Schadensersatz
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Schadensersatz

„Silke, wach auf. Es ist schon halb.“

Ich öffnete mühsam die Augen. Mein Sohn Andy stand mit vorwurfsvoller Miene vor meinem Bett, den Rucksack schon geschultert. Na, wenigstens er hatte nicht verschlafen. Ich seufzte.

„Hast du dir was zu essen gemacht?“

„Klar. Ich muss los, sonst verpasse ich den Bus. Tschau, Mama.“

Kopfschmerzen. Kein Migräneanfall diesmal, aber unangenehm genug. Hoffentlich waren noch Tabletten im Haus. Ich hörte die Haustüre klappen. Mühsam schwang ich mich aus dem Bett und stand leicht taumelig im Zimmer. Durch die Schlitze der Jalousien drang Sonnenlicht, unerträglich hell in diesem Moment. Mechanisch suchte ich mir frische Wäsche zum Anziehen heraus und ging ins Bad. Um acht Uhr musste ich losfahren, also hatte jetzt alles zack-zack zu gehen. Mir war ein wenig übel.

Auch die Dusche revitalisierte mich nicht wirklich. Tage wie diesen kannte ich nur zu genüge. In der Küche roch es nach frischgebrühtem Kaffee. Andy war wirklich ein Schatz. Lustlos kaute ich auf einer Scheibe Toast herum. Seitdem mein Mann tot war, war Andy alles, was ich noch hatte.

An manchen Tagen kam ich gar nicht mehr aus dem Bett. Ohne Andy hätte ich wahrscheinlich irgendeine Dummheit begangen. Ich hatte dunkle Tage tiefschwarzer Depression überstanden, nach diesem völlig unerwarteten und mein Leben zerstörenden Schicksalsschlag. Michael war vor vier Jahren für seine Firma in den Irak gereist, um Vorverhandlungen für ein Wiederaufbauprojekt zu führen. Auf einem Basar in Bagdad wurde er dann eines von sechzig Opfern eines Selbstmordattentäters.

Andy war damals vierzehn. Vor vier Wochen hatten wir seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert. Finanziell ging es uns eigentlich gut, neben der hohen Lebensversicherung, die Michael abgeschlossen hatte, kriegte ich ja auch noch meine Witwenrente. Trotzdem arbeitete ich weiter in der Stadtverwaltung, weniger des Geldes wegen; mehr um aus dem Haus zu kommen und irgendeine normale Lebensstruktur zu besitzen.

Ich nahm gleich zwei Tabletten und zündete mir eine Zigarette an. Verdammt, es war schon nach acht. Für einen kurzen Moment kämpfte ich noch mit mir; dann gab ich auf, holte mir das Telefon und rief bei der Arbeit an. Ich berichtete von einer Erkältung, und dass ich am nächsten Tag zum Arzt gehen würde, sollte es nicht besser werden. Das war nicht einmal gelogen. Zur Bekräftigung nieste ich einige Male. Vielleicht war ich ja wirklich angeschlagen.

Das Haus wirkte riesig und in seiner Leere bedrückend. Ich ging zurück in mein Schlafzimmer, um die guten Sachen wieder auszuziehen. Mein Wäschekorb quoll schon wieder über. Ich seufzte. In letzter Zeit kriegte ich die Hausarbeit kaum auf die Reihe. Andy war sonst eine große Hilfe, aber dabei half er mir selten. Ich wollte auch nicht zu viel auf ihn abwälzen. Es war auch für ihn schon schwer genug. Im nächsten Frühjahr würde er sein Abitur machen.

Sein Zimmer sah allerdings auch verheerend aus. Überall lagen Sachen auf dem Boden verstreut, Schmutzwäsche, gebrauchte Taschentücher, Bücher und was weiß ich noch alles. Den Ordnungssinn hatte er offensichtlich von mir geerbt. Ich raffte einige der Kleidungsstücke zusammen und zog auch sein Bett ab. Die überdeutlichen Spermaflecken auf dem blauen Satin ließen mich lächeln. Welche Mutter eines volljährigen Sohnes kennt das nicht.

Hm, er hatte seinen Computer wohl vergessen auszumachen. Der Monitor war dunkel, aber die Lämpchen auf dem schwarzen Tower blinkten. Ich setze den Wäschekorb ab und ließ mich auf seinem Schreibtischstuhl nieder. Dort fiel mir gleich der in der Mitte geknickte Briefumschlag mit Tabak- und Grassresten auf, den er halb hinter seinen Monitor geschoben hatte. Ich seufzte erneut. Ja, mein Sohn nahm Drogen. Das hatte ich in seinem Alter aber auch getan, deshalb waren meine Versuche, ihm ins Gewissen zu reden, eher halbherzig verlaufen.

Er kam in der Schule gut mit, sein Schnitt war im letzten Zeugnis unter zwei gewesen, also hatte ich auch gar keinen Grund, mir Sorgen zu machen. Er war erstaunlich reif für sein Alter. In vielerlei Hinsicht erinnerte er mich an Michael, von seiner ganzen Persönlichkeit her, weniger vom Aussehen. Das hatte er von mir. Er würde schon seinen Weg gehen, da brauchte ich nicht beunruhigt zu sein. Ich ruckelte an seiner Maus. Der Bildschirm erwachte zum Leben.

Normalerweise schnüffelte ich nicht in seinen Sachen herum. Eigentlich wollte ich auch nur schauen, ob er vielleicht wieder etwas runterlud, und den Computer bewusst angelassen hatte. Wohl war mir bei seinem Raubkopieren nicht; insgeheim hatte ich mir vorgenommen zu erklären, dass ich die Schuldige war, sollte er tatsächlich einmal Schwierigkeiten deshalb bekommen. Aha, da liefen tatsächlich Downloads. Also gut, dann brauchte ich die Kiste nicht runterzufahren. Ich war schon im Aufstehen begriffen, als ich die Titel in seinem Filesharing-Programm bemerkte.

Wie vom Blitz getroffen sank ich wieder auf den Stuhl. Das Blut rauschte in meinen Ohren, mein Herzschlag beschleunigte sich.

„i****t – Russian mum wakes up son and fucks him”.

Noch vier andere Titel dieser Art in seiner Download-Liste. Ach du grüne Güte. Fassungslos starrte ich auf den Bildschirm, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Dass er sich auch mal Pornographie herunterlud, hatte ich mir natürlich schon gedacht. Immerhin war er ein normaler Heranwachsender.

Normal? War er das? Inzest. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Und alles Mutter-Sohn Filme. Einer der Downloads war eine komplette Sammlung von Clips dieser Art, über sechs Gigabyte, die just in diesem Moment fertig wurde.

Ich sprang auf und verließ fluchtartig das Zimmer. In der Küche griff ich zu den Zigaretten und rauchte mit zitternden Händen, um mich erst einmal zu beruhigen. Ob ich mit Susanne drüber reden sollte? Susanne war meine The****utin, die mir aus dem tiefen schwarzen Loch nach Michaels Tod herausgeholfen hatte. Seit zwei Jahren hatte ich keine Sitzungen mehr benötigt, nur manchmal, wenn ich Depressionen hatte, ging ich noch in ihre Praxis, um mir etwas zur Betäubung verschreiben zu lassen. Das war aber auch schon länger nicht mehr vorgekommen.

Mühsam versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Hatte ich vielleicht mit meinem Verhalten für seine besonderen Neigungen gesorgt? Eigentlich fiel mir ad hoc nichts in dieser Richtung ein, ich rannte nicht nackt durch die Wohnung, ließ beim Duschen nicht die Badezimmertüre offen. In den ersten Monaten nach Michaels Tod schlief Andy bei mir im Schlafzimmer, aber wir hatten nicht einmal gekuschelt oder so etwas, ich konnte einfach nur die Leere im Bett neben mir nicht ertragen. Wir schmusten auch nicht, wie das bei anderen zu beobachten war, da dies ihm meist sichtlich unangenehm war. Ob das der Grund dafür war? Fantasierte er über Sex mit mir, oder war das ein Fetisch, über den er auf irgendwelchen Schmuddelseiten gestolpert war?

Verflucht, verflucht, verflucht. Wahrscheinlich würde ich mit ihm darüber reden müssen. Vielleicht doch besser gleich zusammen mit Susanne? Oder gar nicht? Schließlich war das laut Freud ja wohl sogar eher normal, dass Jungens ihre Mutter bewusst oder unbewusst begehren. Solange er nichts in dieser Richtung unternahm … was er sicher nie tun würde … Ach, Quatsch, nun komm mal runter. Einfach so tun, als ob ich von Allem nichts wusste und die Sache auf sich beruhen lassen? Das war vielleicht nicht die beste Lösung, klang aber verlockend.

Ruhig bleiben. Vielleicht doch eine Tablette zur Beruhigung nehmen? Nein. Ich brauchte jetzt einen klaren Kopf. Na wenigstens fingen die Kopfschmerztabletten jetzt an zu wirken. Komm, reiß dich zusammen. Tu was. Mit einer merkwürdigen Scheu kehrte ich in das Zimmer meines Sohnes zurück, um den dort abgestellten Wäschekorb zu holen. Meine Knie waren etwas weich, als ich den Keller ging, um eine Maschine fertig zu machen. Nun lächelte ich nicht mehr, als ich die Spermaflecken auf der Bettwäsche sah. Hatte er vielleicht dabei an mich gedacht? Ich schüttelte mich innerlich. Es würde alles andere als leicht werden, mich ihm gegenüber unbefangen zu verhalten. Soviel war schon einmal sicher.

