Spieglein, Spieglein, ... Kapitel 3 von 21
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Spieglein, Spieglein, … Kapitel 3 von 21

Auch als ich ausgeschlafen war, konnte ich nicht mehr verstehen. Entweder ging es in dem Rauschen unter oder konnte von mir nicht erkannt werden. Um zumindest die Störquelle herauszufiltern, ging ich am nächsten Tag zum Softwarehändler meines Vertrauens und besorgte mir ein Programm, was meine Probleme beseitigen sollte. Klar war es teuer und für meine Zwecke überdimensioniert, aber er wollte Geld machen und ich ein optimales Ergebnis. Stundenlang saß ich im Schlafzimmer mit dem Laptop auf den Beinen, bis ich es so gut hinbekam, wie ein Laie es kann. Mit großer Spannung erwartete ich die nächste Nacht. Speicher war noch genug vorhanden.
Dieses Mal kamen die Stimmen früher. Sie unterhielten sich, doch dann geschah etwas Seltsames. Waren sonst nur Stimmen zu hören gewesen, vernahm ich jetzt Musik. Sie klang ebenfalls seltsam, denn auch hier vermutete ich, dass sie rückwärts lief. Was ich allerdings hören konnte, war, dass sie von mehreren Instrumenten gespielt wurden. Heutzutage würde man „Unplugt“ sagen, denn es war eindeutig zu hören, dass es eine Art Klavier und mehrere Streicher waren, die dort spielten. Elektronik kam nicht vor, kein Schlagzeug, keine Perkussion. Vermutlich waren es Geige und Cello. Das Gespielte hörte sich wie klassische Musik an, wirkte von der Art, wie es gespielt wurde, alt.
Später als ich es rückwärts, also für mich richtig herum anhörte, wurde es noch deutlicher, auch wenn ich das Stück nicht kannte. Es war kein mir bekanntes Lied, wobei ich zugeben musste, dass ich in der Klassik wenig bewandert war. Sicher kannte man ausgewählte Stücke, aber noch lange nicht alles. Ich hätte nicht sagen können, welchem Komponisten, man es hätte zuschreiben können.
Da die meiste Zeit lang die Musik die Sprache überlagerte, konnte ich dieses Mal noch weniger der Worte verstehen. Alles in allem war diese Nacht also vergebens gewesen, da ich jedoch davon ausging, dass es nicht enden würde, wollte ich weiterhin in Lauerstellung bleiben.
Schon in der nächsten Nacht schaltete ich erneut den Rechner an und ging ins Bett. Ich vernahm zwar in dieser Nacht die Stimmen, machte mir aber keine Gedanken darüber. Immerhin wurde alles aufgenommen. Also konnte ich mich am nächsten Morgen gemütlich an den Küchentisch setzen, Frühstücken und abspielen, was aufgezeichnet wurde. Das machte ich jetzt jeden Tag und jede Nacht so und es war selten, dass nichts aufgezeichnet wurde. Ich gewöhnte mich langsam an die Art, wie gesprochen wurde, und konnte mit der Zeit immer mehr Wörter erkennen.
Zumeist waren es irgendwelche Gespräche über zufällige Gegebenheiten. Nichts Besonderes, also Geplauder, als wenn man sich mit dem Nachbarn über dieses und jenes unterhielt.
Es ging öfters um ein Fest, was stattfinden sollte. Dabei sprach man von einer Verlobung, die wohl unter keine guten Stern stand, denn man äußerte sich negativ darüber. Warum konnte ich nicht erkennen. Keine Ahnung.
Es hört sich seltsam an, aber die Spannung über das Gesprochene hielt mich so sehr gefangen, dass ich mir kaum noch Gedanken darüber machte, woher die Stimmen kamen. Oder besser gesagt war es für mich nicht mehr verwunderlich. Hätte ich es jemandem anderen erzählt, hätte derjenige mich seltsam angeschaut. Wer hatte schon davon gehört, dass Stimmen aus einem Spiegel kamen.
