Junge Liebe - Teil 03
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Junge Liebe – Teil 03

III.

Peter lächelte ein ganz klein wenig reumütig, als er Nadias Gesicht betrachtete.
Vielleicht würde sie ein wenig sauer auf ihn sein, wenn sie sich etwas erholt hatte. Vielleicht sogar sehr. Immerhin hatte sie ihn zwischenzeitlich gebeten, aufzuhören.
Oder? Irgendwie war es schwer gewesen, das einzuschätzen. Vielleicht waren es auch Aufforderungen gewesen, weiterzumachen.

So oder so hatte er aber getan, was sie ihm gesagt hatte: Er hatte auf seine innere Stimme gehört.
Und wenn er sich nicht absolut vollständig täuschte, hatte es ihr ziemlich gefallen, wenn man von gewissen Nebenwirkungen einmal absah.
Sein Lächeln ließ etwas nach, als er an die beinahe unausweichliche Frage aus ihrem Mund dachte. Die Frage, wo er das gelernt hatte. Die Antwort würde ihr sicherlich weniger gefallen…

Als er dann eher zufällig in den Rückspiegel blickte, verschwand sein Lächeln völlig und wurde von großer, großer Sorge ersetzt. Direkt hinter seinem Auto stand ein Streifenwagen. Und es sah irgendwie nicht so aus, als wäre er gerade erst angekommen.
Als die beiden Polizisten bemerkten, dass er sie gesehen hatte, streckte derjenige hinter dem Steuer die Hand aus dem Fenster und winkte ihn herbei.

Die wenigen Meter von einem Wagen zum anderen reichten für Peter vollkommen aus, um eine Reihe von Horrorszenarien durchzugehen. Über allen prangte die Überschrift: Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Siedend heiß fiel ihm ein, dass sowohl Nadia, als auch ihr Outfit, sich in keinem besonders vorzeigbaren Zustand befanden. Er würde um jeden Preis verhindern müssen, dass einer der Polizisten sich zu ihr begab, bevor sie Gelegenheit hatte, sich etwas zurechtzumachen.
Aber für eine Umkehr war es zu spät, denn er hatte den Streifenwagen schon erreicht.

Der Polizist am Steuer blickte ihm ernst entgegen. Die Person auf dem Beifahrersitz blickte scheinbar gelangweilt, wenn auch mit etwas angespannten Zügen aus ihrem Fenster. Was Peter irgendwie überraschte, war ihr Geschlecht.
Irgendwie war die ganze Sache noch peinlicher, weil sie eine Frau war.

„Mir ist ja in zwanzig Dienstjahren schon so einiges untergekommen, junger Mann“, begann der Ordnungshüter seinen Vortrag und seine Kiefer waren vor Missbilligung angespannt. „Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Wohl um sich beherrschen zu können. „Was soll ich nur mit ihnen machen?“
„Es… wird nicht wieder vorkommen?“, versuchte es Peter unsicher.
Die Frau auf dem Beifahrersitz schnaubte und der Polizist musste sich sichtlich beherrschen. „Wenn es an ihnen allein läge, würde ich das vielleicht sogar glauben“, grunzte er.

Panik erfasste Peter, als er aus den Worten heraushörte, dass auch Nadia dafür verantwortlich gemacht werden mochte.
„Bitte!“, japste er. „Das war allein meine Schuld. Meine… Freundin konnte nichts dafür. Ehrlich!“
„Na die Geschichte will ich hören“, platzte die Frau daraufhin heraus und starrte ihn ungläubig an. „Und zwar komplett!“

„Also…“ Schamesröte stieg ihm bis über die Ohren. „Wir sind gerade erst zusammengekommen und… äh… wir… äh…“
„Nun mal raus mit der Sprache, Junge“, brummte der Mann ungeduldig.
„Also das klingt bestimmt total unglaubwürdig, aber aus irgendeinem Grund wollte meine Freundin wirklich etwas… Aufmerksamkeit von mir. Und weil sie mich sozusagen aufgefordert hat, nicht immer so höflich und zurückhaltend zu sein, habe ich den Wagen abgestellt und… äh…“
„Jaa…?“, bohrte die Frau nach.
„Nun ich habe sie… äh… stimuliert?“

„Unüberhörbar“, grunzte der Fahrer, aber die Frau wollte es offenbar genauer wissen:
„Von hier aus klang es entweder nach einer wirklich, wirklich gelungenen… Stimulation, oder nach Mord. Aber den können wir wohl ausschließen, da sie sich ja noch bewegt.“
Als Peter daraufhin zu seinem Wagen sehen wollte, verhinderte die Polizistin das allerdings.
„Hier spielt die Musik“, meinte sie und fragte dann: „Also?“

„Also… was?“ Peter war verwirrt und verstand nicht, was eigentlich vor sich ging.
„Sie will wissen, wie du das angestellt hast, Bursche“, prustete der männliche Polizist schließlich los und konnte sich dann beinahe nicht mehr halten vor Lachen.
„Das wüsste ich auch gerne“, ertönte Nadias noch ein wenig raue Stimme direkt in Peters Rücken.
Er erstarrte, aber im nächsten Moment war sie neben ihm und drängelte sich unter seinen Arm. Nur beiläufig realisierte er, dass sie sein Arbeitshemd vom Rücksitz übergezogen hatte. Und als ihm klar wurde, dass sie darunter wahrscheinlich nicht viel sonst anhatte, weil ihre Hose ziemlich viel abbekommen haben musste, verbesserte das seine Konzentration nicht wirklich.
„Guten Tag zusammen“, flötete Nadia vergnügt in den Wagen hinein, während sie sich zufrieden seinen Arm umlegte. „Sind wir verhaftet?“