Wie in Trance starrte ich auf die Trommel der Waschmaschine, die sich langsam mit Wasser füllte. Ich musste mir förmlich einen Ruck geben, um wieder nach oben zu gehen. Fahrig machte ich im Wohnzimmer und in der Küche notdürftig Ordnung, aber meine Gedanken waren noch immer bei diesem unerwarteten Problem.

Andy hatte meines Wissens noch keine Freundin gehabt, zumindest hatte er nie eine mit nach Hause gebracht. Vielleicht würde sich alles von selbst in Luft auflösen, wenn er aus seinen Fantasiewelten in die Realität trat? Vorher war ich fast dankbar gewesen, dass er in dieser Beziehung so zurückhaltend gewesen war. Ob ich ihm irgendwie auf die Sprünge helfen konnte, vielleicht mit einer der Töchter meiner Freundinnen zusammenbringen und dann der Natur ihren Lauf lassen?

Seufzend ließ ich mich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. So leicht ließ sich wohl keine Lösung finden. Vermutlich war ich nicht die einzige, die vor diesem Problem stand. Ob es vielleicht irgendetwas darüber im Internet gab? Als Andy vor einem Jahr um die schnelle Internetverbindung gebettelt hatte, hatte ich mir auch einen Laptop angeschafft. Eigentlich nutzte ich ihn sehr selten, da ich bei der Arbeit schon genug Zeit am Bildschirm verbrachte.

Ich wusste nicht so recht, was ich als Suchbegriff eingeben sollte. „Inzest“ ergab 4,6 Millionen Treffer. Mit zugeschnürter Kehle las ich wahllos in den Texten von Missbrauchsopfern, sowie psychologischen und soziologischen Abhandlungen herum. Wirklich schlauer war ich aber auch nach einer Stunde nicht, zumindest nicht was meine spezielle Fragestellung anging. Bis ich auf den Erfahrungsbericht einer Mutter stieß, die sich mit ihrem Sohn eingelassen hatte. Unfassbar. Sie hatte eine ähnliche Tragödie wie ich erlebt, aber in ihrem Fall war sie es gewesen, die nach dem Tod ihres Mannes außer Kontrolle geraten war und sich von ihrem Sohn sexuell angezogen gefühlt hatte. Mir wurde beim Lesen fast übel.

Seit Michaels Tod hatte ich keinen Sex mehr gehabt. In den ersten zwei Jahren hatte ich nicht einmal mehr masturbiert. Auch jetzt kam das nur vielleicht einmal alle zwei Monate vor. Jedwede Versuche meiner Freundinnen und Kollegen, mich mit Männern bekannt zu machen, hatte ich sofort abgebürstet. Nicht, dass ich mich nicht manchmal trotz Andy schrecklich einsam fühlte. Aber ich konnte mir auch einfach nicht vorstellen, noch einmal mit jemand anderem zusammen zu sein. Meine Trauer war irgendwie noch immer nicht beendet.

Insgeheim hatte ich allerdings schon mal daran gedacht, wie es wäre, wenn Andy irgendwann auszog und ich völlig allein auf mich gestellt wäre. Ein Gedanke, der mir zugebenermaßen Angst machte. Jetzt war ich einundvierzig. Weder hübsch noch hässlich. Ich gab mir mit meinem Aussehen wenig Mühe. Für wen auch?

Ich war aus Veranlagung schlank und alles war auch noch halbwegs straff, aber man sah mir mein Lebensalter durchaus an, gerade im Gesicht, wie ich mit einem kritischen Blick im Badezimmerspiegel bemerkte. Die Hüften waren noch immer ansehnlich schmal, aber ein paar unnötige Speckreservoirs fand ich dann doch an meinem Bauch und einigen anderen Stellen. Ich weigerte mich, die nun doch recht zahlreichen grauen Haare zu färben, wie es viele aus meinem Bekanntenkreis taten.

Irgendwie konnte ich nicht wirklich glauben, dass mich irgendjemand attraktiv fand, geschweige denn mein Sohn. Vielleicht war es doch eine globalere Fixierung, und er fühlte sich von älteren Frauen angezogen, aber es hatte gar nichts mit mir zu tun? Erschrocken stellte ich fest, dass es schon fast Mittag war. Es war Montag, da würde Andy bald aus der Schule kommen, da er nur fünf Stunden hatte. Ich hatte einen Halbtagsjob; so konnten wir meist zusammen zu Mittag essen. Ich musste mich also ums Essen kümmern.

***

Als Andy gegen eins eintrudelte, hatte ich gerade eine Pizza in den Ofen geschoben. Zu mehr war ich auch nicht fähig gewesen. Ich selbst verspürte keinen Hunger. Andy ging erst auf sein Zimmer, um seinen Rucksack abzulegen. Dann kam er wie immer gleich runter und setzte sich an den Küchentisch.

„Pizza? Klasse.“

Ich wagte kaum, ihn anzusehen, rannte planlos in der Küche herum und deckte den Tisch. Er beobachtete mich aufmerksam, das spürte ich genau.

„Ist irgendetwas? Geht es dir nicht gut?“

„Ich hab wohl eine Erkältung. Halb so wild, ich hab schon ein paar Tabletten genommen. Ich war auch nicht zur Arbeit.“

„Hast du Fieber?“

„Nein, ich glaub nicht. Es geht schon wieder.“

Der Ofen-Timer piepte. Nervös holte ich die Pizza aus dem Backofen.

„Isst du nicht mit?“

„Ich hab keinen Hunger. Ich hänge dann erst einmal Wäsche auf, die müsste jetzt fertig sein. Ich hab auch dein Bett abgezogen … das kannst du nachher selber neu beziehen, ich leg dir frische Bettwäsche hin.“

Nun sah auch er zu Boden. Ob ihm seine Kampfspuren auf der Bettdecke ihn den Sinn kamen?

„Okay.“

Ich war froh, erst einmal seiner Nähe entfliehen zu können. Die Maschine war wirklich fertig. Es war warm und windig, ein strahlender Frühlingstag. Ich ging nach draußen, um die Wäsche im Garten aufzuhängen. Gedankenverloren fischte ich ein Wäschestück nach dem anderen aus dem Korb und hing es an der Wäschespinne vor der Terrasse auf. Wir hatten ein kleines Gartenstück hinter unserem Haus, in dem ich viel Zeit verbrachte, vor dem Haus war nur ein kleines Blumenbeet.

Ich fühlte seinen Blick, urplötzlich. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hatte. Er stand an der offenen Terrassentür und rauchte. Für einen Moment stellte ich mir vor, dass er mir auf den Hintern starrte, wenn ich mich bückte. Augenblicklich unterbrach ich meine Tätigkeit und drehte mich zu ihm um.

„Hat’s denn geschmeckt?“

„Ja, super. Soll ich dir helfen?“

„Nee, lass mal, ich krieg das schon hin. Wenn du mir wirklich helfen willst, bezieh dein Bett, die Bettwäschen liegt da schon.“

„Okay. Ich mache dann Hausaufgaben. Leg dich doch hin, wenn es dir nicht gutgeht.“

„Mal sehen. Es geht wie gesagt schon wieder.“

Er schien irgendwie meine Verunsicherung und Verwirrung zu spüren, konnte aber wohl nichts damit anfangen. Launisch und verschlossen hatte er mich oft genug erlebt, das war nichts Neues. Nichtsdestotrotz blieb er stehen, bis er seine Zigarette aufgeraucht hatte. Ich verfluchte meine enge Trainingshose, die ich eigentlich am liebsten im Hause trug. Vielleicht hatte ich ihm ja wirklich unbewusst Signale gegeben, die er falsch interpretiert hatte. Ich atmete erleichtert auf, als er dann doch endlich auf sein Zimmer ging.

Ich räumte noch für eine Weile weiter auf. Dann fühlte ich mich aber wirklich schwach und ausgelaugt. Mein Magen knurrte, aber ich hatte noch immer keinen Appetit. Ich schnappte mir den Laptop aus dem Wohnzimmer und zog mich in mein Schlafzimmer zurück. Andy hatte seine Zimmertür geschlossen, was er nicht oft tat, auf jeden Fall nicht, wenn er Schularbeiten machte. Ich fühlte, wie ich beim Passieren seiner Tür errötete. Er war sicher dabei, seine Downloads zu checken. Zur Tarnung hatte er wohl Musik aufgelegt.

Mein Schlafzimmer lag direkt neben seinem Zimmer. Ich konnte diesen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Und auch nicht das Bild, das sich wie ein Eindringling in mein Bewusstsein schlich; mein Sohn, wie er sich vor dem Computer, von Inzestfilmen aufgegeilt, am Schwanz spielte. Dabei vielleicht auch an mich dachte. Oh mein Gott. Atemlos lauschte ich auf verräterische Geräusche aus dem Nebenzimmer. Aber ich hörte nichts dieser Art. Die Atemlosigkeit blieb. Ich fühlte mich plötzlich fiebrig.