Eines Abends kam etwas Interessantes im Fernsehen. Da alles wie gehabt aufgezeichnet wurde, konnte ich es mir in Ruhe anschauen. Die Sendung ging bis Mitternacht, und als ich den Fernseher ausmachte, stellte ich fest, dass es für die Zeit ungewöhnlich dunkel war. Dies lang sicher daran, dass eine geschlossene Wolkendecke den Vollmond abdeckte und kein noch so kleiner Lichtstahl durch die Fenster schien. Dunkelheit umgab mich, als ich den Fernseher ausmachte. Aber das störte mich nicht. Ich tappte durch die Schwärze bis zum Schlafzimmer, tastete nach dem Lichtschalter und knipste das Licht an. Im Raum wurde es hell und ich machte zwei Schritte hinein, um nach dem Rechner zu schauen. Genau in diesem Augenblick brannte die Birne durch.
Schlagartig wurde es so dunkel, dass ich nichts mehr sehen konnte, sah buchstäblich die Hände vor Augen nicht. Zusätzlich verfing ich mich mit einem Fuß in einem Mikrokabel. Stolpernd trat ich einen Schritt vor und versuchte mich festzuhalten. Ich packte auf Reflex zu, bekam die Plane vom Spiegel zu fassen und versuchte den Sturz aufzuhalten. Diese war aber nicht dafür gemacht worden, dass ich mich daran festhielt. Also fiel ich hin, riss die Plane mit mir und der Spiegel hing unbedeckt da.
Ich erschrak und wendete sofort meine Augen ab. Ich wollte nicht in den Spiegel sehen, obwohl es vollkommen Dunkel war. Etwas gesehen hätte ich nicht.
Zu meiner Verwunderung sah ich aus dem Augenwinkel etwas schimmern, genau von dort, wo die Spiegelfläche war. Das Schlafzimmer tauchte auf einmal in ein diffuses Licht, ähnlich der Dämmerung. Die Quelle konnte ich erkennen, wollte es aber nicht wahr haben. Sie kam von der Spiegelfläche, und da kein Licht durch das Fenster schien, konnte es keine Spiegelung sein.
Zuerst wagte ich es nicht, meinen Blick zum Glas zu werfen, wollte die Plane wieder über den Rahmen werfen, um nicht noch einmal in Versuchung zu geraten, hineinzusehen. Doch wie immer siegte meine Neugierde. Langsam erhob ich mich vom Boden und trat vorsichtig in den Bereich, in dem ich mich hätte sehen müssen. Aber ich konnte mich nicht sehen. Dafür hätte eine Lichtquelle im Raum sein müssen. Die einzige Quelle war jedoch das seltsame Leuchten aus dem Spiegel. Dieses Licht erreiche mich jedoch nicht. Somit stand ich da, sah in den Spiegel und konnte mich nicht selber sehen. Stattdessen sah ich drei andere Menschen, die aussahen, als wenn sie direkt hinter dem Spiegel standen, nur eine Glasscheibe zwischen uns.
Ich erschrak, konnte meinen Blick nicht von dem Bild lassen.
Die Drei standen nicht nur herum, sondern schienen sich miteinander zu unterhalten. Dabei kam mir seltsam vor, dass ich die Stimmen bereits kannte. Ich hatte sie mehrfach in den Aufzeichnungen gehört und waren mir daher vertraut. Zwei Frauen standen dort mit einem Mann, waren in einem geschätzten Alter von zwanzig bis dreißig, was aber schwer zu erkenne, war. Sie waren für meinen Geschmack zu stark geschminkt, zumindest wirkte ihre Haut sehr hell.
Was mich am meisten verwunderte, war ihre Kleidung. Breite Reifröcke für die Damen, der Herr trug dicht anliegende, halbhohe Hose, die an langen Socken endete. Dazu Lackschuhe mit kleinem Absatz und einer silberne Schnalle, als Applikation, oben auf.