„Nur verwarnt“, grunzte der Mann noch immer grinsend.
„Sprich nur für dich, Bernd“, widersprach seine Kollegin. „Ich werde es zur Not aus ihm heraus foltern.“
„Oh da helfe ich mit“, meinte Nadia. „Also Peter… Gibst du das Geheimnis freiwillig preis?“
„Welches Geheimnis denn?“
Seine Verwirrung war absolut echt. Auch wenn die Sorge nachließ, als er die Anspannung im Gesicht der Polizistin als mühsam kontrollierte Belustigung erkannt hatte.

„Die geheime Technik, wegen der ich niemals wieder einen anderen Mann auch nur ansehen werde“, frotzelte Nadia und schlug sich dann gespielt theatralisch die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott! Du hast mich abhängig gemacht. Du mieser Kerl!“
„Wenn es sich dabei um eine Droge handelt, muss ich sie konfiszieren“, spielte die andere Frau mit. „Wir werden die Hand abhacken müssen.“
„Junge!“, rief ihr Kollege dann plötzlich, denn Peter hatte ganz unwillkürlich die fragliche Hand gehoben. „Steck das sofort in die Hosentasche oder wohin auch immer. Deine kleine Freundin möchte wohl kaum, dass wir so viel über sie erfahren.“
Erst als der Mann sich dazu auch noch an die Nase tippte, verstand Peter, was er meinte und senkte die Hand ganz schnell wieder.

„Und nun lasst mal gut sein, Mädels“, meinte er dann gutmütig. „Der arme Kerl weiß ja gar nicht, wo ihm der Kopf steht.“
„So ging‘s mir gerade auch“, meinte Nadia daraufhin.
Der letzte Rest von Peters Anspannung löste sich, als daraufhin alle anderen anfingen zu lachen. Er kam sich zwar ein wenig tölpelhaft vor, lachte aber schließlich mit.
Als die Polizisten sich wieder auf den Weg machten, nachdem sie noch ein paar scherzhafte Ratschläge losgeworden waren, wo ein junges Paar etwas mehr Privatsphäre haben würde, atmete er dennoch erleichtert auf.
Ganz aus dem Schneider war er aber noch nicht…

„Jungfräulichkeit schenken, hm?“
Noch immer stand Nadia neben ihm und es war ein wirklich tolles Gefühl, sie so im Arm zu halten. Wenn sie ihn nicht misstrauisch von der Seite anblickte, wie sie es gerade tat.
„Unerfahren, hm?“
Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie wenig sie seinen diesbezüglichen Aussagen gerade Glauben schenken konnte.

„Uhm… Das Hemd steht dir wirklich viel besser als mir“, versuchte er lahm abzulenken.
„Stimmt. Und ich mag den Geruch. Aber das spielt jetzt keine Rolle…“
„Ich schenke es dir…?“
„Wirklich??“
Es funktionierte, allerdings nur für einen winzigen Moment. Ganz kurz glänzten ihre Augen auf und sie strahlte ihn an.
„Mooment. So einfach kommst du mir nicht davon.“
Tief atmete Peter durch. Das hatte jetzt Katastrophenpotential…

„Also ich werde dich nicht anlügen. Auch wenn ich das in diesem Fall vielleicht besser tun sollte“, erklärte er ernst. „Aber egal was du danach von mir hältst, ich will dir gegenüber ehrlich sein. Du bist mir zu wichtig…“
„Hör auf mich um den Finger zu wickeln“, forderte sie mit einem halb erfreuten, halb besorgten Lächeln.
„Okay… Du willst wissen, von wem ich das gelernt habe. Und die Antwort lautet: von Tanja.“

Nadias Gesichtsausdruck nach zu urteilen, traf sie das ungefähr so unerwartet und hart, wie befürchtet.
„Du verarschst mich!?“, meinte sie schockiert.
„Leider nicht…“
„Du hattest… Sex mit deiner Cousine?“
„Nein!“, beeilte er sich zu versichern. „Keinen Sex. Nur… Ein paar Experimente? So Petting-mäßig…“
„Heilige Scheiße“, keuchte sie daraufhin. „Und dann lässt du dich so von ihr rumschubsen?“

Diesmal kam der Hammer für Peter unerwartet, auch wenn es nur ein kleiner war.
„Das ist das Erste, was dir dazu einfällt?“, fragte er zutiefst verblüfft.
„Ja was?“, wollt sie wissen. „Glaubst du, ich hätte noch nicht mit ihr rumgemacht? Sie ist heiß…“
Womit klar wurde, weswegen sich der erste Hammer so überschaubar angefühlt hatte: weil er vom sehr viel größeren, zweiten hatte ablenken sollen.

„Hast du erwartet, ich wäre von dir angewidert, weil du mit einer Verwandten rumgemacht hast?“, fragte sie in das langsam nachlassende Klingeln seiner Ohren hinein.
Vorsichtig wagte er zu nicken.
„Baby nach dem, was du da im Auto mit mir gemacht hast, kannst du von mir aus deine Geschwister oder die Kühe auf der Weide bumsen. Hauptsache du hast danach noch genug Kraft für mich.“
Bamm! Nummer Drei.