Die Kopfschmerzen waren fast weg, nur ein unangenehmer Druck war immer noch im Hintergrund wahrzunehmen. Ich verspürte ein eigenartiges Ziehen im Körper. Ich kroch unter die Bettdecke und machte den Laptop an. Die Musik im Nebenzimmer wurde etwas lauter. Trotzdem glaubte ich ihn leise stöhnen zu hören. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein. Ich war völlig durcheinander. Das steigerte sich auch noch, als ich bemerkte, dass sich Hitze und Feuchtigkeit in meinem Schritt ausbreiteten. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Ich kauerte mich erschrocken auf meinem Bett zusammen und zündete mir zitternd eine Zigarette an. Ich musste mich irgendwie ablenken. Ich starrte hilfesuchend auf den Bildschirm des Laptops. Ich hörte Andys Tür aufgehen; dann ging er zum Bad. Ich hörte ihn spülen und dann lief verdächtig lange das Wasser. Sonst wusch er sich nur kurz die Hände. Na, wenigstens hatte ich in der Hygieneerziehung nicht vollständig versagt.

Ansonsten hatte ich von mir als Mutter in diesem Moment keine hohe Meinung. Ich fühlte mich auf allen Ebenen schuldig. Wer weiß, vielleicht hatte ich die ganze Sache mit irgendwelchen Geschichten in die Welt gebracht, vielleicht in der Zeit wo ich von Beruhigungsmitteln zugedröhnt im Wohnzimmer eingeschlafen war, manchmal auch im Nachthemd. Meine Gedanken rasten noch immer. Letzten Sommer hatte ich einige Male in meinem eigentlich viel zu knappen Bikini im Garten gelegen. Er hatte sich oft dazugelegt.

Ich hörte sein Handy bimmeln. Er redete eine Weile mit Zwille, seinem Busenfreund, ein lieber, aber frecher kleiner Kerl, den ich für den Urheber von Andys Drogenkonsum hielt. Kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür, aber er trat nicht ein, sondern gab mir nur bekannt, dass er sich jetzt mit Zwille treffen würde. Dann klapperte unten wieder die Haustür.

Ich machte erneut meinen Browser auf und wiederholte die Suche vom Morgen. Dann aber stoppte ich mit einer plötzlichen Eingebung. Als ich mir den Laptop anschaffte, hatten wir ein privates Netzwerk aufgebaut, mit dem er mir Software direkt von seinem auf meinen Computer übertrug. Ich hatte sogar noch einen Link auf meinem Desktop zu seinem Software-Verzeichnis. Ich klickte auf den Link und stellte fest, dass er wiederum seinen Computer angelassen hatte.

Es war nicht schwer, zu seinem Download-Ordner zu navigieren. Darin befand sich eine stattliche Anzahl von Clips genau wie jene, die ich heute Morgen entdeckt hatte. Tatsächlich wenig anderes. Das war keine Fixierung auf ältere Frauen, wie ich es vage gehofft hatte. Das waren durchweg Mutter-Sohn Geschichten. Erschrocken über mich selbst, irgendwie fast neben mir schwebend, klickte ich auf einen der Clips. Schnell stellte ich den ohnehin stark rauschenden Ton ab.

Eine nicht einmal gut aussehende Frau wanderte in das Zimmer ihres vermeintlichen Sohnes, setzte sich zu ihm aufs Bett, entfernte die Bettdecke und fing an, mit seinem Schwanz zu spielen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies ein reales Paar war, obwohl ich verblüfft doch eine gewisse Ähnlichkeit bei den beiden wahrzunehmen meinte. Aber das war nichts in Anbetracht der Tatsache, dass mich die Bilder vor meinen geschockten Augen namenlos erregten.

Ich hatte für Pornographie eigentlich nie etwas übrig gehabt. Michael hatte noch in der VHS-Zeit ganz am Anfang unserer Ehe mal ein paar Kassetten von Kollegen kopiert bekommen, aber ich konnte dem Ganzen nichts abgewinnen. Ich wusste allerdings, dass sich Michael die Dinger doch fallweise in meiner Abwesenheit mal vorkramte und sich dazu einen runterholte. Da er mich nie unbefriedigt gelassen hatte, war mir das aber egal gewesen. Ja, Michael hatte seine Wichserei irgendwie auch gebraucht. Vielleicht hatte das Andy ja von ihm.

Die Mutter in dem Film blies dem erwachenden Sohn jetzt einen. Mir wurde heiß und kalt. Vornehmlich aber heiß. Meine Hand wanderte ohne bewusste Steuerung zwischen meine Beine. Ich spürte die Feuchtigkeit durch die zwei Lagen Kleidung hindurch. Zögerlich rieb ich an meinem erhitzten Rosengarten, der sich langsam in ein tropisches Feuchtbiotop verwandelte. Das Denken setzte graduell aus. Als die beiden auf meinem Bildschirm nach einiger Diskussion auf Russisch die Stellung wechselten und der junge Mann begann die Frau zu lecken, war’s vorbei mit der Zurückhaltung.

Ich zog mit einem Ruck Trainingshose und Schlüpfer bis zu den Knien herunter und drückte meine Hand fest auf meinen feuchten Busch, glitt dann schnell tiefer, der Quelle der Feuchtigkeit entgegen. Dann gab es kein Halten mehr. Ich schrubbte an meinem Kitzler, als gäbe es kein Morgen. Es war abartig, widerlich und gleichzeitig unglaublich geil und erregend. Ich ekelte mich vor mir selbst und genau das geilte mich auf, es war unfassbar. Als die zwei auf dem Bildschirm zum Bumsen übergingen, kam ich in einem Schwall von Scham, Wut, Selbstverachtung und purer Lust.

Mir liefen Tränen übers Gesicht. Ich klappte den Laptop zu und verbarg mich unter der Decke, zog meine Beine dicht an meinen Körper und drehte mich zur Seite. Ich wurde geschüttelt wie unter Fieberschauern. Ich könnte nicht aufhören zu weinen. Irgendwann aber tat ich es dann doch. Und schlief erschöpft ein.

***

Als ich wieder erwachte, war es schon vier Uhr nachmittags. Aus dem Nebenraum drang leise Musik. Also war Andy wieder zurück. Als ich zum Bad wollte, sah ich, dass er diesmal die Türe offengelassen hatte. Auf dem Rückweg schaute ich kurz hinein. Nun saß er tatsächlich über seinen Hausaufgaben am Schreibtisch und betrachtete mich mit sorgenvoller Miene.

„Alles okay? Du siehst echt krank aus.“

„Ich hab bis jetzt geschlafen. Es geht schon wieder. Die Kopfschmerzen sind auch weg.“

„Du solltest was essen.“

„Hm, ja, hast recht, mein Schatz. Und jetzt mach schön weiter, ich komm schon zurecht.“

Ich war tatsächlich hungrig. Erst nahm ich mir nur einen Joghurt, dann aber machte ich mir noch ein Müsli, als der Appetit sprichwörtlich beim Essen kam. Das änderte aber nichts daran, wie surreal mir alles vorkam, daran, dass ich mich auch weiterhin wie betäubt fühlte. Nach dem Essen legte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, um mich abzulenken.

Ich war wohl wieder für ein paar Minuten eingedöst, denn plötzlich saß Andy neben mir und streichelte mir das Haar. Erschrocken sah ich ihn an.

„Hey. Du bist wohl eingeschlafen. Sorry, ich wollte dich nicht wecken.“

Ich zog mich unwillkürlich ein paar Zentimeter zurück. Was er wohl sonst noch mit mir anstellte, wenn ich schlief? Auch dieser Gedanke kam mir wie ein Fremdkörper vor. Ich musste echt mit Susanne reden. Ich drehte ja langsam durch.

„Macht nichts. Soll ich Abendbrot machen?“

„Lass ruhig. Ich mach das heute mal. Dir geht es nicht gut, ich sehe das doch. Du zitterst ja richtig. Ich mache uns erstmal eine Tasse Tee.“

***

Arme Silke. Das war wohl nicht ihr Tag. Schon am Morgen hatte sie verschlafen und war dann auch prompt zuhause geblieben. Als ich mittags von der Schule kam, sah sie richtig fertig aus. Ich hoffte inständig, dass es nicht wieder auf eine Depression hinauslief. Eigentlich war sie in den letzten beiden Jahren wieder ganz okay gewesen, hatte aber immer wieder kurze Rückfälle.

Der Tod meines Vaters war für uns beide ein wahnsinniger Schock gewesen. Ich hatte allerdings überhaupt keine Zeit gehabt, wirklich um ihn zu trauern, es ging alles so schnell und so fugenlos in ein völlig anderes Leben über. Da war niemand mehr, der über mich wachte und mich schützte. Ich war derjenige, der sich um Silke kümmern musste, die völlig neben sich stand. Wie ich das damals geschafft habe, weiß ich nicht.