Leider konnte ich dieses Bild nur kurz sehen, denn es verblasste sofort, als es draußen etwas heller wurde und Licht durch das Fenster schien. Der Vollmond hatte eine Lücke in der Wolkendecke ausgenutzt und schien jetzt für einen Moment zum Fenster herein. Erst als er verschwand, kam auch das Bild zurück. Zu meiner Enttäuschung waren die drei Personen nicht mehr da. Nur der Raum, in dem sie gestanden hatten, war noch zu erkennen. Wobei das Wort Raum, wohl dem nicht nahe kam, was ich sah. Es war eher eine Art Saal, und wenn ich meinen Kopf hin und her bewegte, konnte ich tatsächlich weiter nach links oder rechts schauen. Genauso wie es bei einer Glasscheibe gewesen wäre. Also trat ich noch einen Schritt näher und stand direkt, wenige Zentimeter vom Glas entfernt, davor.
Jetzt hatte ich einen noch besseren Überblick und konnte erkennen, dass es ein großer Raum war, an dessen Wänden mehrere große Spiegel und Gemälde hingen, die sich abwechselten. Die Gemälde zeigten alle irgendwelche Porträts mir unbekannter Personen. Die Spiegel wiederum waren alle verschieden, aber in etwas gleich groß. Ansonsten war der Saal leer. Nur ab und zu konnte man ein kleines Tischchen sehen, was direkt unterhalb eines Bildes stand.
Das Licht des Saals entstammte mehrerer Kronleuchter, die von der Decke hingen und voller Kerzen steckten. Allerdings hatte man nur jede Zweite angesteckt, wahrscheinlich um zu sparen.
Als ich das sah, musste ich grinsen. Auch hier schienen die Energiekosten enorm hoch zu sein. Eine Parallele zu unserer Welt. Denn so bezeichnete ich es inzwischen in meinem Kopf. Was ich sah, konnte nur eine andere Welt sein oder ein Traum. Doch daran glaubte ich nicht.
Es war später geworden und es fing langsam zu dämmern an. Das einfallende Licht des anbrechenden Tages kam durch das Fenster und das Bild vor mir verblasste langsam. Minuten später, war es nicht mehr zu erkennen. So wie es aussah, konnte man nur etwas erkennen, wenn es bei mir vollkommen dunkel war. Genau das wollte ich ausprobieren. Doch meine Vorhänge ließen zu viel Licht durch. Also überlegte ich, wie ich den Raum dunkel bekommen könnte, vollkommen dunkel. Nach kurzem Überlegen kam mir eine Idee.
Die gute, alte Alufolie musste dran glauben. Von innen an die Scheibe geklebt, ließ sie keinen noch so winzigen Lichtstrahl durch. Also folgte eine Schicht der anderen, um wirklich keinen noch so kleinen Lichtstrahl durchzulassen.
Zum Schluss war ich mit mir und meinem Werk zufrieden. Wenn ich die Tür zumachte und noch den Spalt darunter abdichtete, konnte ich nichts mehr sehen. Vollkommene Dunkelheit machte sich breit, war fast körperlich zu spüren. Eine leichte Enttäuschung war aber, als ich mich vortastete, vor dem Spiegel stehen musste aber nichts sah. Da war nichts, absolut gar nichts. Zuerst dachte ich, dass ich falsch stand, und streckte langsam einen Arm vor, um mit meinen Fingern die Glasscheiben zu fühlen. Doch sofort spürte ich die glatte Fläche unter den Fingerkuppen und ich zog die Hand sofort zurück. Es war merkwürdig gewesen, denn die Scheibe hätte kalt sein müssen, das war sie aber nicht. Sie war angenehm warm. Deswegen hatte ich meine Hand ruckartig zurückgezogen. Es war nicht das, was ich erwartet hatte.