„Ich muss mich setzen“, meinte er und ließ sich in den Schneidersitz sinken. Nadia trat vor ihn und blickte nun etwas sorgenvoll in sein Gesicht.
„Bin ich dir zu… direkt?“
„Ein wenig?“, gab er zu.
„Entschuldige…“ Schnell blickte sie sich um und ein verschmitzter Ausdruck huschte über ihre Miene. „Ich machs wieder gut.“

Mit diesen Worten zog sie mit einem Rück die Drückknöpfe des Hemds auf und stellte unter Beweis, dass sie darunter wirklich gar nichts mehr anhatte.
Waren die bisherigen Hämmer in ihrer Masse aufsteigend gewesen, so packte sie jetzt das Präzisionswerkzeug aus. Aber die reine Schlagkraft nahm noch weiter zu.
Dennoch war dieser Treffer um ein Vielfaches leichter zu verkraften und entlockte ihm ein durchaus erfreutes Lächeln. Auch wenn seine Sorgen dadurch nicht schwächer wurden.

„Ich weiß nicht, ob ich dir gewachsen bin“, gestand er und blinzelte gegen die Sonne, um sie ansehen zu können.
Der Effekt, den der – sich langsam zum Horizont neigende – Feuerball auf ihre Silhouette hatte, war beinahe so etwas, wie der nächste Hammer. Eingerahmt von einer Aura aus Licht stand sie vor ihm und schien für einen Moment aus einer anderen Welt zu stammen.
„Gott!“, entschlüpfte es seinem Mund. „Du bist so wunderschön…!“

„Dankeschön.“ Ihr Lächeln war mehr zu hören, als zu sehen.
Aber dann ging sie in die Hocke und brachte ihre Knie so weit nach vorne, dass sie schließlich irgendwie in eine Position rutschte, die es ihr erlaubte, sich in seinen Schneidersitz zu schmiegen. Und sie ließ das Hemd offenstehen, als sie ihre Arme um ihn legte.
Sachte streichelte sie über seinen Kopf, der an ihrem Hals zur Ruhe kam und irgendwie brachte die Intimität, die sie plötzlich teilten, alles wieder ein wenig in Ordnung.

„Ein ganz schön wilder Tag, oder?“, brummte er nicht unzufrieden.
Sie kicherte, was wunderbare Auswirkungen auf ihre bezaubernden Brüste hatte und sich außerdem witzig an seiner Stirn anfühlte, die ihre Kehle berührte.
„Bis jetzt mein Aufregendster“, gab sie zu.
„Irgendwie überrascht mich das jetzt. Ich hatte angefangen zu vermuten, dass alle deine Tage irgendwie so sind.“
„Nein. Nicht wirklich. Aber ich könnte mich daran gewöhnen…“
„Jetzt gerade könnte ich das auch…“

„Das wäre wirklich schön, weil …“ Sie seufzte schwer.
„Weil?“
„Weil ich mich in jeder Minute immer mehr in dich verliebe, Peter.“
Irgendwie schien sie damit sehr viel mehr zu meinen, als nur wenige Stunden zuvor. Es schien ihr schwerzufallen, es auszusprechen. Irgendeine Art vom Damoklesschwert schien darüber zu hängen.
„Aber…?“, hakte er daher nach.
„Ach ich weiß nicht, ob ich gut für dich bin. Ich bin kein nettes Mädchen, weißt du. Eine ziemlich arrogante Schickse. Vielleicht habe ich dich nicht verdient…“ Sie schniefte ein wenig und auch das klang wirklich niedlich.

Sachte löste er sich ein wenig von ihr. Nur gerade genug, um zu ihrem Gesicht hinauf zu blicken und ihre Augen zu sehen, in denen er keine Anzeichen für irgendeine Verstellung entdecken konnte.
„Besser wär‘s…“, meinte er dann.
„Was denn?“
„Na du solltest mich besser verdient haben, weil ich mich nämlich volles Brett in dich verliebt habe.“

„Wirklich?“, fragte sie zaghaft und Tränen traten in ihre umso gefühlvoller strahlenden Augen.
Er nickte deutlich und erklärte: „Du bist zwar ein ziemlicher Wirbelwind und ich kann nicht versprechen, dass ich immer gleich mit dir Schritt halten kann, aber wenn du wirklich mich willst, dann sind wir mehr als einverstanden.“
„Wir?“, schniefte sie glücklich lächelnd.
„Na die Stimme, auf die ich von nun an hören soll und ich und… der andere.“ Er bewegte den Körper in seiner Umarmung ein wenig und versuchte, die Hüfte etwas anzuheben.
„Ohh… Der andere?“ Viel geschickter als er wackelte sie ein wenig mit der Hüfte und in dem Moment wurde ihm bewusst, dass sie beide nur seine Kleidung trennte. „Der arme Kleine, dem ich immer noch nicht vorgestellt wurde?“
„Später…“, antwortete er darauf nur und küsste sie, ohne sich um die Tränen zu scheren. Und er wurde freudig in Empfang genommen.