Ich sah ihr versonnen beim Wäscheaufhängen zu. Sie sah krank aus, irgendwie auch verstört. Ich wünschte, ich hätte ihr auch jetzt irgendwie helfen können. Sie musste meinen Vater genau wie ich schrecklich vermissen. Vielleicht sollte sie sich doch einen Mann suchen, mich hätte das nicht weiter gestört und sie brauchte jemand, der sich um sie kümmert. Ich war ja schließlich schon achtzehn und spielte recht ernsthaft mit dem Gedanken, zum Studium nach der Schule in irgendeine andere Stadt zu gehen.

Nachdenklich ging ich auf mein Zimmer. Ich schloss die Tür, denn sie musste ja nicht unbedingt mitbekommen, was ich jetzt tat. Gut, sie wusste, dass ich rauche, aber wir hatten die akzeptable Vereinbarung, dass ich es nicht direkt vor ihren Augen tat. Außerdem musste ich noch den Mist für Zwille brennen.

Zwille war mein bester Freund, schon seit der Kindheit. Während ich aufs Gymnasium ging, schaffte er es nur bis zur Realschule. Den Abschluss machte er vor zwei Jahren, und seither wartete er auf einen Ausbildungsplatz. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wenn keiner von sich aus zu ihm kam, würde er nie einen bekommen. Er jedenfalls bewarb sich nirgends, sehr zum Ärger seiner Eltern.

Die hatten ihm auch den Internetzugang gesperrt, nachdem sie bei ihm Raubkopien und Pornos auf dem Computer gefunden hatten. Also musste ich jetzt für seine speziellen Downloadwünsche herhalten. Diese waren zum Teil schon recht eigenartig; momentan waren es Inzestclips. In den vergangenen Tagen hatte ich schon drei DVDs für ihn voll bekommen, jetzt waren auch die letzten Downloads fertig geworden, nachdem ich meine Kiste am Morgen laufen ließ. Prompt rief er an und erkundigte sich danach. Ich brannte noch schnell die letzte und machte mich dann auf den Weg. Silke hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen.

Er würde mir als Dank für meine Downloaddienste ohne peinliche Rückfragen etwa für’n Zehner Grass mitgeben. Ein wenig komisch fühlte ich mich ob seiner letzten Kinks schon. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass auch ich in die Clips reingeschaut hatte. Die meisten machten mich gar nicht an, aber dann fand ich einen, der sehr gestellt wirkte, aber eine wirklich hübsche Frau drin hatte. Den Beifall, den ich auf meine Bettdecke klatschte, entfernte ich vor dem Einschlafen nur notdürftig. Und prompt musste Silke ausgerechnet an diesem Morgen die Bettwäsche wechseln. Peinlich, peinlich.

Das war allerdings auch nicht das erste Mal. Kein Wunder, an guten Tagen zupfte ich mir schon zwei- dreimal an meinem Freudenspender. Es war eines meiner liebsten Hobbies.

Leider konnte ich auch nicht mit Gedächtnisbildern arbeiten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nie in den Genuss eines abbildungswürdigen Erlebnisses gekommen war. Ich hatte einem Mädel beim Schmusen mal an den Busen gefasst, aber das war auch schon meine Großtat. Zwille war da etwas anders drauf, wenn man seinen Erzählungen glauben durfte. Sicher übertrieb er auch, aber in zumindest zwei Fällen bin ich mir sicher, dass die gesc***derten Erlebnisse wahr waren.

Ich klopfte vor dem Aufbruch zu Zwille noch mal an Silkes Tür, ging aber nicht rein, da meine Klüsen feuerrot waren. Zwille hatte da ganz gute Tropfen für, musste ich mir langsam auch mal besorgen. Zwille war wie immer, wenn ich ihm eine neue Ladung brachte, darauf erpicht mich wieder zeitnah loszuwerden, um sich damit zu amüsieren.

Bei meiner Rückkehr fand ich Silke schlafend vor. Obwohl ich nach einer weiteren Tüte mit Zwille eigentlich viel zu breit war, machte ich mich an meine Hausaufgaben. Irgendwann am späten Nachmittag wachte sie dann wieder auf und stand plötzlich in meinem Zimmer. Ich bemühte mich, ein einigermaßen normal klingendes Gespräch zu führen. Sie ging wieder runter und war wohl am Fernsehen. Wie so oft war sie dabei jedoch wieder eingeschlafen.

Ich setzte mich zu ihr aufs Sofa. Sie sah süß aus, wenn sie schlief, wenn ihr Gesicht endlich einmal ruhig und entspannt wirkte. Sie sah dann gleich ein paar Jahre jünger aus. Zwille fuhr voll auf sie ab, hatte sie sogar ein paar Mal versucht anzubaggern, was sie sichtlich amüsiert abbügelte. Ja, verstehen konnte ich ihn sogar. Sie war wunderschön.

Sie zuckte erschrocken zusammen, als ich mit der Hand zärtlich über ihr Gesicht strich. Irgendetwas machte sie unglaublich nervös. Wir waren nie besonders die Schmuse- und Streichelmonster gewesen, aber diese Reaktion war doch komisch. Irgendwas musste ich doch für sie tun können. Ich beschloss, sie an diesem Abend richtig zu verwöhnen. Zunächst machte ich uns Abendbrot und setzte mich dann zu ihr auf das Sofa. Im Fernsehen lief natürlich nichts.

„Weißt du was, ich habe gerade was runtergeladen, was wir zusammen gucken können. Ich glaube, das wird dir gefallen.“

Schon wieder dieser panische Gesichtsausdruck.

„Was meinst du?“

„Einen Film namens Rio. Zeichentrick, soll aber sehr lustig sein. Du lachst viel zu wenig. Überhaupt versagst du dir zu viele Dinge.“

„Oh?“

„Na ernsthaft … du bist eine bildschöne junge Frau. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum du alleine bleiben solltest. Eine Frau hat doch auch Bedürfnisse …“

„Danke für das Kompliment, aber wir segeln in trüben Gewässern hier … Ich weiß nicht, ob ich das will.“

Ich nahm sie sanft in den Arm. Sie zitterte leicht.

„Ich will nur, dass du wieder glücklich bist.“

Sie seufzte und sah mich groß an.

„Das ist lieb von dir … aber … ich weiß nicht, ob … ich brauche noch etwas Zeit …“

„Kein Problem. Ich will dich schließlich zu nichts drängen. Ich hol uns mal den Film, ja? Wenn du noch irgendwo Knabberkram versteckt hast, ist nun die Zeit, ihn zu finden.“

Wir begaben uns beide auf unsere Missionen. In meinem Zimmer fand ich den Film nach endloser Kramerei. Ich musste den Saustall echt mal wieder aufräumen. Für einen Moment dachte ich daran, auch mein Grass mitzunehmen, aber dann verwarf ich den Gedanken wieder. Zumindest am heutigen Tag, wo sie ja sichtlich angeschlagen war, war das bestimmt nicht die genialste Idee. Irgendwie eigenartig fühlte ich mich allerdings auch.

Silke war ähnlich erfolgreich gewesen. Auf dem Tisch waren Chips, Salzstangen und Würmchen. Das sah nach einem perfekten Fernsehabend aus. Sie sah in ihrer Ecke so verloren aus. Entgegen unserer Gewohnheiten rückte ich ganz dicht an sie heran und legte meinen Arm um sie. Sie zögerte einen Moment, seufzte erneut und legte dann ihren Kopf auf meine Brust. Es dauerte eine ganze Weile, bis auch sie entspannt schien. Irgendwie begegneten sich unsere Hände auf meinem Bein und verschränkten sich ineinander.

Der Film war leider nicht ganz so gut, wie erhofft, ein wenig zu albern. Richtig zugekifft hätte ich ihn vermutlich besser gefunden. Aber der Film war auch nicht so wichtig. Ich fühlte, dass Silke meine Nähe brauchte, dass sie durch sie zur Ruhe fand. Ich platzierte die Chipstüte auf meinem Schoss und langte kräftig zu. Noch immer kuschelte sich Silke an mich. Ich drehte ihr die Öffnung der Chipstüte zu und erntete dafür ein merkwürdiges Lächeln. Dann griff sie aber doch zu. Irgendwie war sie heute ganz anders.

Ich hatte genug ihrer Depressionen miterleben müssen. Sie hatte mir mal erklärt, wie sich das anfühlt, und das werde ich mein Lebtag nicht vergessen.

„Es ist, als ob dir all die Farbe aus dem Leben gesaugt wurde. Als ob alles, was schön und wahr, wichtig und gerecht ist, seine Seele ausgehaucht hat. Die Dinge sind alle noch da, aber sie bedeuten nichts mehr. Nichts macht mehr richtig Sinn.“

In diesem Moment aber wirkte sie eher ängstlich, verwirrt und hilflos. So hatte ich sie noch nicht erlebt. Unwillkürlich drückte ich sie ein wenig fester an mich. Ihr Kopf drehte sich langsam zu mir. Sie sah mich lange eigenartig an. Dann strich sie durch mein Haar, ganz leicht, fast gehaucht. Ihre Hand glitt weiter über mein Gesicht, ein feines Prickeln machte sich breit, wo ihre Fingerkuppen und schlanken Hände auf meine Haut trafen. Ihre Hand wanderte an meinem Halsrücken aufwärts, dann drückte sie meinen Kopf in ihre Richtung.