Neugierig geworden streckte ich erneut meinen Arm aus, und als meine Finger auf die Scheibe trafen, konnte ich es bestätigen. Das Glas war warm, vielleicht sogar noch wärmer, als meine eigene Körpertemperatur, aber nicht viel. Im Normalfall hätte ich gesagt, dass sie kuschelig wäre, aber das konnte man so nicht ausdrücken. Überhaupt fiel mir kein Wort dafür ein. Je länger ich meine Finger gegen die Scheibe drückte, umso seltsamer wurde es. War sie zuerst nur warm, fing sie auf einmal an zu vibrieren. Es war zuerst kaum zu spüren, wurde jedoch stärker, fühlte sich an, als wenn man seine Hand auf einen laufenden Elektromotor legte. Feine, unheimlich schnelle Vibrationen. Wieder zuckte ich zurück und war der Meinung, dass die Scheibe bei diesen dauerhaften Vibrationen zerspringen müsste, aber ich hörte nichts dergleichen. Es war vollkommen still und ich hätte nicht sagen können, dass überhaupt ein Geräusch erklang..
Mehrfach überlegte ich, ob ich jemandem von meiner Entdeckung erzählen sollte, doch ich ließ es bleiben. Ein großer Teil der Menschen hätte mir nicht geglaubt und mich als Spinner abgetan. Die anderen hätten versucht, mir den Spiegel wegzunehmen. Immerhin wäre er für die Wissenschaft interessant gewesen.
Als Nächstes überlegte ich mir, was ich tun konnte oder sollte. Da kam mir eine seltsame Idee. Wenn ich die Menschen nur verstand, wenn ich die Sprache rückwärts laufen ließ, war es zu verständlich, wenn ich es lernte. Also fing ich damit an, die geläufigsten Wörter rückwärts zu sagen. Dabei wurde es für mich ein Sport, immer kompliziertere Wörter zu wählen. Dabei machte ich inzwischen die Augen zu, konnte das entsprechende Wort in Druckbuchstaben geschrieben sehen und musste es nur noch rückwärts ablesen. Eine Krücke, aber so funktionierte es am besten.
Was mit den Wörtern funktionierte, probierte ich anschließend in ganzen Sätzen. Zu meinem Erstaunen lernte ich es in drei Wochen. Solange ließ ich den Spiegel links liegen und schwor mir erst hineinzuschauen, wenn ich es konnte.
Eins gelang mir nicht so gut. Ich machte einen Versuch, nahm mich selber auf, wenn ich rückwärts sprach, und spielte es richtig herum wieder ab. Es klang seltsam, da ich die Worte falsch betonte. Die Phonetik der Worte war falsch. Wenn ich normalerweise meine Stimme anheben musste, war es hier anders herum. Sich dies anzugewöhnen war mehr als schwer. Bis ein verständlicher Satz dabei rauskam, dauerte es noch länger als gehofft.
Die ganze Zeit lang drängte es mich zum Spiegel zu gehen, aber ich hielt durch, wollte meinen inneren Schweinehund bezwingen. Wie bei den Zigaretten gelang es mir. Auch wenn es mich noch mehr Überwindung kostete, als bei den Glimmstängeln. Die Neugierde war enorm.
Eines Tages war es soweit. Ich glaubte genug zu können, um zumindest vieles Verstehen zu können. Ich holte mir einen bequemen Stuhl, schob ihn vor den Spiegel und schaltete das Licht aus.
Sofort war alles in undurchdringliche Finsternis getaucht und ich wartete auf das, was geschehen sollte.
Um es vorwegzusagen, es geschah nichts, überhaupt nichts. Zumindest die ersten Stunden nicht. Ich beugte mich vor, spürte die Vibrationen der Scheibe, die warm war, aber sonst geschah nichts.
