nicht gut ging. Sie hatte eine rötliche Schnupfnase und sah noch bleicher aus als sonst. Fast wie weißes Wachs. Ein ungesundes Aussehen.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile, wobei ich bemerkte, dass sie dem Gespräch kaum folgen konnte. Wahrscheinlich hatte sie höheres Fieber als gedacht und machte ihr zu schaffen. Irgendwann schlief sie ein, was ich daran bemerkte, dass sie nicht mehr antwortete. Schlaf war sicher gut für sie, davon war ich überzeugt.
Die nächsten Stunden verbrachte ich im Wohnzimmer und sah fern. Einem Menschen beim Schlafen zuzusehen, war nicht gerade das, was man interessant nannte. Dann ging ich ins Schlafzimmer und sah nach. Klaras Kopf ging hin und her. Wahrscheinlich war das Fieber höher gestiegen und sie träumte schlecht.
Sie tat mir leid, wie mir jeder Kranke leidtut. Kaum hatte ich sie eine Weile betrachtet, als ihre Tür aufging und mehr Licht in das Zimmer schien. Zwei Männer kamen herein, die ich beide nicht kannte. Eine von ihnen trug einen Koffer und ich nahm an, dass es ein Arzt war. Daher ging ich davon aus, dass der andere Mann Klaras Vater war. Zumindest machte er das besorgtere Gesicht. Er trug eine Schale aus Porzellan mit sich und hatte ein Tuch über seinen Unterarm gelegt. Beides stelle er auf den Nachttisch.
Beide gingen zu Klaras Bett und der vermeintliche Arzt nahm einen ihrer freiliegenden Arme, um den Puls zu fühlen. Dann sagte er etwas zu dem anderen Mann, was ich nicht verstand. Es klang aber ernst. Beide schienen zu beraten. Klara wachte aus ihrem Fiberschlaf auf und sah die beiden an. Der Arzt öffnete, den Mund von Klara und sah hinein. Schon durch diese oberflächliche Untersuchung schien er eine Diagnose zu stellen. Er öffnete seinen Koffer und holte eine flache Metallschale heraus. Dann hielt er Klaras Handgelenk darüber und machte mit einem kleinen Messer einen Schnitt.
Aderlass, was sonst. Half immer, besonders wenn man nicht wusste, was der Patient hatte. Dass man ihm damit oft mehr schadete als es nutzte, wusste man zu der Zeit noch nicht. Ein Zeichen für mich, dass es um Klara nicht gut stand. Wer so plötzlich Fieber bekam, der hatte etwas Ernsthafteres, besonders da es ihr noch am Tage zuvor gut gegangen war.
Das Blut tropfte so lange in die Schale, bis der Arzt der Meinung war, dass es genug wäre. Er stand auf, gab noch ein paar Anweisungen und verschwand. Klaras, von mir angenommenen Vater, stand noch einen Moment vor dem Bett, ging dann leise heraus und schloss sanft die Tür. Zwanzig Minuten später kam eine dickliche Frau, die für Wadenwickel bei Klara sorgte. Sie blieb aber nicht länger als nötig in dem Raum. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Wer wollte sich schon gerne anstecken.
Klara lag alleine in ihrem Bett und begann sich hin und her zu wälzen. Man konnte gut sehen, dass es ihr nicht besser ging, sondern schlechter. Ich machte mir Sorgen um sie. Es gab Zeiten, in denen man an fiebrigen Krankheiten sterben konnte. Konnte man heutzutage zwar auch, aber die Wahrscheinlichkeit bei gesunden Menschen, war gering.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Vor wenigen Monaten hatte ich selber eine schwere Grippe gehabt und noch Antibiotika davon übrig. Mein Arzt hatte mir eine Familienpackung davon verschrieben und diese war nicht annähernd aufgebraucht. Über die Hälfte war noch vorhanden, obwohl ich sie hatte, in einer Apotheke, abgeben wollen. Doch dazu war es bis heute nicht gekommen. Zur Sicherheit sah ich noch einmal nach und fand sie sofort. Das Mindesthaltbarkeitsdatum war noch lange nicht abgelaufen und ich sah mir den Beipackzettel an. Also alles noch im grünen Bereich.
Ich nahm die Tabletten mit und ging zurück ins Schlafzimmer. Hier setzte ich mich zurück auf meinen Stuhl und sah besorgt nach Klara, während ich die Packung in den Händen hielt. Klara wälzte sich erneut in ihrem Bett hin und her, wobei es kraftloser wirkte als zuvor.
Wie es wirklich um sie stand, konnte ich nicht sagen, aber sie hatte keinen Grund etwas zu spielen. Also musste es ihr dreckig gehen.
In mir reifte ein Plan, obwohl ich ihn für verrückt hielt. Immerhin bin ich kein Arzt. Aber besser helfen als nichts tun. Oder wie war das noch mit der Ersten Hilfe. Schlimmer konnte ich es mit ein paar Tabletten nicht machen.
Ich ging ins Bad und holte mein Fieberthermometer hervor. Eines von diesen modernen Dingern, die man nur gegen die Stirn drücken musste. Dann ging ich in die Küche und holte ein großes Glas kaltes, frisches Wasser. So bewaffnet ging ich ins Schlafzimmer zurück. Hier atmete ich noch einmal tief durch und stieg durch den Spiegel.

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