Und so absurd das klingen mochte, wenn man den verrückten Verlauf des Tages bedachte: Es war dieser sanfte, zärtliche und lange Kuss auf dem Randstreifen der Landstraße, hinter seinem hastig geparkten Auto, am frühen Abend kurz vor Sonnenuntergang, den er von allen Dingen am allerdeutlichsten in Erinnerung behielt.

Es war dieser Kuss, mit dem alles irgendwie wirklich seinen Anfang nahm.

IV.
Es dauerte noch eine Weile, bis Nadia und Peter sich dazu aufraffen konnten, wieder in den Wagen zu klettern. Die Finger voneinander lassen, konnten sie allerdings nicht. Was Nadia allerdings mehr als Recht war.
Am liebsten hätte sie sich auf seinem Schoß festgekettet, aber weil das vielleicht ein wenig beim Autofahren behindert hätte und die Polizisten sicherlich noch nicht allzu weit weg waren, begnügte sie sich mit fest verschränkten Fingern.
Fürs Erste!

Wie wenig es ihr ausmachte, in ihrer eigenen Schweinerei zu sitzen, wurde ihr klar, als sie schon beinahe am Haus von Peters Oma angekommen waren. Dort wo er und auch Tanja und sie im Augenblick wohnten.
Irgendwie hatte sie die Feuchtigkeit gar nicht wirklich bemerkt. Was war das überhaupt gewesen?
So unauffällig wie möglich rieb sie ein wenig mit dem Finger an einer besonders feuchten Stelle und versuchte dann, am Geruch etwas mehr darüber zu erfahren. Aber irgendwie roch es nur nach ihr und ein wenig nach nicht mehr ganz fabrikneuem Autoplastik.

„Es ist kein Urin“, erklärte ihr Freund und sie erschrak ein wenig, weil er offenbar bemerkt hatte, was sie tat.
Ohne nachzudenken, leckte sie ihren Finger ab und konzentrierte sich auf den Geschmack. Zur Probe strich sie sich danach mit einem anderen Finger unter dem Hemd über die Schamlippen und prüfte auch den Geschmack von dort.
Tatsächlich war der einzige Unterschied der leichte Plastikgeschmack, der eindeutig vom Auto stammte.
Peter keuchte.

Zunächst ein wenig irritiert und irgendwie noch immer mit dem Finger im Mund sah sie in sein erstauntes Gesicht. Er starrte sie fassungslos an.
Als ihr der Grund dafür aufging, konnte Nadia ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Was?“, fragte sie keck und leckte noch einmal provozierend ihren Finger ab. „Hast du noch nie bei dir selbst probiert?“
Dass er schnell wieder nach vorne blickte und den Kopf ein wenig zwischen die Schultern zog, war eigentlich schon Antwort genug. Aber wo wäre da der Spaß geblieben?

„Also hast du. Oder hast du bei jemand anderem probiert?“
Es hatte eigentlich nur ein Witz sein sollen, aber er zog den Kopf noch weiter ein und bekam mächtig rote Ohren. Maßlos erstaunt riss sie die Augen auf.
„Oh – mein – Gott!“, platzte sie heraus. „Du hast…? Nein!
Oder?
Doch! Du hast!“
Mit hochrotem Kopf verweigerte er jede Antwort und blickte stur geradeaus.
Schnell rutschte sie näher an ihn heran und legte ihren Mund an sein glühend heißes Ohr und wisperte: „Ich will irgendwann jedes – einzelne – schmutzige Detail darüber hören. Und ich will, dass du dabei noch einmal das von vorhin mit mir machst.“

Danach glitt sie wieder auf ihren Platz und gab ihm ein wenig Zeit, sich zu fangen, während sie sich ein wenig nervös der Tatsache bewusst wurde, wie glitschig sich der Bereich zwischen ihren Beinen schon wieder anfühlte.
Bis vor wenigen Tagen hatte sie keinerlei Schwierigkeiten mit der Tatsache gehabt, noch keinen richtigen Sex erlebt zu haben. Es war einfach noch nicht der Richtige dabei gewesen. Selbst das beste Gefummel oder die erfreulichen Erfahrungen mit Oralsex hatten sie niemals ins Wanken gebracht, wenn die Kerle dann gerne noch einen Schritt weiter gehen wollten.
Das Kribbeln, das andere Männer bei ihr verursacht hatten, stand aber in keinem Vergleich zu dem, was Peter auslöste. Schon am See war sie mehr als bereit gewesen, ihn in jeder denkbaren Hinsicht ranzulassen. Nun, nur wenige Stunden später, war sie langsam aber sicher soweit, auf jeden Hauch von Romantik oder Komfort zu verzichten.
Sie wollte endlich seinen… „Schwanz in meiner Pussy.“

„Wie bitte?“, krächzte er.
Oh scheiße! Hatte sie das laut gesagt?
„Gott“, knurrte sie frustriert. „Wenn ich noch mehr Selbstkontrolle verliere, brauche ich bald Windeln.“
„Was?“
„Schon gut…“, murmelte sie erst, schnaubte aber dann, fuhr zu ihm herum und platzte hervor: „Gott, Peter. Ich will dich endlich ficken!“

Glücklicherweise fand die Vollbremsung, die er daraufhin fabrizierte, auf einer Kreuzung bei kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit statt. Sonst hätte sie vielleicht ernstere Auswirkungen gehabt, als das genervte Hupen einiger Verkehrsteilnehmer.
Aus irgendeinem Grund musste Nadia grinsen, als Peter sich ganz langsam und bedacht zu ihr drehte.
„Willst du mich umbringen?“, fragte er so ernst, dass sie nicht anders konnte, als loszulachen.
Obwohl er wohl kaum den Witz verstehen konnte, den nicht einmal sie selbst mitbekommen hatte, stimmte er kurz darauf ein. Erst als das Gehupe immer lauter wurde, fuhr er langsam weiter und schüttelte noch immer lachend den Kopf.