Das Einzige, was passierte war, dass ich einschlief. In der Dunkelheit und Ruhe, schlossen sich meine Augen wie von selbst und ich sackte im Stuhl in mich zusammen. Ich erwachte erst, als etwas an meine Ohren drang. Innerlich war ich anscheinend darauf programmiert zu erwachen, sobald ich etwas hörte. Sozusagen autogenes Training.
Meinen Augen waren verklebt, daher sah ich nicht gleich klar, aber als ich mir den Schlaf aus den Augen wischte, konnte ich erkennen, was vor sich ging und erschrak.
Eine junge Frau stand direkt vor mir und sah mich an. Dabei wurde mir in Sekunden klar, dass sie nicht mich, sondern ihr Spiegelbild sah. Trotzdem starrte sie in meine Richtung, als wenn sie sich selber nicht wahrnahm.
Sie war ausgenommen hübsch, um es einmal so zu sagen. Wenn mir auch das Gesicht zu blass erschien, hatte es einen angenehmen Schnitt, wirkte gleichförmig und sympathisch. Dieses Weiß der Haut wurde von einem starken Rot der Lippen, sowie einem kleinen Leberfleck unterhalb des einen Mundwinkels unterbrach. Umrahmt wurde dieses Gesicht von schwarzen, großen Locken, die sich oberhalb des Kopfes auftürmten. Dazu trug sie ein blaues Kleid, welches durch Reifen weit auseinandergehalten wurde. Die Taille war schmal geschnürt und ihre Brüste weit nach oben geschoben worden, denn auch vorne sorgte eine Schnürung für die Form, ähnlich wie bei einem Dirndl. Ich musste grinsen, als ich an den Begriff mit dem Holz dachte, den man in Bayern gerne benutzte.
Weiter starrte sie sich selber an, wobei ich nicht glaubte, dass sie sich betrachtete. Fast kam es mir vor, als wenn sie mich sehen konnte. Doch dafür waren ihre Augen nicht direkt auf mich gerichtet. Sie sah seitlich an mir vorbei.
Plötzlich drehte sie ihren Kopf zur Seite und meinte in die Richtung: „Marie, hier in diesem Spiegel habt ihr den Mann gesehen?“
Hierbei sei eins erwähnt. Es waren nicht die wirklichen Worte, die ich aufschreibe, sondern dem Sinn entsprechend. Die Unterschiede zu unserer heutigen Sprache waren zu groß, um sie hier wiederzugeben. Dies bitte ich, zu entschuldigen.
Ich erschrak gewaltig. Erst jetzt wurde mir bewusst, wenn ich sie sehen konnte, konnte es anders herum genauso sein. Vielleicht war es ein halbdurchlässiger Spiegel, wie man sie aus Kaufhäusern kannte.
Schamesröte stieg mir ins Gesicht und ich hoffte, dass wenn sie mich gesehen hatte, nicht während ich Spaß mit mir gehabt hatte.
Plötzlich trat von der Seite eine andere Frau ins Blickfeld. Sie war ebenfalls in dem Alter, trug ein rotes Kleid und hatte haselnussbraune Haare, die in einer ähnlichen Frisur hochgesteckt worden war. Sie hätten Schwestern sein können, obwohl ihr Gesicht weicher erschien. Sie sah ebenfalls in den Spiegel und meinte: „Doch, Klara, hier in diesem Spiegel habe ich ihn gesehen. Als ich vor einigen Tagen, als es dunkel war, hier vorbei gekommen bin. Er stand dort und ich konnte ihn gut sehen.“
Klara sah erneut in den Spiegel und sagte zögerlich: „Also ich kann nichts erkennen. Nur mich selber. Wie sah er den aus?“
Marie sah Klara von der Seite aus an und antwortete überlegend, druckste ein wenig herum: „Er war nackt!“
Diese Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen, was man gut erkennen konnte.