Ich nahm an, sie wollte mich auf die Stirn küssen, wie sie es manchmal tat und ließ mich von ihr widerstandslos bewegen. Zu meiner Verblüffung küsste sie mich aber zärtlich auf den Mund. Ihre weichen Lippen lösten sich sehr langsam und sie zog sie nur ein paar Zentimeter weiter zurück. Sie schien zu warten. Mir war nicht klar, was sie wollte, also küsste ich sie artig noch einmal zurück. Sie schloss die Augen und lockerte den Griff an meinen Kopf. Ich richtete mich wieder auf und streichelte sie über ihr nun entspannter wirkendes Gesicht.

So zärtlich waren wir noch nie zuvor miteinander umgegangen. Und doch fühlte es sich vertraut und logisch an, auch wenn es mich ein wenig verstörte, dass es den verstohlenen Fummeleien mit meiner ersten großen Liebe stark ähnelte. Ein Eindruck, der sich noch weiter verstärkte, als sie meine Hand kurz festhielt und fast in Zeitlupe tiefer drückte. Für einen Moment verlor ich alles Gefühl für Zeit und Raum, war alles, was ich fühlte ein tiefes, ungläubiges Staunen, als meine Mutter, noch immer mit geschlossenen Augen, meine Hand zu ihrer rechten Brust geleitete und dort ruhen ließ.

Ich erstarrte. Ich konnte ihre harte Brustwarze durch den weichen Stoff ihrer weichen Bluse fühlen. Meine Hand entwickelte ein verblüffendes Eigenleben, umkreisten diese solide Erhebung mit den Fingerspitzen, während mir passend zu meinem Gemütszustand die Kinnlade runter klappte. Silke öffnete nach einer Ewigkeit wieder die Augen. Erschrocken zog ich meine Hand weg. Sie drückte mich fest an sich.

„Es ist okay … aber … ich bin noch nicht soweit. Es tut mir leid.“

Ich war noch immer von dem gerade Geschehenen viel zu geschockt, um zu antworten. Nicht, dass ich auch nur im Ansatz verstand, was sie mir damit sagen wollte. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Herz rasend schnell schlug. Der Film war zu Ende. Ich hatte die ganze Zeit auf den Bildschirm gestarrt, aber ich kann nicht sagen, dass ich weiß, wie er endete. Silke gab sich einen Ruck und stand auf.

„Es tut mir leid, aber ich bin schrecklich müde. Danke für den Film … und dein Verständnis. Gute Nacht mein Schatz.“

Sie küsste mich noch einmal kurz auf die Stirn und floh dann förmlich aus dem Wohnzimmer. Es dauerte bestimmt zehn Minuten, bevor ich mich wieder bewegen konnte und völlig verwirrt in mein Zimmer stolperte. Was ging denn jetzt ab?

***

Ich rannte die Treppe rauf, und versteckte mich in meinem Schlafzimmer. Ich konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war. Er war so lieb gewesen, hatte Abendbrot gemacht und mir versprochen, mich richtig zu verwöhnen. Alles, was er sagte, schien plötzlich einen Doppelsinn zu haben. Ich zuckte richtig, als er meinte, wir sollten zusammen einen seiner Downloads angucken. Dann stellte sich aber heraus, dass es sich um einen Zeichentrickfilm handelte. Ich musste echt mal runterkommen. Er wusste schließlich nicht, dass ich von seinem Geheimnis erfahren hatte.

Dann wurde er plötzlich mutiger. Meinte, ich würde einen Mann brauchen. Dass ich mir Sachen unnötig versagen würde. Dass ich doch auch Bedürfnisse als Frau hätte. Mir wurde heiß und kalt. Er musste doch verstehen, dass es Grenzen gab, die ich nicht überschreiten konnte. Ich versuchte es anzudeuten, aber es war nicht ersichtlich, ob und wenn ja wie sehr er es verstand. Auf jeden Fall ließ er nicht locker. Kaum dass der Film angefangen hatte, kuschelte er sich an mich und nahm mich in den Arm.

Erst verkrampfte sich alles in mir. Aber dann geschah etwas Eigenartiges. Ich ergab mich der Situation. Entspannte mich in seiner wohltuenden Nähe. Fühlte eine Welle von Liebe und Zärtlichkeit für mein Kind. Er war aber kein Kind mehr. Er war ein junger Mann, mit einer ordentlichen Dosis von Hormonen und Emotionen, die er nicht einordnen konnte, und die ihn verwirrten. Wie er mich ansah. Er war alles, was ich noch hatte in diesem Leben, alles was gut und richtig war. Im wahrsten Sinne des Wortes mein ein und alles.

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich ihn nicht leiden lassen könnte. Dass ich bereit war, alles für ihn zu tun, so schwer es mir auch fallen würde. Dass ich ihm keine Sehnsucht unerfüllt lassen würde. Eine Weile hielten wir Hände. Er war so niedlich, in seiner Unschuld, in seinen unbeholfenen Versuchen, mich zu verführen. Sogar den Trick mit der Chipstüte auf dem Schoß kramte er hervor. Mein Sohn. Als ich so alt war wie er, hatte ich Michael kennengelernt. Ein halbes Jahr später waren wir dann schon zusammen.

Außer mit Michael hatte ich auch mit niemandem geschlafen. Er war mein erster und einziger Liebhaber. Ich schmolz richtig in Andys Armen. Die Gedanken an Michael machten mich traurig. Ich konnte jetzt nicht mit der Vergangenheit hadern. Im hier und jetzt meinte ich Andys Sehnsucht und Spannung fühlen zu können.

Ich strich ihm über sein samtweiches Haar, sein unschuldiges und dabei sehr kontrolliert wirkendes Gesicht. Er gab sich wirklich Mühe, seine Erregung nicht zu zeigen. Wir küssten uns zärtlich. Es fühlte sich nicht falsch an. Kein Widerstand regte sich in mir. Es war ganz natürlich. Er streichelte mich zögerlich im Gesicht. Ich spürte, wie mein Körper sich an längst vergessene Wohltaten erinnerte. Wie unter Zwang ergriff ich seine Hand und legte sie auf meine Brust.

Damit hatte er wohl doch nicht gerechnet, denn er wirkte leicht geschockt. Aber er ließ sich die Gelegenheit trotzdem nicht entgehen und berührte mich fast ehrfurchtsvoll. Ich spürte, wie ich langsam feucht wurde. Ich erschrak. Über mich selbst. Was ich da angefangen hatte. Wohin es führen würde.

Der Film war zu Ende. Ich wusste, dass ich ihm jetzt eine maßlose Enttäuschung bereiten würde, aber ich konnte in diesem Moment einfach nicht weiter. Ich stammelte eine Erklärung und floh. Ich fiel richtig in mich zusammen, als ich auf mein Bett sank. Die Erkenntnis, dass ich nicht nur ihm entgegengekommen war, sondern auch in mir etwas vorging, was ich nicht kontrollieren konnte, brannte wie Feuer auf meiner Seele. Ich war erregt von den Berührungen meines Sohnes.

Ich zog die Beine an meinen Körper und starrte in die Dunkelheit. Nebenan ging auch Andy nun auf sein Zimmer. Ich hörte die Türe klappen. Nein, es war alles zu viel. Ich wollte einfach nur noch abtauchen, verschwinden, vergessen, schlafen. So würde ich es nicht hinbekommen. Im Badezimmerschrank waren noch Schlaftabletten. Ich zog mich aus und schlüpfte in mein Nachthemd. Gott sei Dank waren tatsächlich noch Tabletten im Schrank. Nein. Das wäre wie eine Flucht gewesen. Nein. Ich musste mich der Situation stellen.

Meinen Gefühlen. Der klaren Ansage meines Körpers. Nachdenklich sah ich in den Spiegel. Das Schlimme war, dass es ein wunderbares Gefühl war, begehrt zu werden. Berührt zu werden. Erregung zu erzeugen. Erregt zu sein. Heiß gemacht zu werden. Aber doch nicht von meinem Kind! Was war bloß mit mir los? Nein, ich packte das nicht. Her mit der Pille. Und jetzt schlafen. Morgen hatte ich dann hoffentlich wieder einen klaren Kopf.

Ich trat aus dem Badezimmer, als sich am anderen Ende des Ganges Andys Tür öffnete. Er trug nur seine Schlafanzughose. Als er mich sah, verlangsamte sich sein Schritt; er blieb dicht vor mir stehen. Mir fiel siedend heiß ein, dass dieses Nachthemd im Licht fast durchsichtig wurde. Und ich wurde genau vom Flurstrahler erfasst. Seine Augen ergötzten sich an dem unverhofften Anblick. Fast automatisch glitt mein Blick auf die kleine Beule in seiner Schlafanzugshose, die sichtlich an Umfang gewann. Ich musste die Situation irgendwie entschärfen.

„Bad ist frei. Gute Nacht, mein Sohn.“

„Nacht Mama.“

Auch er schien froh, sich zurückziehen zu können. Wahrscheinlich war er ähnlich verwirrt wie ich. Ich mummelte mich richtig in meine Bettdecke ein. Ja, es musste für ihn ganz furchtbar sein. Diese Gefühle waren bestimmt für ihn noch schwerer einzuordnen. Ich musste jetzt für ihn da sein. Nichts abwehren, aber auch nichts forcieren. Uns beiden eine Chance zur Umkehr geben. Zur Einsicht. Rasch senkten sich meine Augenlider unter dem Einfluss der schnell wirkenden Schlaftablette. Ich schaffte es gerade noch den Wecker zu stellen, dann war da nur noch tiefer, traumloser Schlaf.