„Hast du wirklich gerade ‚Schwanz‘ und ‚Pussy‘ gesagt?“, fragte er noch immer grinsend.
„Ja“, gab sie zu. „Ich bin selbst schockiert, was für unanständige Worte ich kenne.“
„Also ich jetzt nicht…“
„Hey!“, rief sie theatralisch. Dann spürte sie aber schon wieder den Schalk im Nacken. Und ein gewisses, nicht nachlassendes Kribbeln weiter südlich half auch nicht besonders dabei, vernünftig zu bleiben.
Sie setzte sich seitlich auf den Beifahrersitz, zog die Knie an, bis auch ihre Füße auf der Sitzfläche waren und fixierte Peter. Der tat jedoch sein Möglichstes, ihr keine allzu genaue Aufmerksamkeit zu schenken.

„Um ehrlich zu sein, habe ich immer gedacht, dass ich beim ersten Mal einen… mmh… Schaft wollen würde, der langsam und zärtlich meine Liebeslippen teilt.“
Peter zuckte erst zusammen, prustete aber dann belustigt durch die Nase, als sie ihre Beschreibung absichtlich besonders schwülstig klingen ließ.
„Wo hast du das denn her?“, wollte er wissen.
„Frauen-Sachliteratur“, behauptete sie beinahe glaubhaft.
„Klingt eher nach ‚Stürme der Leidenschaft‘.“
„Gott, wir müssen dringend an der Auswahl deiner Lektüre arbeiten. Sonst wachsen dir noch Brüste“, versetzte sie gespielt entsetzt. „Aber das ist jetzt nicht der Punkt.“

„Was ist denn der Punkt?“
„Der Punkt ist“, hauchte sie, während sie achtsam ein Bein etwas streckte und ihre Zehen vorsichtig dort platzierte, wo sich etwas sehr zufriedenstellend Hartes in seiner Hose fand, „dass ich jetzt lieber deinen harten, geilen Schwanz spüren würde, wie du ihn mir mit aller Kraft in die Pussy rammst.“
Sein leises Stöhnen, als sie bei ihren Worten ganz sachte mit dem Fuß seine Erektion massierte, verursachte eine unglaubliche Fülle an körperlichen Reaktionen bei Nadia. Eine wohlige Gänsehaut lief über ihren ganzen Körper. Ihre Brustwarzen erwachten, ihre Haut fing an zu prickeln und in ihrem Schoß fühlte es sich an, als würde ein kleiner Schwall Feuchtigkeit austreten.

„Gefällt dir die Vorstellung?“
Sein Nicken war erfreulich enthusiastisch.
„Also würdest du mich auch gerne ficken? Mir deinen Schwanz immer wieder in die… Fotze rammen, bis ich anfange zu winseln, weil du es mir so gut besorgst?“
Ohne Unterbrechung streichelten ihre Zehen durch seine Hose, was sie eigentlich viel lieber ausgepackt und von ganz nah sehen wollte. Aber nicht nur er atmete ein wenig schneller. Irgendwie übertrug sich das Gefühl vielleicht direkt über seinen Schwanz und ihren Fuß auf ihren eigenen Körper.

„Nadia“, keuchte er angespannt. „Wenn du damit nicht aufhörst, passiert gleich ein Unglück.“
„Das will ich doch stark hoffen“, gab sie grinsend zurück. „Ich will schließlich nicht, dass du blaue Eier bekommst.“
Er schnaufte halb überrascht, halb angestrengt. „Du willst, dass ich…?“
„Kommst? Abspritzt? Abrotzt?“, schlug sie vor.
Er nickte ziemlich unbehaglich.
„Ohja…!“

„Aber …“, wollte er einwenden.
Vielleicht war es wieder sein Sinn für Anstand, aber vielleicht wollte er sich auch nur nicht in die Hose spritzen. Oder…
„Du glaubst hoffentlich nicht, dass ich dich für einen Schlappschwanz halten würde, wenn du jetzt kommst?“, forschte sie nach.
„Naja…“
„Gott Peter…“, seufzte sie ein ganz klein wenig frustriert. „Allein zu sehen, wie sehr es dir gefällt, was ich hier gerade mit dir mache, hat mich schon wieder klatschnass werden lassen.“
Zum Beweis klappte sie die Hemdzipfel beiseite, die ihren Schoß verdeckten, und fuhr sich mit der Hand über die Schamlippen. Als sie zwei Finger dazwischen rutschen ließ, konnte man deutlich ein herrlich obszönes, feuchtes Geräusch hören.
„Ich will dich genau so geil machen können, wie du mich.“

Er grunzte und blickte immer wieder schnell zwischen der Straße und ihrem Schoß hin und her. Sein Widerstand schien nachzulassen, aber dummerweise erreichten sie just in diesem Moment die Hofeinfahrt des alten Mühlenkomplexes, der seiner Familie gehörte.
Was war nur mit diesem Tag nicht in Ordnung, dass immer irgendwie etwas dazwischen kam?
Wobei…

Als sie auf den Hof fuhren, sah Nadia sowohl Tanja als auch deren Oma im Garten hantieren. Beide blickten kurz auf, wandten sich dann aber wieder irgendeiner Tätigkeit zu, zu der die gute Tanja ohne jeden Zweifel hatte gezwungen werden müssen.
Aber das bedeutete, dass niemand im Haus war. Niemand konnte aus dem erhöht liegenden Eingang treten und ins Auto blicken. Oder aus einem Fenster etwas sehen. Und vom Garten aus konnte man nur erkennen, was sich oberhalb der Seitenscheiben abspielte.