Klara sah sie unverständlich an: „Er war nackt? Du meinst, ohne Kleidung?“
„Ja, aber nicht nur das!“, meinte Marie und schaute auf den Boden, als wenn sie sich schämen würde.
„Sag schon! Es ist sonst niemand hier. Spann mich nicht auf die Folter. Was war sonst noch?“
Marie sah weiterhin auf den Boden, schien ihrer nicht zu erkennenden Schuhe zu betrachten. Nur zögerlich kam es über ihre Lippen, fast nur geflüstert. Dabei sah sie sich um und kontrollierte, ob sie wirklich alleine waren.
„Er hatte sein Ding in der Hand und hat es gestreichelt!“
Man konnte richtig sehen, wie Marie in den Boden zu versinken begann, auf den sie zuvor gestarrt hatte.
Klara fixierte Marie, betrachtete sie von oben bis unten: „Das hast du wirklich gesehen? Das glaube ich dir nicht. Wie sah es denn aus?“
Marie holte tief Luft, nahm ihre Hände hoch, spreizte jeweils den Zeigefinger ab und zeigte einen Abstand in die Luft.
„Er war etwa so lang und so dick!“ Dabei bildete sie jetzt mit einem Finger einen Kreis, um den Umfang anzuzeigen.
„Das dickere Ende jedenfalls. Dazu konnte ich Adern unter der Haut sehen, die sich wie Würmer an dem Stamm entlang abzeichneten. Doch ich konnte es nicht lange genug sehen, denn ich hörte ein Geräusch von der Tür her und musste weg. Ich war nur im Nachtgewand unterwegs!“
War ich auf der einen Seite erschrocken, war ich auf der anderen Seite stolz auf mich. Immerhin hatte Marie eine beachtliche Größe angezeigt, vielleicht etwas übertrieben. So gesehen war ich gut weggekommen, fand ich zumindest.
Klara sah Marie an die immer noch auf den Boden starrte. Dabei meinte ich sehen zu können, wie sich Maries Wangen verfärbt hatten. Allerdings kam es nur schwach zum Vorscheinen.
Klara drehte ihren Kopf erneut in meine Richtung. Dabei konnte ich sehen, wie sich ihre Zungenspitze hervor schob und kurz über die tiefroten Lippen fuhr.
„Das hast du also gesehen. Und du bist dir da ganz sicher?“
Marie nickte, konnte dabei von Klara, im gegenüberliegenden Spiegel gesehen werden.
Klara sah weiterhin geradeaus und trat noch näher heran. Es wirkte so nah, als wenn ich nur noch meinen Arm ausstrecken müsste, um sie zu berühren. Eine verrückte Situation und ich hätte es beinahe gemacht. Doch Klara drehte sich auf einmal um und ging seitlich weg. Marie folgte ihr auf den Fuß, sah aber noch einmal verstohlen in meine Richtung. Dann waren die beiden verschwunden.
Hörbar ließ ich die Luft aus meiner Lunge, denn ich hatte die ganze Zeit nur flach geatmet, musste den verbrauchten Sauerstoff ersetzten.
Sie konnten mich sehen, wenn es bei ihnen dunkel war wie jetzt bei mir. Also war es eine zweiseitige Möglichkeit, hindurchzuschauen. Über diesen Gedanken hinweg, schlich sich jetzt erneut der Gedanke in ein Gehirn, das Marie mich gesehen hatte. Wirklich peinlich. Auf der anderen Seite war nichts geschehen. Ich war nicht geschockt und Marie hatte nicht ausgesehen, als wenn es sie den Rest ihres Lebens verfolgen würde. So gesehen war nicht passiert.
Weitere Minuten blieb ich sitzen. Doch es tat sich nichts mehr, wurde langweilig. Also verließ ich meinen Beobachtungsposten, schaltete das Licht ein und legte mich hin. Müde war ich und war mir sicher, dass ich schlafen konnte. Dabei hatte ich noch eine ganze Weile die Gesichter der beiden vor Augen und empfand es als hilfreich, dass ich sie gut verstehen konnte. Dafür hatte sich das intensive Lernen gelohnt.