***

Ich fühlte mich wie zerschlagen, als mich der Wecker aus dem Schlaf riss. Die Kopfschmerzen waren zurück, deutlich schlimmer als noch am Vortag. Meine Stirn fühlte sich nun auch tatsächlich etwas heiß an. Dabei war ich durch den ganzen Winter so gut durchgekommen. Jetzt, in diesen fantastischen ersten Frühlingstagen, mit Temperaturen weit über zwanzig Grad, hatte ich mir wohl etwas eingefangen. Das körperliche Unwohlsein okkupierte zunächst meine Gedanken. An Andy dachte ich noch nicht. Schon beim Gang ins Bad wusste ich, dass ich diesem Zustand erneut nicht bei der Arbeit erscheinen konnte. Zum Arzt zu gehen hatte ich aber auch keine Lust.

Ich hatte aber noch vier Tage alten Urlaub, den ich eigentlich schon längst hätte nehmen sollen. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Abteilungsleiter nichts daran auszusetzen hätte, wenn ich ihn auf diese Weise loswurde. Frühstück. Ja, zumindest ein bisschen musste ich essen. Schließlich hatte ich gestern fast nichts in den Magen bekommen. Außerdem musste ich ja auch Frühstück für Andy machen. Ich zog mich mühsam an und machte mich auf den Weg in die Küche. Seltsam. Sonst war Andy um diese Zeit immer schon wach.

Erst als ich mich ans Kaffeekochen machte, tauchten Bilder vom Vorabend in meinem Bewusstsein auf. Ich fühlte mich gleich noch ein wenig elender. Plötzlich stand Andy vor mir, erneut nur mit einer Schlafanzugshose bekleidet. Er sah ebenfalls schlecht aus.

„Morgen Silke. Ich fürchte, mich hat’s auch erwischt. Ich fühle mich echt scheiße.“

„Oh … das tut mir leid, mein Schatz. Mir geht’s auch nicht gut. Ich werde wohl heute versuchen Urlaub zu bekommen oder mich krank schreiben lassen, wenn das nicht geht. Ich will eigentlich nicht zum Arzt. Aber wenn du es auch hast … vielleicht sollten wir zusammen hin.“

„Das muss ja wohl nicht sein. Ich hab überhaupt keinen Bock in so ’nem blöden Wartezimmer Stunden zu sitzen und dann zu hören, dass ich ins Bett und mich ausruhen soll.“

Das war exakt meine eigene Einstellung zu dieser Geschichte.

„Okay. Zieh dir was über und setz dich an den Tisch. Ich mache Frühstück. Wir sollten versuchen, was zu essen.“

Er nickte und lief wieder nach oben. Ich setzte meine Frühstücksvorbereitungen fort. Richtig Appetit hatte ich wieder nicht. Andy kam ebenfalls in Trainingshose und Sweatshirt zurück. Dabei war es alles andere als kalt in der Wohnung. Es schien ihn ebenfalls ganz schön erwischt zu haben. Wir aßen schweigend. Erneut wallten Erinnerungen an den letzten Abend auf. Aber bis hierher hatten wir es irgendwie geschafft, ganz normal miteinander umzugehen. Ob ich doch mit ihm darüber reden sollte?

Unsere Blicke trafen sich. Wir waren auf einer Wellenlänge, das spürte ich genau. Auch er wusste nicht so recht, wie er mit mir und der ganzen Geschichte nach dem Geschehenen umgehen sollte. Die Zigarette nach dem Frühstück schmeckte, auch wenn mir für einen Moment etwas blümerant wurde. Er rauchte ebenfalls. Seitdem er achtzehn war, hatte ich ihm das erlaubt. Vorher hatte ich ihn immer noch zum Aufgeben veranlassen wollen, aber ob meiner eigenen Sucht natürlich ohne echten Nachdruck. Bei diesem Geburtstag hatte ich ihn auch darum gebeten, dass er mich Silke nennt. Er war ja schließlich erwachsen.

„Und was machen wir heute den ganzen Tag? Im Bett bleiben und es ausschwitzen?“

Das hatte er sicher nicht so gemeint, wie ich es für einen kurzen Moment aufnahm. Mann, was war nur mit mir los? Das ging ja gar nicht, wie er immer sagte.

„Das wird das Beste sein. Machen wir halt eine Krankenstation auf und pflegen uns gegenseitig.“

„Wir können uns ja auch aufs Sofa packen und fern sehen.“

Die Atmosphäre wurde von einem Moment zum anderen geladen. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich plötzlich ritt.

„Du meinst … so wie gestern?“

„Muss ja kein Zeichentrick sein … ah …“

Erst jetzt schien er die Anspielung zu verstehen. Oh mein Gott, der wurde richtig rot. Was hatte ich denn jetzt angerichtet? Seine Stimme wurde eine Spur heiserer, als er fortfuhr.

„Ja … was immer du möchtest … ich … ich habe eine ganze Menge Filme zur Auswahl.“

Er wagte nicht, mir direkt in die Augen zu sehen. Ich spürte, dass ich anfing, leicht zu zittern. Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Okay … such du ruhig was Schönes aus. Wir haben doch eh fast den gleichen Geschmack. Ich rufe erstmal in der Schule und bei der Arbeit an.“

Ich räumte den Frühstückstisch ab und Andy begab sich auf sein Zimmer. Zumindest in der Schule konnte ich jetzt schon anrufen, für die Arbeit war es eigentlich ein wenig früh. Ach Quatsch, Schäfer würde schon da sein. Der war immer als erster da und ging als letzter. Es gab kein Problem mit dem Urlaub, obwohl er meinte, ich sollte ihn doch nicht auf diese Weise verschwenden. Ich setzte uns noch eine Kanne Tee auf und stellte das Stövchen auf den Wohnzimmertisch. Als Andy zurückkehrte, drückte ich noch schnell eine Zitrone aus.

Er häufte Kissen auf die Sofaseite, auf der wir uns gestern so nahe gekommen waren. Die körperlichen Beschwerden wurden von der allbeherrschenden Spannung übertüncht. Er schien unschlüssig, was wir zuerst sehen sollten. Ich präparierte unseren Tee und drückte mich in die Sofaecke. Mein Herz fing an etwas schneller zu schlagen. Das wirkte sich umgehend auf meine Kopfschmerzen aus.

„Ich glaube, ich brauche erst einmal eine Kopfschmerztablette. Bist du so lieb und holst sie runter? Du kannst natürlich auch eine nehmen … die drückt auch das Fieber etwas. Hast du Fieber?“

Ich fasste an seine Stirn. Sie war genau wie meine deutlich erhitzt.

„Ja, hast du.“

Er fasste zögerlich auch bei mir an.

„Du aber auch.“

Ich glaube, in diesem Moment stieg die Körpertemperatur völlig losgelöst von unserer Krankheit um ein paar Grad. Andy seufzte und verschwand aus dem Wohnzimmer. Als er wieder zurück war, warf er die Tabletten und ein weiteres Päckchen auf den Tisch. Erst als ich genau hinsah, wurde mir klar, was es war.

„Das ist doch wohl nicht dein Ernst.“

„Medizin. Die Rastas auf Jamaica schwören drauf, bei allen möglichen Erkrankungen.“

„Erzähl noch einen. Das ist keine gute Idee. Eigentlich sollten wir uns auch die Raucherei verkneifen. Je vernünftiger wir sind, desto eher haben wir’s überstanden.“

„Und wenn ich nicht vernünftig sein will?“

Der Doppelsinn dieser Worte ließ mich inwendig beben. Vielleicht brauchte er das jetzt. Vielleicht würde es uns entspannen … alles leichter machen … nein! Ich hatte seit den Neunzigern nicht mehr geraucht. Und mit Andy zu rauchen … immerhin war ich seine Mutter. Eine Mutter, die sich gleichzeitig darauf einstellte, die kleine Hure ihres Sohnes zu werden. Oh mein Gott. Wie konnte ich das alles nur zulassen?

„Also gut, aber übertreib es nicht.“

Er grinste und nahm sich die Fernsehzeitschrift als Unterlage.

„Rauchst du mit?“

„Natürlich nicht.“

„Ganz sicher?“

„Ja.“

„Ganz, ganz sicher?“

„Eh … nein heißt nein.“

„Du hast aber ja gesagt.“

„Es ist nicht nett, seine alte Mutter zu verarschen, Herr Sohn.“

„Stimmt, aber du bist nicht alt. Im Gegenteil. Du bist eine wunderschöne junge Frau.“

Das ging runter wie Öl. So unbeholfen sein Flirtversuch auch war.