„Mach deine Hose auf“, forderte sie und war überrascht, wie schnell ihr Atem plötzlich wieder ging.
„Was?“, krächzte Peter schockiert und blickte zu den beiden Frauen im Garten hinüber.
„Deine Hose. Mach sie auf und hol ihn raus. Ich will ihn sehen… spüren…“
Für ein paar Herzschläge saß er wie versteinert da. Die Hände fest am Lenkrad. Aber dann blickte er zu ihr.
Ihrem Blick konnte er offenbar entnehmen, wie ernst sie es meinte. Als er ihr in den Schoß sah, wurde ihr bewusst, dass sie schon die ganze Zeit langsam, aber energisch zwei Finger über ihre Perle, durch die überlaufenden Schamlippen und wieder zurückgleiten ließ.
Wenige Augenblicke später war seine Hose offen und er holte das Objekt ihrer Begierde hervor.

„Scheiße, Peter“, keuchte sie erstaunt. „Kleiner wird ihm nicht ganz gerecht.“
Es war die Wahrheit. Nadia hatte schon größere Schwänze gesehen, aber niemals in natura. Und sie hatte durchaus schon ein gutes Dutzend zu Gesicht bekommen, von denen ihr einige durchaus nicht klein erschienen waren.
Vorsichtig tippte sie mit dem Zeh dagegen und war sofort gebannt von der Festigkeit und dem Widerstand, den ihr das Fleisch entgegenbrachte. So einen Ständer mit dem Fuß zu berühren war eine Premiere für sie.
Hoffentlich nur eine von vielen, die sie mit diesem hier erleben würde.

Als Peter die Hand ausstreckte, um sie ihren Oberschenkel hinauf wandern zu lassen, war sie zwar erfreut, stoppte ihn aber dennoch mit der freien Hand, bevor er sein Ziel erreichte.
„Später wieder, Großer. Jetzt bist du dran.“
Langsam nahm sie dann ihre Bewegungen wieder auf und erkundete, wie sie mit den Zehen am besten ihr Ziel erreichen konnte. Dabei fing sie wie von selbst an, leise vor sich hinzuflüstern.
„Gott… Wenn ich sehe, wie deine Eichel langsam hervorkommt, stelle ich mir vor, wie sie ganz… ganz… langsam in mich eindringt.
Diese große, dicke Eichel, für die meine kleine, unschuldige Pussy eigentlich viel zu klein ist.
Sie… öffnet mich. Raubt mir die Unschuld. Macht mich zu einer richtigen Frau.“

Er stöhnte nun deutlich lauter, als gerade eben noch. Aber mittlerweile war sie gefangen vom Anblick der Vorhaut, die sich immer weiter zurückschieben ließ und dabei die Eichel immer dicker und praller machte.
Sein Körper zitterte, aber sein Schwanz hart wie ein biegsamer Ast, der sich dem Spiel ihrer Zehen beugte. Vorsichtig und neugierig brachte sie auch ihren anderen Fuß zum Einsatz und ließ einen der beiden dann hinab wandern, bis sie die weiche, faltige Haut fand, in der sich irgendwo die kleinen, festen Nüsse versteckten, die hoffentlich bald ihre Arbeit aufnehmen würden.
„Mmhh“, schnurrte sie ehrlich begeistert davon, wie schön sich seine Männlichkeit an ihren Füßen anfühlte. „Ich kann es kaum erwarten, dass es aus ihm herauskommt.
Ich will deinen Saft. Ich will ihn überall.
Gott… Ich glaube, ich will ihn sogar… schmecken.“
Sie musste nur eine Sekunde darüber nachdenken, bevor sie die Antwort kannte: „Oh ja! Ich will es schmecken. Und ich will es auf meinem Körper spüren. Am liebsten überall.
Ich will es auf meinen… Titten spüren und darauf verteilen.
Auf meinem Bauch. Auf meinem Gesicht. Auf meinem Arsch…
In meinem Arsch!“

Unwillkürlich blickte sie auf und ihre Augen trafen sich.
Noch nie zuvor hatte Nadia auch nur erwägt, einen Mann mit seinem Schwanz in die Nähe ihres Hinterns zu lassen. Aber es war nicht nur das momentane Spiel, das sie mit sich riss. Sie wollte diesen Mann überall spüren, wo eine Frau einen Mann spüren konnte. Und dann an ein paar weiteren Stellen, die sie zur Not würden erfinden müssen.
Er stöhnte noch einmal besonders tief auf, als sich ihre Blicke trafen. Und an ihren Zehen, die ihr Spiel keine Sekunde lang eingestellt hatten, fühlte sie es.