Mehrere Tage folgten, in denen ich vor dem Spiegel saß. Viele verschiedene Menschen kamen in meinen Blickwinkel und oftmals konnte ich an ihren Gesprächen einen Anteil haben. Dabei lernte ich besser und schneller als zuvor. Etwas zu hören, war ein besserer Unterricht, als alles andere, was ich zuvor gemacht hatte.
Soweit ich es mitbekam, ging es um ein großes Fest, was bald stattfinden sollte. Eines, was es zuvor noch nicht gegeben hatte. Pompös hätte man es übersetzten können.
Später bekam ich heraus, dass es um eine Hochzeit ging. Eine der hochgestellten Damen, sollte unter die Haube kommen und würde gesellschaftlich zu einer Gräfin aufsteigen. Wenn ich es mit den alten Adelstiteln verglich, die es auf meiner Seite des Spiegels gab, war das was. Inwieweit sich die Hierarchie von unserer unterschied, konnte ich nicht sagen.
Was mir bei der ganzen Sache am meisten Freude bereitete war, dass Marie und Klara fast jeden Tag vorbei kamen. Sie standen minutenlang vor mir und unterhielten sich über mich. Anders konnte ich es mir nicht vorstellen. Klara war mehr als enttäuscht, dass sie mich nicht zu sehen bekam. Sie musste auf das Vertrauen, was Marie erzählte, auch wenn es sich wiederholte. Einmal sah Klara sogar in den Spiegel, hielt ihrer Hände unter ihre hervorstehenden Brüste, hob sie höher an und meinte mit einer gedämpften Stimme: „Na unbekannter Mann hinter dem Spiegel, gefällt euch, was ihr seht?“ Dabei formte sie einen Kussmund und ich hörte das bekannte Geräusch, das ein Kuss bildete.
Dabei blieb ihr Gesichtsausdruck einen Moment starr, doch dann lachte sie los und sah Marie an. „Eigentlich solltest du ihm auch mal etwas bieten. Immerhin hast du ihn ja auch gesehen. Es würde ihn sicher freuen!“
Marie stellte sich neben Klara, sah schüchtern geradeaus und ich konnte an ihren Augen erkennen, dass diese nach mir suchten. Sie wanderten von einer Seite zur anderen, blieben aber auf keinem festen Punkt haften. Selbst als ich jetzt einen Arm hob und damit winkte, war es für sie nicht zu erkennen. Ihre Augen hätten den Arm verfolgt.
Auf einmal kam mir ein seltsamer Gedanke. Wenn ich sie hören konnte, wie war es anders herum. Bis jetzt war ich still gewesen, hatte nur den Worten der Menschen gelauscht, ohne ein Wort zu verlieren. Warum auch. Mir hatte das Zuhören bis jetzt gereicht.
Fast wagte ich es nicht, mein Herz klopfte wie wahnsinnig, als ich überlegte, was ich sagen sollte. Ich konnte nicht einfach drauf losquatschen.
Klara und Marie standen noch einen Moment vor dem Spiegel und ich wusste, dass sie sich von mir oder besser gesagt dem Spiegel verabschiedeten, wenn sie sich zurückzogen. Sie hatten es zumindest bis jetzt gemacht.
Genauso war es einen Tag später, jedoch war nur Klara anwesend.
Dieses Mal war es nicht anders als sonst. Klara legte ihren Kopf schräg zur Seite und meinte zum Schluss mehr aus Spaß: „Ich wünsche euch noch einen schönen Tag Spiegel!“
Dann drehte sie sich um und wollte gerade gehen, als ich es nicht mehr unterbinden konnte.
„Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Tag Klara!“, rutschte mir heraus, und da ich nicht sonderlich leise gesprochen hatte, erschrak ich vor mir selber.

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