„Die du mit Drogen ausknocken möchtest?“

„Von Ausknocken hat keiner was gesagt. Nur ein bisschen zur Entspannung.“

„Du bist unmöglich. So hab ich dich aber nicht erzogen.“

„Du hast mich sogar sehr gut erzogen. Ein guter Sohn erfüllt seiner Mutter alle Wünsche. Auch die, von denen sie gar nicht weiß, dass sie sie hat.“

„Du solltest Versicherungsvertreter werden. Oder im Marketing arbeiten.“

„Wenn dich das glücklich macht. Ich bau dann mal für uns zwei.“

Diese Neckerei machte mir wirklich Spaß. Ich fühlte mich fast wie ein alberner Teenager. Mit der gleichen Tendenz, störende Gedanken, Vernunft und Gewissen sauber auszublenden. Anders hätte ich den folgenden Satz wohl auch nicht herausbekommen.

„Du glaubst also wirklich, dass ich will, dass du mich verführst?“

Sein Lächeln fiel in sich zusammen. Er sah starr auf sein Bauwerk und biss sich dann auf der Unterlippe rum. Das hatte er wohl auch von mir. Andy gab sich einen Ruck und sah mich entwaffnender Offenheit an.

„Ja. Das glaube ich.“

Die Intensität der Liebe, die ich in diesem Moment für ihn fühlte, war kaum zu ertragen. Ich spürte, dass er von mir die Zusicherung brauchte, es wäre alles okay.

„Vielleicht hast du damit ja auch recht.“

Er hatte sich zum Bauen auf die vorderste Sofakante verzogen. Ich richtete mich auf und schmiegte mich von hinten an ihn.

„Vielleicht aber auch nicht.“

Dann brachte ich schnell noch sein Haar durcheinander und stand auf, um mir ein Glas Wasser für die Tabletten zu besorgen. Er sah mir kichernd nach.

„Du bist ja drauf, Mama.“

Wir teilten uns das Wasser und nahmen jeder zur Vorsicht gleich zwei von den Tabletten, die leider nicht besonders stark waren. Andy gab mir die Tüte zum Anrauchen.

„Alter vor Schönheit.“

„Das war jetzt aber garstig. Keinen Respekt, die Jugend von heute. Dafür müsste ich dich eigentlich übers Knie legen.“

„Mach doch.“

„Das könnte dir so passen. Das würde dir vermutlich sogar gefallen, oder wie?“

„Kann schon sein.“

„Frechdachs.“

Ich gab ihm die Tüte. Ich spürte schon etwas von den ersten zwei Zügen.

„Für zwei Kranke geht es uns ja mächtig gut.“

Da hatte er natürlich völlig recht. Unsere Kalberei hatte uns völlig von allen kleinen Wehwehchen abgelenkt. Er reichte mir wieder den Joint und ging dann den Film auflegen.

„Das ist einer von denen, die ich auch noch nicht gesehen habe. Es soll um eine Ballerina gehen … aber wohl ein Thriller sein. Nennt sich Black Swan.“

„Das klingt ja schon gruselig. Und sowas am frühen Morgen?“

„Ich kann auch gerne was anderes auflegen.“

„Lass ruhig. Das Thema interessiert mich schon. Hast du gewusst, dass ich als kleines Mädchen auch im Ballet war?“

„Im Ernst?“

„Ja, ich war nicht mal schlecht. Meine besten Freundinnen gingen hin, also ging ich mit. Die hörten aber bald wieder auf und ich blieb bis zu meinem zwölften Lebensjahr dabei.“

„Ist ja verschärft. So richtig mit Tüll, Spitzenschuhen und allem drum und dran?“

„Klar. Ich kann dir irgendwann ja mal Fotos zeigen.“

Er grinste mich frech an.

„Was grinst du denn so unverschämt?“

„Ich stelle mir gerade vor, wie du jetzt in einem Ballerina-Kostüm aussehen würdest.“

Wir kicherten albern.

„Wie eines der Flusspferde aus Fantasia vermute ich mal.“

„Quatsch. Du siehst fantastisch aus. Ich verstehe überhaupt nicht, warum du dein Aussehen immer so runter machst.“

„Ach was, rede nicht. Der Lack ist ab.“

Er wollte wohl erst etwas Flapsiges erwidern, besann sich aber anders. Er machte die Tüte aus und ließ sich neben mich in die Sofakissen sinken. Dann strich er mir zärtlich durch mein Haar.

„Für mich bist du die schönste Frau, die ich kenne.“

Das hört jede Frau gern. Auch wenn es mit der Realität nichts zu tun hatte. Ich schmunzelte amüsiert, konzentrierte mich im Folgenden auf den Film. Er hatte recht gehabt. Ich fühlte mich tatsächlich deutlich besser. Ich war nicht einmal besonders stoned; nur mein Körper war deutlich entspannter und die Gliederschmerzen waren auch nur noch ganz am Rand zu spüren. Außerdem fixierte sich meine Aufmerksamkeit auf den Film.

Schwanensee. Hatte ich auch mal getanzt, aber in einer Kinderproduktion. Die Bilder waren atemberaubend. Die Geschichte auch. Sehr schnell wurde klar, dass die Geschichte auf vielen Ebenen spielte. Und eine deutlich erotische Komponente hatte.

Die lockere und alberne Stimmung wich einer komischen Spannung. Ich sah Andy aus den Augenwinkeln kurz an. Er wirkte verblüfft und von der Geschichte gefesselt, was auf ein erstmaliges Sehen hindeutete. Also gut, er hatte von dieser Seite des Filmes wohl nichts gewusst. Das Schlimme war, es war mir nicht einmal unangenehm. Das wäre vor wenigen Tagen noch ganz anders gewesen. Ich buckte mich wieder bei ihm an.

Auf dem Bildschirm eskalierte die Geschichte nach eher sanftem Beginn, wechselten in immer schnellerer Folge Szenen, bei denen es mich schüttelte, mit Szenen, die mich unwillkürlich auf dem Sofa rutschen ließen. Wir sprachen kein Wort. Dann kam eine weitere erotische Sequenz, die es in sich hatte. Ein wenig unerwartet zwischen zwei Frauen. Frauen hatten mich persönlich nie gereizt. Aber diese Bilder vor meinen Augen waren einfach so fantastisch und erotisch, dass mein Schoss richtig aufgeladen wurde. Das erging meinem lieben Sohn nicht anders.

Sein Mund stand leicht offen und sein jugendlicher Stolz schwoll deutlich sichtbar an. Ich bemühte mich redlich, nicht direkt darauf zu starren. Das Stöhnen der jungen Frau im Film hallte in meinem Kopf. Mir stockte richtig ein wenig der Atem, als sie in einem lauten Crescendo kam. Die Handlung wurde wieder schwärzer. Fast erleichtert griff ich zu meinen Zigaretten, hielt auch Andy das Päckchen hin. Für einen Moment sahen wir uns an. Er schien nervös.

„Gut der Film, findest du nicht?“ brach ich das Eis.

„Das ist er echt. Alter Verwalter. Und schrecklich spannend. Das wird bestimmt alles ganz böse enden.“

„Kann schon sein“, versetzte ich. Und irgendwie wollte ich auch loswerden, wie sehr mich die letzten Szenen beeindruckt hatten.

„Und wahnsinnig erotisch. Finde ich.“

Er nickte drollig.

„Oh ja … ich hoffe, das ist okay. Ich wusste nicht, dass …“

„Es ist okay. Wir sind schließlich beide erwachsene Menschen.“

Erneut wackelte er ein wenig zu heftig mit dem Kopf.

„Darf ich … dich was ganz Persönliches fragen?“

Seine Stimme zitterte. Ich zitterte in Erwartung dessen, was nun kommen würde, gleich mit.

„Natürlich.“

„Hat so etwas … na ja, weißt schon … wie halt die Szene eben … auf dich auch irgendeine Wirkung? Ich meine …“

Aha. Doch noch keine Offenbarungen. Es fiel mir erstaunlich leicht, ihm zu antworten.

„Versteh schon. Ja. Obwohl es Frauen waren. Das ist sonst nicht mein Ding.“

Er lächelte fein. Dann lenkte uns die Handlung des Films wieder ab. Seine Vermutungen bestätigten sich. Es wurde deutlich dunkler im Film. Die schauspielerischen Leistungen, die Musik, die brilliant choreografierten Tanzszenen und die Wucht der Bilder drückten mich richtig ein wenig ins Sofa zurück. Was für eine bizarre Geschichte. Und wie wunderbar, sie gemeinsam zu erleben. Ich fühlte mich trotz der Krankheit plötzlich pudelwohl.

Das Ende war dann grausam und traurig, folgte aber der fatalen Logik der Geschichte. Ich goss uns noch einen weiteren Tee ein und schüttete Zitronensaft hinzu.

„Boah, war das abgefahren. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Aber ich fand das Ding echt geil …“

„Echt geil, eh“, äffte ich ihn neckend nach. Ich reichte ihm seine Tasse. Er verzog das Gesicht. Ihm fiel wohl nicht Passendes als Replik ein. Dann wurde er fast ernst.

„Weißt du, wenn du willst können wir ja mal zusammen zum Ballet gehen. Ich würde mir so etwas gerne auch mal live ansehen.“

Mir wurde klar, dass wir eigentlich seit Jahren nichts mehr miteinander unternommen hatten. Als er kleiner war, ging ich öfter mit ihm ins Kino. Als Michael noch da war, auch mit der ganzen Familie.