Erst zogen sich seine Hoden zusammen und dann fing sein Schwanz irgendwie an, zu vibrieren. Es schien, als würde etwas darin nach oben kriechen. Sie fühlte es ganz deutlich.
Als es heiß und kraftvoll aus seiner Eichel hervorbrach, war ihre Zehenspitze da, um es zu begrüßen. Und es war genau das, was sie brauchte, um das beiläufige Spiel ihrer Hand zum Erfolg zu führen und sie über die Spitze zu treiben.
Beinahe bedauerte sie, dass dieser Moment nicht ihm allein gehörte.
Beinahe bedauerte sie, dass sie nicht hingesehen hatte, als es passiert war.
Beinahe…

Aber in seine Augen zu sehen, als sie gleichzeitig einen Höhepunkt erlebten, war ein mehr als fairer Tausch. Auch wenn sie sich zwingen musste, die Augen geöffnet zu halten, als die wundervollen Wellen eines kleinen, aber durch und durch gehenden Orgasmus sie packten.
Und all das, während sie gleichzeitig spürte, wie Schub um Schub seines Spermas aus ihm herausquoll und sich über ihren Fuß ausbreitete.

Das Feuer der Lust erlosch ganz langsam in seinem Blick und wurde durch eine tiefe Befriedigung ersetzt.
Schon wieder hatte Nadia mit Peter etwas erlebt, dass über alle ihre bisherigen Erfahrungen hinausging. Sie fühlte sich in diesem Moment unheimlich tief mit ihm verbunden.
Und noch immer wartete auf sie beide ihr erstes Mal miteinander. Ihr erstes, richtiges Mal überhaupt.
Wer sagte da, dass es sich nicht lohne, zu warten?

V.
Tanjas Mund klappte auf, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie ihre beste Freundin Nadia im Auto ihren dämlichen Cousin anfiel und sein Gesicht abknutschte.
Erst unterhielt sie sich so intensiv mit ihm, als gäbe es irgendetwas Weltbewegendes zu besprechen, anstatt endlich auszusteigen. Und dann schlabberte sie an ihm herum, als wären die beiden plötzlich ein Paar.
Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, wie schließlich beide ausstiegen, und setzte sich dann vor Überraschung aus ihrer hockenden Position auf den Hintern.

Zusammen mit ihrer ebenfalls sichtlich überraschten Oma musterte die unfreiwillige Gartenhelferin das Paar, als es Hand in Hand bis zur kleinen Treppe schlenderte, die in den Garten hinaufführte.
Moppel sah weitgehend so aus, wie vor Stunden, als er aufgebrochen war, auch wenn sein Gang etwas unbehaglich schien und er sein Shirt aus der Hose gezogen hatte. Aber Nadia?
Wieso trug die Blondine ein ausgewachsenes Jeanshemd? Warum hatte sie ihre Schuhe, ihr Shirt und vor allem ihre Hose in der freien Hand? Was zum Geier war da los?

„Nadia ist unfreiwillig baden gegangen, Oma“, rief Peter zu ihnen hinüber. „Ich stecke sie erstmal unter die Dusche.“
„Ist gut, Junge“, erwiderte die Rentnerin. Man konnte ihrem Tonfall anhören, dass sie ebenfalls Fragen hatte. „Komm doch dann noch einmal zu uns, ja!?“
„In Ordnung.“

Der Wortwechsel hatte für Tanja nur noch mehr Fragen aufgeworfen.
Was war das für ein verschwörerisches Lächeln auf Nadias Gesicht gewesen, als er von einem unfreiwilligen Bad gesprochen hatte? Und wieso starrte sie ihn kurz darauf an, als wäre sie…
Oh nein…
Oh! Nein!

„Ich muss eben aufs Klo, Omi“, presste sie mühsam beherrscht heraus, während sie dem Händchen haltenden Paar nachsah.
„Ist gut, Kind.“
Ohne die Antwort überhaupt abzuwarten, lief Tanja los und musste sich extrem beherrschen, nicht zu rennen. Dieser Sache musste sie schnellstens auf den Grund gehen.
Im Haus lauschte sie kurz. Die beiden waren offenbar in den ersten Stock zum großen Badezimmer gegangen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Treppe und ein paar Stufen hinauf, sodass sie nahe genug zum Zuhören war. So vorsichtig wie möglich wagte sie noch ein paar Schritte mehr, bis sie um die Ecke ins Obergeschoss sehen konnte.
Ihr Cousin stand dort vor der Tür zum Bad und zog daran, um sie zu schließen. Aber offenbar gab es einen Widerstand.

„Meine Oma würde nicht zögern, mich an den Ohren aus der Dusche zu ziehen und mir an Ort und Stelle den Hintern zu versohlen“, hörte sie ihn sagen. „Und dir danach wahrscheinlich auch.“
„Ach deine Oma ist nett“, widersprach Nadia von der anderen Seite der Tür aus und klang ein wenig angestrengt dabei.
„Bis etwas Unanständiges in ihrem Haus passiert“, erwiderte er daraufhin. „Dann hätte sogar der Teufel persönlich Angst vor ihr.“
„Du übertreibst.“
„Du hast ja keine Ahnung…“ Er seufzte. „Und jetzt geh duschen, Baby.“

Offenbar gelang es ihm schließlich, die Tür zu schließen und er wandte sich halb ab. Aber Nadias Stimme durch das dünne Holz ließ ihn noch einmal innehalten.
„Hast du mich gerade ‚Baby‘ genannt?“, wollte sie wissen.
„Äh… Ja?“
„Gott, ich werde sowas von kommen, wenn ich gleich an mir rumspiele…“
Er zuckte zusammen, Tanja ebenfalls, wenn auch todsicher aus anderen Gründen.
„Miststück“, brummte er scherzhaft und genau dieses Wort huschte auch durch ihren Kopf.
„Ja“, lautete die nun schon entfernter klingende Antwort. „Deins…!“

Mit einem leichten Schwindelgefühl im Kopf zog sich Tanja zurück und bemerkte kaum noch, wie Peter glücklich lächelnd seine Hand ans Holz der Tür legte und verträumt ins Leere starrte.
Übelkeit breitete sich zusammen mit eiskalter Wut in ihrem Bauch aus.
Kotzwürg!

Sofort war ihr klar, dass sie etwas unternehmen musste. Keinesfalls durfte er mit Nadia zusammenkommen. Das kam überhaupt nicht infrage.
Schon allein, weil die Blondine ihr gehörte. Und dann natürlich, weil es Peter war.
Keine ihrer Freundinnen hatte sich mit einem Moppel blicken zu lassen. Das wäre zu peinlich gewesen.
Vor allem nicht mit diesem Moppel!

Gerade noch rechtzeitig kam sie zur Besinnung und eilte wieder nach draußen, als ihr Cousin schon die Treppe hinunter kam. Nach ein paar tiefen Atemzügen auf dem Weg hatte sie sich so weit wieder unter Kontrolle, dass sie erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen konnte.
Aber als Peter aus dem Haus und in den Garten hinauf kam, konnte sie ihn trotzdem nicht ansehen. Ohne Zweifel hätte sie dann sofort gekotzt.

„Was ist denn passiert, Junge?“, wollte ihre Großmutter wissen, als er bei ihnen stand.
„Ach…“ Er schien abwiegeln zu wollen. „Nadia ist in den kleinen Badesee gestolpert, als wir uns da nach der kleinen Tour zur Burg die Füße abkühlen wollten. Deswegen muss ich auch noch kurz den Beifahrersitz trockenlegen.“

Seine Worte hatte er mit ein paar Gesten untermalt, wie es wahrscheinlich jeder Mensch unbewusst tat. Aber für Tanja brachte genau diese Kleinigkeit ein weiteres wichtiges Detail zum Vorschein, über das er nicht sprach.
Da sie zwischen ihm und ihrer Großmutter hockte, war sie seinen Händen recht nah, wenn die herunterhingen. Und ihre Bewegungen brachten einen Geruch an ihre Nase, der absolut unverkennbar war: den Geruch von weiblicher Erregung.
Dieser Bastard hatte wenigstens eine seiner Hände ganz offensichtlich lange genug an und in einer Frau gehabt, um eine gehörige Menge Beweismaterial zurückzulassen.
Tanja wagte kaum zu atmen. Der Wichser!

Als er sich abwandte, holte Oma Senta zischend Luft.
„Was hast du denn an deiner Schulter gemacht, Junge?“, wollte sie wissen.
Unwillkürlich blickte auch Tanja hoch uns sah ein großes Loch in seinem Shirt am Schulterblatt. Getrocknetes Blut war dort überall verkrustet.
Der Anblick versetzte ihr einen Stich. Und zwar ganz klar einen der Befriedigung, dass er sich verletzt hatte. Hoffentlich schmerzte es höllisch!
„Ach das…“ Er winkte ab. „Ein Kratzer. Ich habe ihn schon gar nicht mehr bemerkt.“
„Das sollten wir uns ansehen“, widersprach die Rentnerin energisch. Wenn man sie kannte, wusste man, dass Widerspruch zwecklos war. Weswegen sich Peter wohl auch wortlos fügte.

Zu Tanjas Leidwesen wurde sie mit in die Küche des Hauses zitiert, wo Peter sich das Shirt ausziehen musste.
Aus verengten Augen betrachtete sie seinen Oberkörper und spürte es in ihrem Magen rumoren. Es war absolut übelkeiterregend.
„Hast du zugenommen?“, zischte sie, als die ältere Frau zu ihrem Medizinschränkchen eilte.
„Nee“, gab er völlig gelassen zurück. „Du?“

Überrascht nach Luft schnappend konnte Tanja darauf nichts erwidern. Es war Jahre her, dass er ihr so offen und klar Paroli gegeben hatte.
Seit den Ereignissen in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, wegen denen sie ihn hasste, hatte er immer klein beigegeben. Und nun saß er auf dem Stuhl und hatte die Dreistigkeit, auch noch selbstgefällig in sich hinein zu lächeln, als sie nicht konterte?
Dafür würde er bluten! Und zwar nicht im übertragenen Sinn.

Dass Peter die Behandlung mit Jod an seiner Wunde nicht ganz klaglos hinter sich bringen konnte, bereitete dem Rotschopf nur wenig Befriedigung. Ihr Verstand raste und suchte nach möglichen Wegen, ihn zu verletzen.
Sie wollte ihm wehtun. Sein Herz brechen. Sein Glück zerstören und ihn leiden sehen.
So wie er es getan hatte…

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