„Gerne.“

Er kramte schon wieder in seinen CDs.

„Ich finde wir sollten erst einmal ein Päuschen einlegen. Ich kann das nicht, so einen Film nach dem anderen zu gucken. Ich würde diesen hier auch gern erst mal sacken lassen.“

„Oh … okay. Sorry. Und was machen wir jetzt?“

„Jetzt machen wir es uns gemütlich.“

Mehr hatte ich wirklich nicht im Sinn. Aber plötzlich wurde mir klar, wie er das jetzt interpretieren würde. Noch einmal spürte ich die Angst vor dem Unvermeidlichen, dieses Gefühl mitten in einem Geschehen zu sein, das ich nicht und in dem ich mich selbst nicht mehr kontrollieren konnte. Einem Geschehen, das mir völlig gegen den Strich ging und mich gleichzeitig wie zum Hohn erhitzte. Seine Stimme klang etwas gebrochen.

„Also gut. Dann machen wir das.“

***

Oh mein Gott. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Langsam sank ich in die weichen Sofakissen. Ich war völlig durcheinander. Mein Herz hämmerte wie wild. Gestern hatte sich mir eröffnet, dass meine Mutter sich von mir sexuell angezogen fühlte. Sie hatte meine Hand an ihre Brust geführt. Für eine „zufällige“ Begegnung im Flur gesorgt, in einem fast durchsichtigen Nachthemd. Ich konnte gar nicht anders, als sie anzustarren. Auf die vollen Brüste mit den kleinen, dunklen Vorhöfen. Den deutlich sichtbaren dunklen Busch zwischen ihren Beinen. Mein Körper reagierte darauf. Mein Geist weilte irgendwo im Nirwana.

Ich konnte lange nicht einschlafen. Am Nachmittag hatte ich noch daran gedacht, wie unrealistisch ich diese Clips für Zwille gehalten hatte. Und am Abend stellte sich heraus, dass ausgerechnet meine Mutter in dieser Weise für mich tickte.

Ich schlief erst nach einer ordentlichen Dosis gegen zwei Uhr ein. Trotzdem kam ich noch einigermaßen zeitig aus dem Bett. Fast wäre ich da gleich wieder reingefallen, als ich wie gewohnt aufspringen wollte und einen Schwächeanfall hatte. Mein Schädel brummte und mir war kalt. Das konnte nicht nur der Schlafmangel sein. Ich hatte mir wohl gestern beim Küssen was von ihr eingefangen.

Nee, so schnell ging das ja wohl nicht. Hatten wir erst vor kurzem in Bio gehabt. In … Inku … Inkubationszeit hieß das. Mir ging’s aber wirklich dreckig. Ich stolperte in die Küche runter. Silke war ebenso außer Gefecht gesetzt. Sie nahm sich den Rest der Woche Urlaub und rief auch für mich in der Schule an. Nach dem Frühstück ging es mir aber schon wieder deutlich besser. Wir beschlossen im Wohnzimmer fern zu sehen.

Ganz wohl war mir nicht dabei. Unsere Gespräche hatten alle einen merkwürdigen Doppelsinn. Ich hoffte uns mit einem Thriller und einer kleinen Tüte auf andere Gedanken zu bringen. Und dann hatte das Teil die geilste lesbische Szene, die ich jemals außerhalb eines Pornos gesehen habe. Da hatte ich ja richtig ins Braune gegriffen. Mann, Mann, Mann. Silke gab dann auch noch zu, genau wie ich von der Szene angeturned gewesen zu sein.

Teufel auch. Alle ihre Handlungen, ihr Necken, ihre zweideutigen Bemerkungen, ihre Bewegungen, alles deutete darauf hin, dass sie von mir Dinge ersehnte, die außerhalb normaler Mutter-Sohn Beziehungen lagen. Ich konnte gut verstehen, dass sie einsam und frustriert war. Und irgendwie fand ich es auch fast schmeichelhaft, dass so eine Klassefrau auf mich abfuhr. Aber normal war das ja wohl nicht.

Das Schlimme daran war, dass ich mir von Anfang an darüber im Klaren war, dass ich nicht gegensteuern würde. Es gar nicht konnte. Dafür liebte ich sie viel zu sehr. Ich würde alles für sie tun. Das ich dabei gleichzeitig meinen sexuellen Horizont in Quantensprüngen erweitern würde, war ein Bonus, aber mir ging es wirklich mehr um ihre Bedürfnisse, denn meine eigenen. Zumindest klang das in meinem Kopf so recht gut. Das unter dem edlen Ritter ein geiler kleiner Pennäler schlummerte, ließ sich durchaus einfach auf diese Weise verdrängen.

So, und was jetzt? Sie hatte vorher angedeutet, dass sie verführt werden wollte. Klasse. Und wie stellt man sowas an? Augen zu und durch. Ich strich ihr erst einmal zärtlich über ihr weiches Haar. Es roch nach Früchten. Sie drückte ihren Kopf an meine Brust und entspannte sich. Ich hätte am liebsten noch einen geraucht, aber sie hatte schon beim ersten einen ziemlichen Aufstand gemacht. Ich wurde etwas unternehmungslustiger und streichelte ihren Rücken und ihren Arm.

Sie bewegte sich nicht. Für einen Moment dachte ich, sie wäre eingeschlafen. Sie hatte die Beine an den Körper angezogen. Ihr rechter Arm lag quer über meinem Bauch und ihr Unterarm ruhte auf einem neben mir liegenden Kissen. Ich beugte meinen Kopf herunter und küsste sie auf die Haarkrone. Gleichzeitig wanderte meine Hand ihren Rücken herunter. Wäre sie eine Katze, hätte sie wohl geschnurrt. Aber das brauchte sie gar nicht. Ihr Wohlbehagen konnte ich fühlen.

Ja, es fühlte sich toll an. Langsam steigerte sich bei mir Neugier und Vertrauen. Meine Hand wanderte auf ihren Po. Alles bis dorthin hätte auch als normale Schmuserei zwischen Mutter und Kind durchgehen können. Mein Atem beschleunigte sich leicht. Irgendwie erwartete ich ein Wecksignal, dass mein Wecker klingelte, und ich nur einen eigenartigen Traum gehabt hatte.

Stattdessen hörte ich auch sie etwas schwerer atmen. Silke zog ihre Hand von dem Ruhekissen ab und streichelte mich vom Knie langsam aufwärts. Ich hielt den Atem an. Dicht vor meinem schwellenden Glied hielt sie an und änderte ihre Stellung, nahm die Hand weg und stützte sich darauf auf. Ihr Gesicht tauchte vor mir auf. Dann waren ihre Lippen schon wieder auf meinen; weich, verlockend, zärtlich. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich spielerisch, leicht und irgendwie abwartend.

Sie wollte mir wohl die weitere Initiative überlassen. Nun, zumindest beim Küssen bewegte ich mich noch in bekannten Gefilden. Ich erwiderte ihren Kuss etwas leidenschaftlicher, brachte meine Zunge ins Spiel. Die Welt verschwand um uns herum, erstarrte in der Atemlosigkeit des Augenblicks, der nur uns gehörte. Wir konnten gar nicht aufhören, unsere Zungen umkreisten sich wie balzende Kobras, wurden immer hungriger, fordernder. Ich presste sie enger an mich. Ein leises Stöhnen drang von ihren Lippen, die nun seit Minuten von meinen nicht mehr loskamen.

Ich spürte ihren Busen an meiner Brust, sie schlang nun auch ihr rechtes Bein um mich, um mir noch näher zu sein. Dann gab sie sich einen Ruck und platzierte das Bein neben mir, sattelte sozusagen auf meinen Schoss auf, schob ihren Körper dichter und dichter an mich heran, während unser Kuss nun immer wilder wurde. Mein Schwanz wehrte sich gegen das Gewicht meiner Mutter, die mit kleinen kreisenden Beckenbewegungen dafür sorgte, dass ich über die Hitze in ihrem Schoss gut informiert blieb. Irgendwie gingen bei uns beiden gleichzeitig alle Sicherungen durch.

Meine Hände wanderten im Gleichklang an ihre Brüste, kneteten wild daran herum, bis sie sich schließlich kurz von mir löste und „bitte nicht ganz so grob“ hauchte. Ich stellte mich sicher ganz furchtbar unbeholfen an, aber das war jetzt alles zweitrangig. So sehr ich kurz zuvor noch gefröstelt hatte, jetzt wurde mir richtig heiß. Okay, Zeit zum Ausziehen also. Ich nahm allen Mut im Rausch der Stunde zusammen und zerrte an ihrem Sweatshirt, versuchte, es ihr über den Kopf zu ziehen, aber sie änderte zunächst ihre Armstellung nicht. Etwas irritiert gab ich meinen Versuch wieder auf.

Sie löste ihre Lippen von mir, blieb aber wie schon am Vortag ganz dicht vor meinem Gesicht. Sie schien in meinen Augen lesen zu wollen. Ihr Gesicht war stark gerötet. Sie atmete schwer. Wie in Zeitlupe reckte sie ihre Arme in die Höhe. Diesmal gelang es mir ohne Probleme, sie von ihrem Sweatshirt zu befreien. Sie trug einen schwarzen BH. Silke ließ

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